Sollten Eltern die Kinder vor schlechtem Umgang bewahren?

vom 21.02.2015, 15:23 Uhr

In diesem Beitrag hier geht es um Kinder, die mit angeblich nicht standesgemäßen Kindern spielen und die Eltern das nicht möchten. Aber ich finde, dass das manchmal durchaus seine Berechtigung hat, weil man Kinder dadurch auch vor unliebsamen Überraschungen und Erlebnissen bewahren kann, wenn die Eltern den Kontakt zu manchen einschränken.

Als Kind war ich beispielsweise in einer Art Jugendtreff, der wurde von der Kirche im Ort organisiert. Da gab es erst etwas Kirchliches, es wurde etwa über ein Thema geredet, danach war dann Spiel und Spaß, oft sind wir auch zu McDonalds gefahren oder haben Volleyball gespielt oder irgendetwas in der Art. Und da waren eben auch viele aus der örtlichen Mittelschule dabei – Haupt- und Realschüler.

Vor allem mit den Hauptschülern habe ich mich gar nicht verstanden. Irgendwie haben wir immer nur Konflikte und Streitigkeiten gehabt. Die kamen mir immer so grob vor und waren auch untereinander wenig feinfühlig und sensibel, aber untereinander haben die sich irgendwie verstanden, nur ich kam mit dieser Art nicht klar.

Ich weiß nicht, woran das lag. Vielleicht war ich schon als Kind ein wenig ein Einzelgänger. Aber mit anderen habe ich mich ja durchaus verstanden. Aus meiner Sicht kam ich damals mit deren eher grober Art nicht klar. Die haben sich darüber unterhalten, welchen Unfug sie mit ihrem Moped gebaut haben oder auf welchen Partys sie waren, ob sie wieder einen neuen Partner haben usw. und in dem Alter habe ich mich hauptsächlich damit beschäftigt, für irgendwelche Klausuren in der Schule zu lernen.

Zudem waren die immer so direkt und haben das auch oft in nicht sehr charmanten Worten gesagt, wenn denen etwas nicht gepasst hat. Damit kam ich nicht klar, ich mag dieses Grobschlächtige und Direkte nicht.

Ich habe dann dennoch versucht, mich mit denen zu verstehen. Manchmal bin ich nach einem Streit eine Weile nicht mehr hingegangen, dann kam ich wieder, weil es mir langweilig wurde, dann ging es eine Weile, aber schon bald kam der nächste Streit. Irgendwann hatte ich es dann komplett aufgegeben und die Betreffenden auch seitdem nicht mehr wiedergesehen.

Rückblickend gesehen wäre es wohl schon besser gewesen, wenn meine Mutter mich davon abgehalten hätte, zu diesen Leuten Kontakt zu haben, denn das hätte mir die regelmäßigen Enttäuschungen und Konflikte erspart.

Ist es nicht manchmal besser, wenn Eltern ihre Kinder davor bewahren, zu manch anderen Kindern Kontakt zu haben? Die negativen Erfahrungen, die Kinder ansonsten machen, wirken ja auch weiter und prägen einen irgendwie negativ.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich möchte auch nicht, dass meine Kinder mit anderen Kindern spielen, die z.B. regelmäßig Kraftausdrücke verwenden oder sich gar prügeln etc. Aber da ich meine Kinder von Geburt an vernünftig erzogen habe und ihnen auch immer sage, sie dürfen sich ihre Freunde alle selbst aussuchen unter der Bedingung, dass sie die Finger weg von Kindern lassen, die ihnen nicht gut tun und sie nicht glücklich machen, hatte ich nie Probleme mit Freundschaften zwischen meinen Kindern und anderen Kindern, die mir nicht passen.

Du hast ja selbst damals gemerkt, dass Du mit den Kindern auf der Hauptschule größtenteils nicht klar kamst und hast deshalb Abstand zu ihnen gehalten. Genau so machen das meine Kinder auch. Sie wissen ja am besten, wer ihnen gut tut, wenn sie daheim eine tolerante liebevolle Erziehung genießen, bei der sie alle Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchen.

Die meisten "kriminellen" Kindern werden ja nur aus Vernachlässigung so wie sie sind.Es ist der Schrei nach Aufmerksamkeit und die meiste Aufmerksamkeit bekommt man eben, wenn man Dummzeug macht. Das haben meine Kinder gar nicht nötig.

Hätte Dich Deine Mutter direkt von ihnen abgehalten, wäre das, meiner Meinung nach, keine gute Idee gewesen, denn die Erfahrung musst Du nun mal selbst machen. Wie sonst sollst Du lernen, von welcher Art Menschen man sich besser fernhält?

Außerdem haben Eltern manchmal eine ganz andere Ansicht, was andere Kinder angeht. Meine Mutter hat mir auch ständig Kontakte verboten, weil das andere Kind z.B. ungepflegt aussah,aber ich fand das andere Kind damals überaus sympathisch und hilfsbereit und habe gerne Zeit mit ihm verbracht.

Das sollten das letztendlich doch die Kinder entscheiden. Es ist eben nur wichtig, die Kinder von klein auf aufzuklären, was allgemein kein guter Umgang ist. Dazu gehören z.B. für mich Kinder, die Drogen nehmen oder regelmäßig die Schule schwänzen oder kriminell sind und klauen oder sonst nur Unfug im Kopf haben.

» cherrypie » Beiträge: 567 » Talkpoints: 30,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Und wann sollen Kinder dann lernen, dass man auch Konflikte austragen muss? Da du von Haupt- und Realschule schreibst, müsst ihr ja mindestens in der 5. Klasse gewesen sein. Beim Stichwort Moped und Party vermute ich eher so ab 8. Klasse. Und da sollten Kinder schon lange in der Lage sein Konflikte auszutragen und die Folgen, solange sie nur auf verbaler Ebene gewesen sind, auch zu verkraften. Und du hast doch selbst dabei bemerkt, dass dir dieser Kontakt nicht gut tut und bist ihm aus dem Weg gegangen.

Meinst du wirklich es hätte so viel mehr gebracht, wenn dir deine Mutter den Kontakt quasi verboten hätte? Allgemein trotzen dann Kinder und versuchen ständig diese Verbote zu umgehen. Mag sein, dass du ein braves Kind gewesen bist, was sich der Anordnung der Mutter immer gefügt hat. Aber das sind eher Ausnahmen.

Irgendwie erinnert mich das an den Kindergeburtstag meiner Töchter in der zweiten Klasse. Da sind die Kinder ja acht Jahre alt beziehungsweise werden es bald. Die ganze Gruppe wollte also auf dem Sportplatz gegenüber eine Runde im Schnee spielen. Ich brachte sie hin, habe ihnen gesagt, dass ich rufe, sobald das Abendessen fertig ist und sie sollen alle zusammen über die Straße gehen. Hat auch prima geklappt.

Wenige Tage später spricht mich die Mutter eines der Kinder an, wie ich denn die Kinder allein über die Straße gehen lassen könnte. Erst vor wenigen Tagen hätte man wieder ein Kind auf der Straße X angefahren. Straße X ist aber eine vierspurige Hauptstraße, dazu Bundesstraße mit enorm viel Durchgangsverkehr. Wir wohnen an einer Straße, die neben der Buslinie fast ausschließlich von Anliegern genutzt wird. Ich habe sie dann auch gefragt, wann sie ihren Sohn denn mal lernen will, wie man richtig die Straße überquert. Mit Beginn des Führerscheins, wäre es wohl ein wenig spät.

Am Ende müssen Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen und strikte Verbote bringen meist nicht viel. Wobei Kinder meist auch sehr schnell erkennen, welche Kontakte für sie gut sind und welche nicht. Meine Töchter sind ja zwei verschiedenen Klassen und ich kann bei beiden beobachten, dass sie mit den Kindern nur den nötigsten Kontakt pflegen, wo ich sagen würde, dass der Kontakt ihnen nicht gut tut. Sie erkennen also von allein, wen sie lieber meiden sollten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Hätte Dich Deine Mutter direkt von ihnen abgehalten, wäre das, meiner Meinung nach, keine gute Idee gewesen, denn die Erfahrung musst Du nun mal selbst machen. Wie sonst sollst Du lernen, von welcher Art Menschen man sich besser fernhält?

Ich hatte es ja damals mehrfach versucht, ich kam ja manchmal nach einer Weile wieder dorthin und habe wieder versucht, mich mit den Leuten zu vertragen. D.h. ich wurde mehrfach enttäuscht und habe mich dann auch eine Weile lang richtig ausgegrenzt gefühlt. Und das hatte mich damals auch sehr mitgenommen und ich war eine Zeit lang wirklich niedergeschlagen deswegen, weil ich immer den Eindruck hatte, dass mich dort keiner leiden kann.

Darum denke ich, dass es besser gewesen wäre, wenn man mich von Anfang an von denen ferngehalten hätte, da wäre mir diese Erfahrungen erspart geblieben und ich hätte in diesem Lebensabschnitt ein glücklicheres und zufriedeneres Leben gehabt. Man muss ja nicht jede Erfahrung selbst machen, man kann auch aus den Ratschlägen anderer lernen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es immer sehr traurig, wenn Kinder aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Wortwahlen, ihres Verhalten oder teilweise aufgrund des Elternhauses von anderen Familien mit Kindern vermieden werden. Denn man darf nicht vergessen, ganz gleich, wo ein Kind herkommt, verantwortlich sind in den ersten Jahren immer die Eltern für das Kinderverhalten, sodass man hier nicht gleich dem Kind die Außenseiterrolle zuspielen kann.

Wenn andere Kinder häufig Kraftausdrücke wählen, dann dürfen bei vielen Familien deren Kinder nicht mit den Betroffenen spielen. Was ich persönlich, um mal einen Kraftausdruck zu nennen, scheiße finde. Wenn ich mein Kind gut erzogen habe, dann versteht es, dass es diese Wörter nicht allzu häufig bis gar nicht nutzen darf. Zumal man gewisse Wörter wie "Scheiße, Kacke, Pisse" usw. aus den Wortschätzen der Kinder beginnend ab der Grundschule gar nicht mehr wegbekommt.

Ich denke in solchen Fällen kann man sich auch einfach nur anstellen. Schlimm ist jedoch auch, dass Kinder aufgrund der sozialen Herkunft, wie Hartz IV ausgegrenzt werden. Dies fiel mir früher als Kind, da war es jedoch die Sozialhilfe und heute in meinem Beruf sehr häufig negativ auf. Die Kinder können nichts für die Arbeitslosigkeit der Eltern. Nur weil sie keine Markenkleider & Co tragen, sind sie nicht gleich schlechte Wesen, was viele Familien aus gut behüteten Umgebungen jedoch ständig so auslegen.

Kinder dürfen ruhig erlernen, dass jedes Kind anders ist. Der eine Junge nutzt mehr Kraftausdrücke, während das Mädchen aus einer sozial schwachen Familie stammt. Kinder müssen eben lernen, dass es Unterschiede in der Welt gibt, aber diese nichts mit dem Kind an sich zu tun haben.

Wenn Mütter ihre Kinder von Hartz IV Empfängern fernhalten, weil diese angeblich alle asozial sind, dann wundert es mich nicht, wenn das Mobben der Empfänger dieses Geldes in der Schule bereits in der Grundschule seinen Ursprung nimmt. Hier sind einige Eltern mit für verantwortlich und das kann es beim besten Willen nicht sein.

Ich glaube Kinder sollten sehr wohl lernen, dass es Unterschiede in puncto Geld, Verhalten & Co gibt. Dazu muss man einen vermeidlich schlechten Umgang nicht gleich verbieten, denn einige Kinder finden gewisse Dinge von alleine nicht gut. Sie müssen lernen, dass es Konflikte geben kann, dass sie lernen müssen jeden respektvoll zu behandeln und mehr.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^