Bus: Ich habe einen Kinderwagen, ich bin wichtig

vom 22.02.2015, 00:39 Uhr

Neulich stieg eine Dame mit Kind in einen fast vollen Bus ein. Nachdem sich die Leute kaum noch bewegen konnte und auch nicht wirklich noch eine Gasse für den Kinderwagen bilden wollten, rief die Frau: "Ich habe einen Kinderwagen, ich bin wichtig!".

Statt Mitleid, erntete sie Lachen und andere Kommentare, wie dass zu hoffen wäre, dass im Kinderwagen nur Einkaufskram wäre und kein Kind. Andere meinte, dass sie mit dem Spruch sicher keine Hilfe erwarten dürfte. Ich habe die Frau auch im Getümmel nicht richtig gesehen, nur dass die Anzeige draußen den nächsten Bus für in einer Minute anzeigte und dann frage ich mich schon, warum man sich in so einen Bus hineindrängen muss.

Was haltet Ihr vom Spruch der Frau? Ist so eine Aussage eher lachhaft oder sollte sie bewirken, dass die Leute sich mehr zusammendrängen? Hättet Ihr auch noch in den Bus gewollt oder hättet Ihr die Minute länger gewartet?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Der Satz klingt schon ein wenig komisch. Aber ich denke, dass man eine Mutter mit Kinderwagen auch ein wenig verstehen kann. Vielleicht hat sie auch noch einen Job und war auch im Stress und das Kind musste vielleicht auch schnell nach hause, weil es Hunger hatte.

Ich kenne es eigentlich nur so, dass man Platz für einen Kinderwagen macht. Wenn die Mutter so einen Satz sagt, hätte ich wahrscheinlich auch geschmunzelt, weil es schon komisch ist. Man weiß ja auch nicht, warum die Frau so reagierte und ob der Satz auch richtig interpretiert wurde. Was war wichtig, der Kinderwagen oder das Kind im Kinderwagen, dessen Bedürfnisse man stillen muss.

Ich würde mich überhaupt nicht über so was aufregen und mir wäre es ziemlich egal. Ich finde aber schon, dass man bei einem Kinderwagen schon ein wenig helfen sollte und Platz machen sollte. Warum sollte denn diese Frau auf den nächsten Bus warten. Wenn der dann genauso voll ist, kann sie noch länger warten und dann ist das Kind noch unruhig, weil es Hunger hat und die Windeln voll hat und wenn du dann in dem Bus sitzt, kommt der nächste Thread, dass ein stinkendes Baby im Bus mitfährt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich denke, dass es auch ein wenig darauf ankommt, wie die Frau diesen Satz gesagt hat. Vielleicht meinte sie es auch eher scherzhaft und wollte mit dem Kommentar nur eben die Aufmerksamkeit haben, damit die anderen Fahrgäste sie bemerken und Platz machen. Man weiß ja in der Situation auch nicht, ob der nächste Bus nicht vielleicht ebenso voll gewesen wäre, darum verstehe ich es irgendwo schon, dass die Frau einen Platz in dem Bus haben wollte. Aber wenn der Kommentar doch ernst gemeint war, dann verstehe ich ihn doch nicht so ganz.

Sicher sollte man einer Mutter mit Kind immer möglichst helfen, einen Platz im Bus zu bekommen, aber wenn dieser voll ist, dann geht es eben einfach nicht. Und dann verstehe ich irgendwie auch die Kommentare, dass die Mutter nach so einem Spruch nicht noch Hilfe erwarten kann. Man kann ja freundlich fragen und das vielleicht auch etwas lauter, damit es die anderen Fahrgäste mitbekommen und vielleicht zusammenrücken können. Aber dann direkt zu betonen, dass man quasi wichtiger ist als die anderen Fahrgäste, das finde ich nicht so toll.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Die Frau habe ich nicht gesehen, weil ich weiter vorne im Bus war. Sie sagte den Satz mit einer hohe und kratzenden Stimme. Es hört sich auch an, wie herausgebrüllt, aber mit einem ungewöhnlichen Klang. Der Satz hatte nichts Freundliches oder Sympathisches an sich. Vielleicht ist auch deshalb die Reaktion der Leute so ausgefallen.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Nur, weil eine Minute später der nächste Bus kommen sollte, heißt es noch lange nicht, dass das der richtige Bus war. Bei mir zu Hause fahren auch mehrere Busse zum Hauptbahnhof. Etwa alle 5-6 Minuten. Wenn da einer Verspätung hat, dann kann man auch den nächsten nehmen, allerdings nur, wenn man zum Hauptbahnhof möchte.

Es gibt drei oder vier verschiedene Linien, die zwar dasselbe Ziel haben, aber alle komplett unterschiedliche Wege fahren. Da muss man schon drauf achten, in welchen Bus man steigt, wenn man nicht unbedingt zum Hauptbahnhof möchte. Dementsprechend kann ich die Frau schon verstehen, wenn sie nicht warten wollte, sondern lieber im aktuell anhaltenden Bus mitfahren wollte.

Mir persönlich ist es egal, in welchem Ton eine Frau mit Kinderwagen auf sich aufmerksam macht. Ich finde es hat etwas mit Respekt zu tun und ich kann mir schon vorstellen, dass das "reisen" mit Kinderwagen schon etwas stressig ist. Das Kind hat Bedürfnisse, es möchte gefüttert und gewickelt werden. Es möchte beschäftigt werden. Noch dazu kommt, dass Barrierefreiheit nicht unbedingt überall gegeben ist und sehr viele Menschen sind unfreundlich und wollen keine Rücksicht nehmen. Da würde mir auch irgendwann der Geduldsfaden reißen und ich würde unfreundlich werden.

Ich finde es selbstverständlich, dass man einer Frau mit Kinderwagen Platz macht, egal wie voll der Bus ist. Bei uns ist es auch üblich, dass Fahrradfahrer sofort den Bus verlassen müssen, damit Kinderwagen im mittleren Teil des Busses Platz haben. Das ist selbstverständlich und die Fahrradbesitzer werden sogar explizit von Busfahrern darauf hingewiesen. Die steigen alle automatisch aus, wenn eine junge Mutter einsteigen möchte, auch wenn die Wunschhaltestelle noch lange nicht erreicht ist.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das mit den Fahrradfahrern finde ich interessant, denn das ist in Österreich in jedem Bus verboten. Ich hatte damals schon Schwierigkeiten, weil ich vom Gartenhaus mein kaputtes Fahrrad in die Reparatur mitnehmen wollte und der Busfahrer mich nicht einsteigen lassen wollte, weil es untersagt ist. In der S-Bahn und in der U-Bahn darf man das Fahrrad nur zu den angeschriebenen Zeiten mitnehmen.

Ich verstehe nicht jede Frau mit Kinderwagen, denn die drängen sich oft in jeden vollen Bus. Man muss auch nicht in der Stoßzeit fahren und an der Haltestelle hält nur eine Buslinie und die Anzeige draußen war deutlich. Auch kann man mal hier seinen Verstand einsetzen und nicht die Brechstange und manche Sprüche erheitern eher die Mitfahrer, als dass sie helfen.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Als Mutter von zwei Kleinkindern fahre ich selbst seit über vier Jahren regelmäßig mit dem Kinderwagen oder Buggy mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn möglich versuche ich jedoch, Stoßzeiten zu meiden. Dies ist jedoch nicht immer realisierbar, z.B. wenn ich einen Arzttermin wahrnehmen muss.

Wenn ich es allerdings nicht gerade eilig habe und sehe, dass ein heranfahrender Bus bereits überfüllt ist, dann warte ich lieber freiwillig auf den nächsten Bus. Es ist mir sehr unangenehm, mich dann noch in einen übervollen Bus zu quetschen. Meiner Tochter habe ich genau aus diesem Grund den Buggy bereits mit zwei Jahren abgewöhnt, bei meinem Sohn werde ich dies ebenfalls versuchen.

Hier in München ist es sogar so, dass Frauen mit Kinderwagen aussteigen müssen, wenn ein Rollstuhlfahrer einsteigen möchte. Das ist dann schon ärgerlich, vor allem, wenn man einen Termin wahrnehmen muss. Falls ich wirklich pünktlich sein muss, nehme ich sicherheitshalber immer einen früheren Bus.

Den Kommentar der Frau finde ich auch witzig, eventuell hat sie sich aber auch nur etwas ungeschickt ausgedrückt. Vielleicht war sie einfach nur genervt, weil die anderen Fahrgäste wahrscheinlich von sich aus keinen Platz gemacht haben und die Frau anders keinen Platz bekommen hätte. Das habe ich auch schon öfter erlebt: Obwohl der Bus noch nicht einmal überfüllt und sogar Sitzplätze frei waren, musste ich bereits mehrfach Fahrgäste bitten, doch etwas beiseite zu gehen. Das finde ich dann schon frech.

» Missmermaid » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,87 »



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