Abschlussarbeit allein oder im Team besser?

Ich telefonierte ja am Sonntag mit meiner Freundin aus dem Ausland. Meine Freundin ist seit einiger Zeit mit einem gebürtigen Dänen zusammen, der auch in Dänemark studiert hat. Sie erzählte, dass ihr Freund an seiner Uni die Abschlussarbeit in einer Zweiergruppe erstellen und auch abgeben musste. Das kommt mir persönlich total befremdlich und kurios vor. Ich kenne so etwas in Deutschland nicht. Ich kenne das eher so, dass auch Gruppenarbeiten oder Partnerarbeiten gemacht werden, aber eher für kleinere Projekte und Aufgaben und nie für die Bachelor- bzw. Masterarbeit. Dann kann man ja auch direkt die Doktorarbeit im Team anfertigen, wenn man schon so anfängt.

Auf jeden Fall ging die Sache gehörig schief, bei dem was meine Freundin so erzählte. Sie meinte, dass der Teamkollege ihres Partners sich irgendwann komplett aus der Arbeit zurückgezogen hat und ihr Partner die Arbeit dann alleine fertig stellen durfte. Dafür hätte er dann deutlich länger gebraucht als vorgesehen, weil es wohl noch andere Schwierigkeiten gegeben haben soll, deren Details mir aber nicht bekannt sind.

Ich persönlich sehe den Sinn einer solchen Partnerarbeit bei der Abschlussarbeit nicht so wirklich. Manche Gruppenarbeiten bzw. Teamarbeiten können sehr gut funktionieren, aber das ist auch mit sehr viel Glück verbunden. Ich hatte erst letzte Woche eine Gruppenarbeit zu bewältigen, die wirklich sehr sehr gut gelaufen ist. Niemand hat sich zurückgezogen und sich vor Aufgaben gedrückt. Alle waren engagiert bei der Sache, auch wenn es in manchen Momenten langweilig wurde, gerade wenn man mit seiner Aufgabe fertig war und nicht wusste, was man als nächstes machen soll.

Solche guten Gruppenarbeiten habe ich bisher eher selten erlebt, daher ziehe ich gerade bei wichtigen Sachen wie die Abschlussarbeit auch eine Einzelarbeit vor und würde niemals im Team dafür arbeiten wollen. Das kann doch nur schief gehen.

Wie ist das an eurer Uni? Dürft ihr Abschlussarbeiten im Team bewältigen? Was haltet ihr von solchen Ideen? Welche Vorteile bzw. Nachteile hat das in euren Augen?

Ich kann dir das nur zustimmen. Gruppenarbeiten verlaufen oft total unfair. Es ist höchst selten, dass sich zwei treffen, die zusammenpassen und die beide engagiert bei der Sache sind. Damit es nicht klappt, müssen ja nicht mal nur faule und inkompetente Studenten dabei sein.

Es reicht ja, dass sie das Ganze nicht in Teamarbeit hinbekommen. Das kann ja nun mal nicht jeder. Dass er sich auch mal zurückhält, dass nicht alles so läuft, wie er sich das vorgestellt hat, dass andere die Aufgaben nicht perfekt erledigen oder halt andere Vorstellungen haben. Entweder man spielt sich dann als Chef auf und reißt das Ruder an sich. Dann haben alle anderen keine Lust mehr und ziehen sich zurück. Oder man selbst zieht sich zurück.

Es ist schön und gut, wenn man die Teamarbeit bei kleineren Projekten, bei Hausarbeiten, bei Seminararbeiten, im Labor und so weiter trainiert. Das gehört ganz klar zu einem Studium dazu und ist total wichtig. Aber sobald die Note wirklich wichtig ist, ist es unfair. Teamarbeit lässt sich nicht benoten, weil eine einzige Note nie auf alle Beteiligten passt. Als Anreiz kann man oft auch nicht völlig auf Noten verzichten, aber bei der Abschlussarbeit geht das definitiv zu weit.

Ich glaube, in Deutschland war es früher möglich, Abschlussarbeiten zu zweit zu schreiben. Ich glaube, im Zusammenhang mit den ganzen Plagiatverdächtigungen gegenüber Politikern hatte ich da mal was mitbekommen. Es kann sein, dass das nur auf die Universitäten in der DDR zutraf. Aber meiner Meinung nach ist das eine ganz schlechte Idee. Wenn es mich betroffen hätte, hätte ich die Arbeit lieber von Anfang an alleine geschrieben und dem anderen als fürs Nichtstun die Note geschenkt.