Wie Einladung zur Hochzeit am besten absagen?

Mein Cousin heiratet im kommenden Sommer und soweit ich mitbekommen habe, soll ich auch zur Hochzeit eingeladen sein, wobei ich nie eine persönliche Einladung in mündlicher oder schriftlicher Form erhalten habe. Bei uns ist es eher Tradition, dass die Eltern eben als "Familie XY" eingeladen sind und man die Kinder automatisch mitzählt, auch wenn diese nicht mehr im Elternhaus wohnen. Die "Kinder" bekommen erst eine eigene Einladung, wenn sie selbst verheiratet sind und da ich ja noch nicht verheiratet bin, erübrigt sich das eben und ich habe keine persönliche Einladung erhalten, was auch in Ordnung ist. Denn da es Tradition ist, stört mich das nicht weiter und für mich ist das normal.

Jetzt stehe ich aber vor der Aufgabe, die Einladung abzulehnen und mein Kommen für die Hochzeit meines Cousins abzusagen. Meine Absage hat mehrere Gründe, zum einen weil das mitten in der Klausur- und Blockseminarphase in der Uni sein wird, zum anderen weil ich Bestandteil von einigen ungelösten Konflikten bin mit Gästen, die auch anwesend sein werden und die Möglichkeit besteht eben, dass die Situation eskaliert, es eine riesige Szene gibt und es eben zur Folge haben kann, dass der schönste Tag im Leben meines Cousins absolut ruiniert ist. Aber selbst wenn sich die konfliktbehafteten Personen zusammenreißen könnten, würde ich mich extrem unwohl fühlen und hätte ständig das Bedürfnis, die Flucht aus dieser unerträglichen Situation antreten zu müssen.

Es hat also nichts mit meinem Cousin an sich zu tun, auch wenn wir als Teenager früher gerne mal aneinander geraten sind und es häufiger mal zu Missverständnissen und Übertragungsfehlern gekommen ist. Aber wir sind mittlerweile erwachsen geworden, auch wenn wir kein besonders enges Verhältnis zueinander haben, sondern ein eher flüchtiges und oberflächliches. Ich würde ihm schon gerne die Wahrheit sagen, warum ich nicht kommen kann, aber ich finde, dass er mit so etwas einfach nicht belastet werden sollte und ich bin kein Mensch, der mit seinen Problemen von Tür zu Tür hausieren geht. Im Moment überlege ich, ob ich nicht einfach die Klausurphase als Ausrede vorschieben soll, auch wenn ich weiß, dass es eine dumme Ausrede ist und die paar Stunden Hochzeit würden mich schon nicht vom Lernen abhalten.

Würdet ihr bei einer Absage zu einer Hochzeitseinladung immer die Wahrheit sagen? Oder würdet ihr Ausreden erfinden, um niemanden zu beleidigen? Welche Begründung als Absage würdet ihr als Brautpaar überhaupt akzeptieren ohne beleidigt oder verletzt zu sein?

Schwierig, aber ich verstehe, dass Du die Einladung ablehnen möchtest. Die Gründe sprechen für sich. Warum schreibst Du Deinem Cousin nicht einen Brief, in dem Du ihm genau schilderst, um was es Dir geht und ihm sagst, dass es nichts mit ihm zu tun hat, dass Du eher Angst davor hast, den schönsten Tag in seinem Leben zu versauen?

Ich würde ihm das genau so sagen, wie Du es hier beschrieben hast. Das wird er bestimmt verstehen. Ich denke nicht, dass Du ihn damit belasten wirst. Ehrlichkeit ist nun mal wichtig und er wird es verstehen. Schließlich ist er erwachsen. Das mit der Klausur alleine reicht da nicht als Entschuldigung. Da wäre ich als Dein Cousin eher enttäuscht, als wenn Du mir die volle Wahrheit sagst. Lass es einfach nicht egoistisch klingen, sondern - wie gesagt -eher so, dass Du Dir Sorgen machst, seine Hochzeit mit Deiner angespannten Laune unbewusst zu verderben.

Ich bin prinzipiell ein sehr ehrlicher Mensch, drücke mich aber immer so aus, dass ich damit niemanden Angreife, sondern dass der andere eher merkt, dass es mir wichtig ist, dass alles harmonisch abläuft und man dafür eben manchmal Opfer bringen muss. Ich würde Dir das auf jeden Fall verzeihen, allein aus dem Grund, dass wir uns eh nicht nahe stehen. Wärst Du meine Lieblings-Cousine (Du bist doch ein Mädchen?), dann würde ich sowieso darauf achten, dass ich niemanden zur Hochzeit einlade, der Dir und damit der Gesamtstimmung nicht gut tut.

Ich würde erst einmal gar keine Begründung für die Absagen nennen und eben einfach mitteilen, dass ich nicht kommen kann. Wir haben im Dezember geheiratet und hatte auch für die Gäste ein Datum gesetzt, bis zu dem sie Bescheid sagen sollten, ob sie kommen. Da haben wir natürlich auch einige Absagen bekommen und da war auch nicht jedes mal eine Begründung dabei. Mir war es dann auch egal, warum die Leute nicht kommen konnten.

Erst wenn ich gefragt würde, wieso ich denn nicht kommen kann, würde ich eben sagen, dass ich im Lernstress bin oder eine Ausrede erfinden. Zum Beispiel, dass ich schon eine andere Einladung für dieses Datum habe und dort bereits zugesagt habe.

Ich plane auch eine Hochzeit und daher kann ich mich durchaus in die Situation hinein denken. Persönlich würde ich mich nun wirklich über die Wahrheit freuen. Ich meine, wenn du ihm und seiner Verlobten das Beste wünschst ist es doch in Ordnung, wenn du die Wahrheit sagst und dann eben auch die Einladung ausschlägst.

Du hast ja durchaus auch nachvollziehbare Gründe und meiner Meinung nach wird sich das Brautpaar schon Gedanken gemacht haben, allein schon wegen der Sitzplanung wegen den Streitereien und da kann deine Absage schon irgendwie eine Erleichterung sein.

Ramones hat geschrieben:Du hast ja durchaus auch nachvollziehbare Gründe und meiner Meinung nach wird sich das Brautpaar schon Gedanken gemacht haben, allein schon wegen der Sitzplanung wegen den Streitereien und da kann deine Absage schon irgendwie eine Erleichterung sein.

Das ist ja auch nicht weiter wild, er muss ja keine Details kennen, aber in der Familie wird sicherlich darüber gesprochen, auch wenn du das nicht weißt. Abgesehen davon kannst du es ja aber einfach sagen und dann weiß er es und kann es dann auch verstehen. Ich denke, dass man da einfach ehrlich sein sollte, er wird dich schon verstehen.

Ich kann da Ramones wirklich nur zustimmen. Die Wahrheit würde eh früher oder später an´s Licht kommen und dann bist Du erst Recht in Erklärungsnot. Menschen sind viel verständnisvoller, wenn sie merken, dass Du ehrlich zu ihnen bist und Deine Entscheidungen auch ihnen zu Liebe fällst. Sie würden sicherlich ohne Dich oder die andere Verwandtschaft, mit denen Du Dich derzeit nicht gut verstehst, eine schönere Hochzeit feiern, auch wenn sie vielleicht erst mal enttäuscht wären.

Ich sehe es auch so, dass es nicht verkehrt wäre, die Wahrheit zu sagen, so wie du es eben empfindest. Gerade darum, weil du ja auch daran denkst, dass bei einem Ausbruch des Streits sein schönster Tag davon in Mitleidenschaft gezogen wird, wird er schon auch Verständnis dafür haben. Die Idee mit dem Brief finde ich auch gut, weil es so keine Diskussion am Telefon gibt, sondern dein Cousin sich in Ruhe deine Argumente durchlesen und dann entsprechend reagieren kann.