Persönliche Freiheit ohne Lärmmachen nicht perfekt?

vom 22.02.2015, 20:11 Uhr

Wir haben schon verschiedenes diskutiert und dies reichte meinem Empfinden nach mehrheitlich in Richtung Anarchie, selten in Richtung Diktatur oder eigentlich kaum in Richtung Diktatur.

Würdet Ihr Eurer persönliche Freiheit verloren sehen, wenn Ihr nicht die Stereoanlage oder den Fernseher beim WM Match bis zum Anschlag aufdrehen dürftet, Hausschuhe statt Stöckelschuhe daheim tragen müsstet oder nicht nach 22 Uhr ausgelassene Parties feiern dürftet?

Wo hört für Euch die persönliche Freiheit auf und wo beginnt sie? Auf welche lärmintensive Beschäftigung in einem Wohnhaus würdet Ihr nie verzichten wollen und wo könntet Ihr Abstriche machen und würdet Euch trotzdem als freier Mensch fühlen?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Unwichtige Bagatellen wie das Bedürfnis, nachts um drei Dudelsack üben zu wollen, haben für mich überhaupt nichts mit dem Menschenrecht auf persönliche Freiheit zu tun. Wer sich über so einen Kinderkram aufregt, kann sich gerne mal in (zahlreichen) anderen Ländern umschauen, wo die meisten von uns maximal als Kapitalanlage gelten und nicht mal alleine ins Kino oder zum Arzt gehen dürfen. Soviel zum Thema Freiheit der Person.

Völlig uneingeschränkte Freiheit gibt es nach Meinung vieler Philosophen sowieso nicht. Wenn man in eine Waldhütte in Kanada zieht, sodass sich weit und breit keine Nachbarn über nächtlichen Radau beschweren können, muss man dafür andere Abstriche seiner persönlichen Freiheit in Kauf nehmen. Meiner Meinung nach wird der Begriff Freiheit sowieso viel zu oft in dem Sinne falsch interpretiert, dass man machen können soll, was man will, ohne Rücksicht auf Verluste oder andere Menschen.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich hierzulande mehr persönliche Freiheit genieße als 90 Prozent aller Frauen auf diesem Planeten. Deswegen kann ich mich ganz gut mit der Prämisse arrangieren, dass meine persönliche Freiheit und mein Recht darauf, mich aufzuführen, wie ich will, dort eingeschränkt wird, wo das Recht einer anderen Person anfängt. Wir sind nun mal sehr viele Menschen auf sehr engem Raum. Aber würde mich das wirklich stören, wäre ich schon längst in besagte Waldhütte in Kanada ausgewandert.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Da wir zu Hause grundsätzlich nur Hausschuhe tragen, würde mich eine Vorschrift dahin gehend nicht beeinflussen. Aber ich sehe es recht locker, wenn mal eine Party ansteht. Da sollte man als Nachbar schon tolerieren, solange das nicht jedes Wochenende ist. Ich denke, da wäre es in manchen Dingen vermutlich recht sinnvoll, wenn du da ein wenig lockerer werden würdest. Oder hast du nie eine Party gegeben oder besucht?

Es kommt halt dabei immer auf die gesamte Situation an. Wie in einem anderen Thread schon erwähnt, haben wir auch eine Familie mit zwei kleinen Kindern über uns wohnen. An manchen Tagen stört es mich, wenn ein Stuhl über den Fußboden geschoben wird und oft höre ich es einfach nur und gut ist. Deswegen würde ich mich aber nicht aufregen. Es sind halt Kinder, die man auch nicht immer ans Gängelband nehmen kann.

Und wenn zur Fußballweltmeisterschaft mal die Fernsehgeräte etwas lauter sind, dann kann ich auch damit leben. Wir schauen selbst Fußball und würden uns nicht weiter daran stören. Zumal man eben auch weiß, dass es nur für einen bestimmten Zeitraum so sein wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde solang man nichts Extra macht, ist es ok auch mal laut zu sein. Zum Beispiel trage ich auch mal gerne Stöckelschuhe, ziehe sie aber erst an, wenn ich kurz davor bin aus der Haustür rauszugehen, damit die arme Socke unter mir nicht drunter leidet. Wenn ich feiere sage ich den Wohnungen um mich herum Bescheid. Ich kann laut Musik hören, aber es gibt nicht umsonst Kopfhörer. Gerade in der Bahn muss es nicht sein, dass alle etwas von deinem Geschmack mitbekommen. Wenn es eine Alternative gibt, wäre es doch einfach höflicher die leisere zu wählen.

Gerade in Großstädten, die sowieso einen höheren Geräuschpegel haben, muss es nicht sein, wenn man das Handy noch laut aufdreht oder nachts durch die Straßen brüllt auf dem Heimweg.

Ich denke das hat nichts mit eingeschränkter Freiheit zu tun, Rücksicht zu nehmen. Man lebt in einer Gemeinschaft, was Vor- aber auch Nachteile hat.

» Becker_K » Beiträge: 26 » Talkpoints: 8,75 »



Ich finde es schade, dass Freiheit hier eben durch den Geldbeutel beschränkt wird. Wer ein eigenes Häuschen finanzieren kann, der kann sich auch eben eher den Luxus leisten, nachts um drei im dick isolierten Musikkeller Schlagzeug zu üben und keiner stört sich dran. Wer sich halt nur eine Mietwohnung leisten kann, ist eben daher angeschmiert.

Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass sich einzelne Zeitgenossen dadurch benachteiligt fühlen und versuchen dagegen zu rebellieren. Dass das aber eben zu Lasten anderer geht, die durch die gleichen gesellschaftlichen Zwänge eingeschränkt sind, leuchtet vielen nicht ein.

Ich persönlich muss nicht mit Stöckelschuhen durch die Wohnung laufen. Aber ich hätte ehrlich gesagt manchmal schon lieber ein eigenes Haus, dann müsste man die Kinder nicht so oft ermahnen, denn man hört es halt, wenn die Kinder zu Hause auch mal Fange spielen oder Stühle rücken.

Wo es mir an die Freiheit geht ist, wenn Vermieter die Zeiten vorschreiben, zu denen man Duschen darf. Das gibt es auch. Wenn ich im Sommer nachts um drei verschwitzt aufwache, will ich duschen dürfen! Wenn jemand Schicht arbeitet, soll er duschen dürfen, wann immer er oder sie nach Hause kommt. Solche Regelungen finde ich albern. Man muss ja nicht nachts nach Mitternacht den Whirlpool anmachen, aber normales Duschen (ohne Singen) sollte erlaubt sein.

Was mich auch stört ist, dass man mittlerweile bei manchen Vermietern sogar für Katzenhaltung eine Erlaubnis braucht, die der Vermieter jederzeit widerrufen kann. Da Wohnraum in vielen Gebieten derzeit knapp ist, schluckt man halt auch so eine Kröte. Bei einem dauernd kläffenden Hund oder aggressiven Hund sehe ich das ja noch ein. Aber wegen einer Katze? Klar miauen manche etwas mehr, aber so laut ist das nicht. Bei uns steht allerdings im Mietvertrag, dass die Nachbarn die Katze nicht hören dürfen, weil sie sonst ein Ende der Katzenhaltung bewirken können. Mag auch sein, dass das Nachbarn nervt, wenn jemand in der Wohnung Katzen züchtet oder eine Pension betreibt. Aber wenn man ganz normal zwei, drei Katzen hat, dann finde ich so einen Zusatz eigentlich eine Frechheit.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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