Führt Powerpoint zur Verblödung der Menschen?

vom 03.03.2015, 08:47 Uhr

Ich hatte dieses Wintersemester einen Dozenten, der eher altmodisch veranlagt ist. Er legt keinen Wert auf Technik, so stellt er beispielsweise auch keine Literaturvorschläge in unseren Online-Kurs, wo Dozenten normalerweise Unterrichtsmaterialien zum Lernen einstellen.

Der Dozent hält auch nichts von Internet und derartig modernen Medien. Wenn er Unterricht gehalten hat, dann war das meistens Frontalunterricht und erinnerte tatsächlich an eine Vorlesung. Soll heißen, dass er tatsächlich vorne gesessen hat und seitenweise handgeschriebene Zettel runter gerattert hat.

Wir mussten in seinem Seminar auch nach und nach Referate halten, in jeder Sitzung ein anderes Thema und da war das so, dass wir zwar den Tageslichtprojektor oder auch das Rednerpult benutzen durften, aber keine Powerpoint-Präsentationen, wie es in vielen anderen Seminaren mittlerweile Standard ist.

Auf die Frage, warum wir denn keine Powerpoint-Präsentationen halten dürften, kam nur die Begründung, dass PPP nur ein Objekt zur Verblödung der Massen sei. Es war also mehr als offensichtlich, dass dieser Dozent diesem Medium nichts positives abgewinnen konnte, sodass wir dann eben im Referat darauf verzichtet haben.

Könnt ihr die Gedankengänge des Dozenten nachvollziehen? Führt Powerpoint tatsächlich zu einer Verblödung der Menschen oder ist eine derartige Sichtweise total übertrieben?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ob es wirklich Power Point alleine ist, wage ich zu bezweifeln. Ich denke, dass die Umstellung des Studiensystems weit mehr Schuld an der so genannten Verblödung der Studenten hat. Ich würde aber auch nicht mal sagen, dass die Studenten heute blöder sind als früher. Sie werden einfach anders heran gezogen und fügen sich zwangsläufig dem System, wenn sie Erfolg haben wollen und das Studium auch abschließen wollen.

Früher, vor der Reform war Studium halt anders. Da wurde in vielen Fächern mehr Wert darauf gelegt, dass die Studenten lernen, eigenständig zu denken, Fragen zu stellen und Zusammenhänge her zu stellen. Heute ist vieles zunehmend verschult und für kritisches Hinterfragen bleibt kaum noch Zeit, denn man muss ja den Stoff abarbeiten, damit die genau darauf abgestimmten Module, die noch folgen werden nicht mit Wissenslücken aus unteren Semestern zu kämpfen haben. So sind es teils die Studenten sogar selbst, die Diskussionen im Keim ersticken, um alles noch zu schaffen.

Klar stört das viele Dozenten, vor alle, wenn sie schon länger lehren. Aber die Dozenten sind halt letztlich auch dem Bildungssystem und den staatlich vorgegebenen Rahmenbedingungen verpflichtet und in ihrer Freiheit eingeschränkt, so dass sie nicht so lehren können, wie sie gerne möchten.

Power Point kam halt relativ gleichzeitig in Mode, als die Reform umgesetzt wurde. So kann ich mir schon vorstellen, dass Dozenten der Meinung sind, dass Power Point mit schuld an der Entwicklung ist. Ich würde das auch nicht ganz von der Hand weisen. Denn seit Power Point sind die Referate eben mehr auf Multimedia gestützt. Es steht nicht mehr ausschließlich der Inhalt im Vordergrund, sondern auch das Äußerliche wie Layout oder Spezialeffekte.

Und wenn man Präsentationstechniken beherrscht, kann man auch aus relativ dünnem Inhalt einen tollen Vortrag gestalten. Wenn man klassisch ohne Technik referiert, fallen Schwächen wesentlich schneller auf. Von daher kann die Präsentationstechnik schon dazu mit beitragen, die Vortragsqualität und den Lernzuwachs zu senken. Zwangsläufig ist das aber meiner Meinung nach nicht so. Man kann auch mit Power Point tolle Vorträge gestalten. Es ist eben immer eine Frage, wie das der Vortragende gestaltet und wie viel Mühe er der didaktischen Gestaltung und dem Inhalt widmet.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Gerade mit Power Point kann man sehr kreativ sein, was Vorträge angeht. Ich selbst habe, sozusagen als Belohnung nachdem alle anderen Kursthemen durch waren, das Programm noch in den letzten beiden Tagen unterrichtet. Wobei es nur am ersten halben Tag gezeigt wurde, was möglich ist. Danach konnten sich die Kursteilnehmer einfach mal daran ausprobieren. Für den nächsten Tag habe ich dann einfach nur ein Thema vorgegeben, was per Power Point umgesetzt werden sollte. Verdummt ist da sicherlich niemand, weil sie alle sehr kreative und oftmals schon wissenschaftliche Ergebnisse gebracht haben.

Aber wenn so ein Dozent die neuen Medien wirklich so extrem ablehnt, dann wird er in allem, was man damit machen kann, eine Verdummung sehen. So muss ja nun auch niemand mehr im Duden schauen, ob ein Wort richtig geschrieben ist, sondern kann es sich im Schreibprogramm oder diversen Rechtschreibprüfern anzeigen lassen. Auch da kann man die Meinung entwickeln, dass es zur Verdummung beiträgt, weil man sich gar nicht die Mühe machen müsste, richtig zu schreiben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^