Volljährigen Kindern sagen, wann sie schlafen müssen?

Wir saßen neulich wieder mit ein paar Leuten aus der Umgebung in unserem Stammlokal und haben gemütlich miteinander geplaudert. Wir sind alle mindestens 18 Jahre alt und reden eigentlich über jedes Thema, was uns momentan beschäftigt oder was Aktuell ist. Meistens kristallisiert sich dann ein Thema heraus und wir diskutieren hauptsächlich über diesen einen Themenpunkt. Dies war auch vor ein paar Tagen wieder dabei.

Einer unserer Freunde hatte wohl Stress mit seinen Eltern und wollte dies mit uns teilen. Das Problem war, dass der Vater des Jungen ihm am vorherigen Tag zur Sau gemacht hätte, weil dieser noch um 23:00 Uhr wach war und mit dem iPad gesurft hat. Unser Freund wurde von seinem Vater darauf hingewiesen, dass er nun schlafen gehen soll. Allerdings fand das unser Freund nicht so gut und hat sich mit seinem Vater angelegt, da er doch alt genug sei und morgens auch keine Probleme mit dem Aufstehen hat. Dies wollte der Vater aber nicht akzeptieren und nun herrscht bei ihnen zu Hause dicke Luft.

Ich möchte jetzt nicht das Problem von meinem Freund direkt lösen, sondern das Ereignis verallgemeinern. Ich selber bin jemand, der selten nach 24:00 Uhr schlafen geht, da ich weiß, dass ich sonst nicht hochkomme. Allerdings gibt es Tage, an denen ich dann Mal länger wach bleibe, weil ich lernen muss oder einfach nur Videospiele spielen will. Mein Vater ist dann auch jemand, der mir sagt, dass ich schlafen gehen soll, da ich den Schlaf brauche und so weiter.

Ich weiß, dass es mein Vater nicht böse meint und er nur mein Bestes will. Allerdings kann ich das nun mal am Besten einschätzen, wann ich schlafen gehen sollte oder nicht. Trotzdem höre ich dann meistens auf meinen Vater, da ich am nächsten Morgen dann doch froh bin, früher im Bett gewesen zu sein.

Was sagt ihr zu diesem Thema? Ist das vollkommen legitim, wenn man das seinen volljährigen Kindern sagt oder habe ich vielleicht einen komischen Vater? Wie reagiert ihr darauf und findet ihr es gut, wenn ihr darauf hingewiesen werdet?

In meiner Zeit als junge Erwachsene wohnte ich auch noch bei meinen Eltern. In der Regel habe ich mit ihnen im Wohnzimmer fern gesehen, weil das einfach bequemer war. Meine Eltern haben dann auch öfters mal drum gebeten, dass ich doch ins Bett gehen soll. Heute sehe ich das so, dass sie einfach auch mal alleine sein wollte und kann ihre Bitte besser verstehen als damals.

Mein Vater hat einen komplett anderen Tagesrhythmus als ich. Er steht früh auf, macht ein Mittagsschläfchen, dass auch gerne mal ein paar Stunden dauern kann und geht meistens an dem Tag ins Bett, an dem er auch aufgestanden ist.

Ich gehe recht spät schlafen. Meistens zwischen 1 und 4 Uhr. Selten vor Mitternacht. Ich stehe aber meistens auch wesentlich später auf. Ich mache so gut wie nie ein Mittagsschläfchen und bleibe wach, bis ich wieder ins Bett gehe. Jahrelange Erfahrung haben mir gezeigt, ich kann mit dem Tagesrhythmus am besten leben.

Viele in meinem Umfeld sind der Meinung, ich soll früher aufstehen und somit auch früher ins Bett gehen. Allen voran mein Vater. Aber eher nach dem Motto: Das macht man halt so. Komischerweise bin ich nämlich flexibler als mein Vater. Wird von mir gewünscht (oder auch erwartet) um 9 Uhr wo zu sein, dann bin ich auch da. Aber ihm ist sein Mittagsschlaf heilig und da bringt er es auch fertig seine Familie stehen zu lassen und heim zu gehen, weil er seinen Mittagsschlaf braucht.

Ganz generell denke ich, so lange man im elterlichen Haushalt lebt, ist es sicherlich nicht ganz unsinnig, wenn man die Ratschläge der Eltern befolgt. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter es gerne gesehen hätte, wenn wir Kinder auch im Teenageralter oder als wir schon erwachsen waren, am Sonntag mit ihr Frühstücken. Was aber nie wirklich klappte, weil wir Nachts unterwegs waren und vor dem Mittagessen nicht aus dem Bett kamen.

Also grundsätzlich haben die Eltern natürlich kein Mitspracherecht mehr was das schlafengehen der Kinder angeht wenn diese volljährig sind. Man gilt ja mit 18 nicht umsonst als erwachsen. Die einzige Ausnahme besteht wohl darin wenn sich dein Bekanter laut verhält und den Vater vom schlafen abhält. Dann wär auch ich so frei und würde Ihn freundlich drauf hinweisen das er doch endlich schlafen gehen soll. Wenn es keine "Ruhestörung" ist, wenn er sich also ruhig verhält, wär es mir egal wie lang er aufbleiben würde.

Allerdings gilt wohl da der alte Satz, mein Haus meine Regeln. Es ist nun mal schwer in diesem Alter mit seinen Eltern unter einem Dach zu wohnen. Man ist nie richtig erwachsen in den Augen der Eltern, solange man nicht ausgezogen ist.

Naja, nur weil man 18 ist und nun rein rechtlich gesehen selbst entscheiden kann, wann man ins Bett geht, heißt das ja noch lange nicht, dass man im Kopf auch so erwachsen ist, dahingehend eine vernünftige Entscheidung zu treffen.

Ich hab in dem Alter damals im Freundeskreis bemerkt, dass die neue Freiheit mit 18 vollends ausgekostet wurde - die Eltern dienten zwar noch als Hotel, hatten aber ansonsten nicht mehr viel zu sagen. Da blieb man beispielsweise lange weg, einfach weil man es konnte. Ganz egal, ob das nun sinnvoll und vernünftig war oder nicht. Auch da kam immer das Argument, man sei schließlich alt genug um selbst zu entscheiden und man wisse nur selbst, was gut und richtig für einen sei. Das Ergebnis waren regelmäßig leere Reihen in der Schule während der ersten Stunden. Aber auch das war ja nicht weiter schlimm, weil man sich jetzt auch selbst Entschuldigungen schreiben konnte.

Letzten Endes ist es seitens der Eltern natürlich nicht mehr angebracht, das volljährige Kind zum Schlafen zu verdonnern. Das klappt ohnehin nicht. Legitim ist es aber, das "Kind" bei Ruhestörung in sein Zimmer zu schicken oder ganz grundsätzlich eben darauf hinzuweisen, dass es sinnvoll wäre, zu einer bestimmten Zeit ins Bett zu gehen, wenn man am nächsten Morgen früh aufstehen muss. In den meisten Fällen ist es dann auch gar nicht so dumm, da einfach mal drauf zu hören.

Eltern sind Eltern und ich denke, dass sie gedanklich immer ein kleines Kind vor sich haben werden und nur schwer akzeptieren können, dass 18 Jahre auch Selbstständigkeit bedeuten. Das mit den Ratschlägen hört ja auch nie auf. Dennoch finde ich, dass man das in dem Alter selber entscheiden sollte und ein Vater sich da einfach zurücknehmen muss, weil das nur Ärger gibt und das "Kind" es nicht einsehen wird. So ist das nun mal, man ist frisch Erwachsen und möchte da auch die Vorzüge nutzen und nicht Bettgehzeiten von den Eltern bekommen.