Vorher in Thematik einlesen oder Learning by Doing?
Mein Freund und ich überlegen uns seit kurzer Zeit, einige Gemüse- oder Obstsorten auf seinem Balkon zu kultivieren. Wir hatten vorher noch gar keine Pflanzen zu Hause, auch bei mir zu Hause nicht. Er empfindet Zierpflanzen als unnötig und überflüssig und bei mir ist es eher so, dass ich oft pendle und eine Pflanze bei mir in der Uni-Stadt würde dementsprechend sehr stark vernachlässigt werden und sehr schnell eingehen.
Da ich aber spätestens im Sommer zu ihm ziehen werde und noch häufiger bei ihm sein werde, denken wir über die Anschaffung einiger Nutzpflanzen nach. Er hat auch einen Balkon zu Hause, sodass das bei einigen Sorten durchaus möglich wäre, wenn man es richtig anstellt. So richtige Erfahrung hat keiner von uns beiden so wirklich.
Meine Großeltern haben einen Garten, wo diverse Sachen angepflanzt wurden von Obstbäumen wie Äpfel, Pflaumen, Birnen und Kirschen bis hin zu Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren), aber auch Tomaten, Gurken, Lauch und Rhabarber. Ich jedoch musste nie wirklich im Garten helfen, sodass ich da nie wirklich Erfahrungen gesammelt habe.
Die Früchte waren einfach immer da, wenn ihr wisst was ich meine. Wenn man ohnehin viel Zeit für die Schule aufbringen muss, dann hat man ohnehin nicht so viel Zeit wie ein Rentner, der viel weniger Verpflichtungen hat, seit er nicht mehr arbeiten muss.
Ich habe wie gesagt festgestellt, dass mein Freund und ich zwar das gleiche Ziel haben, nämlich die Kultivierung einiger Pflanzen, aber total unterschiedliche Herangehensweisen. Ich bin eher ein Mensch, der sich in die Thematik erst einmal reinliest und Informationen sammelt.
Ich habe auch schon einige Bücher bei Amazon gefunden, die mir interessant erscheinen und die mir als absoluten Laien möglicherweise einen ersten Einstieg in die Thematik liefern würden und mir auch erste Hinweise darüber geben würden, was ich zu beachten habe und was man lieber vermeiden sollte.
Mein Freund allerdings ist eher der Typ, der das Prinzip "Learning by Doing" verfolgt und sich in dieser Hinsicht nicht vorher in die Thematik einlesen möchte. Er meint, er wird schon früh genug auf Probleme stoßen und diese dann zeitnah recherchieren und lösen.
Diese Prinzipien kann man natürlich auf alles mögliche beziehen. Sei es jetzt, weil man von mir aus als Laie einen Tisch selbst konstruieren möchte oder weil man was weiß ich zum ersten Mal segeln oder renovieren möchte. Beispiele gibt es wie gesagt unzählige, sodass mir gar nicht alle einfallen würden, die ich hier aufzählen könnte. Mich würde aber interessieren, zu welchem Typ Mensch ihr gehört.
Welche Variante bevorzugt ihr? Lest ihr euch vorher in die Thematik ein, die euch interessieren würde um dann anschließend eure Handlungen anzupassen? Oder zieht ihr die Variante "Learning by Doing" vor? Welche Variante findet ihr besser und warum? Gibt es Sachgebiete, wo ihr eine Variante sinnvoller und praktischer findet als die andere? Welche sind das und warum ist das so?
Ich finde schon, dass es auf das Sachgebiet ankommt. Wir haben in den letzten Jahren im Frühjahr ein paar Bienenvölker verkauft und da sind uns auch totale Laien über den Weg gelaufen. Mein Mann hat sich zwei Jahre lang Wissen angelesen, bevor er sich Bienen gekauft hat. Das ist sicherlich etwas übertrieben. Aber bei reinem Learning by Doing gehen in dem Fall immerhin Lebewesen drauf. Das finde ich total unnötig. Und die Imkerei ist extrem kompliziert, weil es viele Krankheiten gibt und man mit einer Biene nicht einfach zum Tierarzt kann, wenn sie irgendwie schlapp wirkt.
Bei der Pflanzenzucht ist es sehr viel weniger tragisch, wenn einem eine Tomatenpflanze eingeht. Und oft sieht schon ein Laie, wenn es der Pflanze schlecht geht, weil sie beispielsweise die Blätter hängen lässt. Allerdings kann man dann immer noch sehr viele Fehler machen. Und es gibt auch einige Situationen, die man als Laie nicht erkennt. Manche freuen sich immer über das tolle Wachstum ihrer Pflanzen, dabei nennt man das "Ausgeilen" und die Pflanze macht das sozusagen aus Todesangst, weil ihr Licht fehlt.
Also ich bevorzuge einen Mittelweg. Man sollte schon grob wissen, womit man es zu tun hat. Nicht bis ins kleinste Detail und jede Eventualität abdeckend. Darum kann man sich dann kümmern, wenn diese Eventualitäten eintreffen. Aber man sollte schon Grundsätzliches wissen, um Fehler, Gefahren und auch Ärger und Verzweiflung zu vermeiden. Es macht doch auch kein Spaß, wenn man ständig Rückschläge hinnehmen muss.
Aber ihr ergänzt euch doch ganz gut. Kauf dir ein Buch, lese ein bisschen und er soll dann aber auch auf dich hören, weil du es dann besser weißt. Entscheidet euch, welche Pflanzen ihr ziehen wollt und dann bring in Erfahrung, welche Ansprüche sie an Standort, Erde, Licht und Wasser haben. Gerade so ganz ohne Erfahrung mit Pflanzen werdet ihr da einige überraschende Informationen bekommen. Dann startet ihr schon mal ohne grobe Fehler und habt auch Spaß daran. Und wenn Probleme auftauchen, muss er sich darum kümmern und eine Lösung finden.
Natürlich ist es wichtig, sich vorher in die Thematik einzulesen, aber ich finde man lernt erst, wenn man es auch schon einmal praktiziert und somit verinnerlicht hat.
Ich habe mir mal ein Aquarium zugelegt. Vorher habe ich vieles gelesen, von Wasserpflanzen bis zu wichtigen Bakterien usw, also einmal quer durch die ganze Thematik durch. Ich habe nach Anweisung das Aquarium schon einen Monat vorher eingerichtet und mit den nötigen Bakterien versorgt, damit sich die Fischchen darin auch wohl fühlen.
Nach einer Weile habe ich mir meinen Bruder geschnappt und wir sind zusammen losgefahren, um Fische für mein Aquarium zu besorgen. Ich habe mir 10 Neons und einen schönen Kampffisch besorgt, den ich Sammy getauft habe.
Nach einem Tag verlief noch alles recht gut. Meine Fischchen schienen sich in ihrem neuen Zuhause wohl zu fühlen und so fühlte ich mich bestätigt, alles richtig gemacht zu haben. Doch an Tag zwei bemerkte ich, wie einer der Neons rücklings an der Wasseroberfläche lag. Am nächsten Tag ein weiterer.
Ich war so panisch, dass mir jetzt ein Fisch nach dem anderen weg stirbt, dass ich daraufhin jeden Tag die Hälfte des Wasser wegschüttete, um sie durch neues, frisches zu ersetzen. Aber das Sterben hörte nicht auf. Jeden Tag schwammen 1-2 weitere Neons an der Wasseroberfläche. Und auf Sammy legte sich ein gräulicher Schleier.
Damals habe ich ihn aus dem Aquarium herausgenommen und versucht ihn sauber zu machen, weil er schon recht arm aussah. Grob hab ich es wegbekommen, aber eben nicht zwischen den Flossen. Und ich wollte ihm auch nicht weh tun.
Aber alle Bemühungen waren umsonst. Am Tag darauf verstarb auch Sammy. Später unterhielt ich mich mit jemanden, der schon lange und erfolgreich Fische bei sich zuhause hält. Ich erklärte ihm diese Situation und meine panischen Bemühungen. Seine Erklärung war, dass Fische sehr stressanfällig sind und ich sie wahrscheinlich durch mein Verhalten erst recht in den Tod getrieben habe. Er hatte zu Anfang ähnliche Erfahrungen gemacht
Ich muss sagen, mir wurde einiges klar, auch wenn ich zuvor nicht von diesem Phänomen gehört hatte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Erst durch Learning by Doing habe ich Erfahrungen gemacht, die ich durch Literatur alleine noch heute nicht wüsste. Ich halte eine Mischung aus Learning by Doing und Einlesen für perfekt. Die Mischung machts.
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