Grabsteine mit Namen im Abbruchcontainer ein Horror?

vom 21.02.2015, 19:56 Uhr

Heute sahen wir am Zentralfriedhof erstmals, das vernachlässigte Gräber, sicher nach Aufforderung um Pflege, abgetragen wurden. In einem großen Container sah ich einen Grabstein mit den Namen der Verstorbenen.

Dies empfand ich als mulmig. Auch wurden die nächsten Gräber schon mit einem roten Kreuz gekennzeichnet. Ich weiß schon, dass dies alles notwendig ist, aber dennoch ist es für mich unheimlich, denn das kann auch anderen passieren, wenn keine Nachkommen mehr da sind.

Sind Grabsteine mit Namen im Abbruchcontainer für Euch ein Horror? Versteht Ihr die Vorgangsweisen von Friedhöfen und könntet Ihr bei der Grabauflösung mithelfen oder würdet Ihr Euch enorm schlecht bei so einer Tätigkeit fühlen?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Naja es ist eben so, dass man etwas mit dem Grabstein verbindet. Allerdings muss man auch einmal los lassen können, so doof es auch klingt. Eine Zeit lang hatte ich die dumme Angewohnheit, die Todesanzeigen meiner Verwandten, Freunde und Bekannten aufzubewahren.

Allerdings habe ich bald damit aufgehört, weil ich immer sehr traurig wurde, wenn ich diese angesehen hatte. Sie wanderten dann schweren Herzens auf den Müll und heute sehe ich mir lieber Fotos von der Zeit an, als wir noch alle glücklich waren. Das hat ganz einen anderen Beigeschmack, als eine Todesanzeige zu Hause zu haben.

Ich kann es gut verstehen, dass es für dich der Horror ist, so etwas zu sehen und dass du keinesfalls da mithelfen könntest. Da denke ich mir, dass mir das ebenfalls schwer fallen würde. Allerdings denke ich auch, dass man sich an alles gewöhnen kann, wobei es sicher kein Traumjob darstellt, so denke ich.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich dachte, wenn ich nicht mehr bin, dann ist keiner mehr da, der sich um das Grab meiner Mutter kümmern könnte. Dann würde dieses Grab sicher auch verwahrlosen und obwohl auf Friedhofsdauer, auch mal im Container landen. Dies ist schon ein Gedanke, der eine gewisse Gänsehaut erzeugt, aber man brauch den Platz und manche Gräber stellen fast schon eine Gefährdung für die Allgemeinheit dar.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Es ist nicht so, dass nur ungepflegte Gräber wieder plan gemacht werden. Nach ein paar Jahren läuft die Grabstelle aus. Das kann, je nach Boden und Verrottung des Leichnams 10-25 Jahre dauern. Meist "kauft" man diese Grabstelle für den Angehörigen für einen gewissen Zeitraum und dann kann man ihn "wiederkaufen" oder eben nicht mehr. Wenn man die Grabstelle nicht mehr will, wird eben alles weg geschmissen und entsorgt. Was soll man denn deiner Meinung nach dem Grabstein machen? Oft ist es zwar so, dass der Steinmetz die Steine auch wieder verwenden kann, aber manchmal eben auch nicht.

Ob auf dem Grabstein nun ein Name ist oder nicht, ist doch egal. Er muss entsorgt werden und da bleibt eben nur die Mülltonne oder wie du schreibst der Abbruchcontainer, was immer das sein mag.

Für mich ist es kein Horror, wenn im Müll ein solcher Grabstein liegt, weil es eben der Gang der Dinge ist, dass man eben auch solche Dinge entsorgen muss. Für mich muss es nicht mal Grabsteine geben. Aber wenn das jemand hat, kann man ja nicht hingehen und erst mal den Namen unkenntlich machen. Oft ist der ja eingemeißelt. Ich frage mich da, wie man so "zart besaitet" sein kann, dass man einen toten Stein sieht und Gänsehaut bekommt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wer das nicht möchte, kann sich halt auf See bestatten lassen. Da gibt es keine Grabsteine. Aber man muss es mögen.

Klar ist das letztlich eine Geldfrage und eine Platzfrage. In einer Großstadt wird sicher auch irgendwann der Platz knapp, wenn man nicht effektiv mit Gräber wirtschaftet, die nicht mehr bezahlt werden. Und Gräber sind teuere in der Pflege als man denkt, wenn man diese übernehmen lässt, weil man es selbst nicht (mehr) kann. Da kann schon mal der Gegenwert eines PKW dabei drauf gehen, je nach Friedhof.

Hier in Mitteleuropa geht man sowieso recht rücksichtsvoll mit den Toten an. Und hier geht es um nichts anderes als einen beschrifteten Stein. Ich habe das auch schon auf Reisen gesehen, dass Leichen in Schubkarren transportiert werden und in Massengräber verscharrt wurden, weil niemand da war, der die Grabgebühr zahlen konnte. Da finde ich das Problem mit den Steinen vergleichsweise moderat.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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