Wie krebskranken Kollegen am besten unterstützen?

In der Firma, in der mein Freund arbeitet gab es vor einiger Zeit einen Arbeitskollegen, der an Krebs erkrankt war und nicht mehr allzu lange zu leben hatte. Seine Arbeitskollegen haben seine Erkrankung zwar zur Kenntnis genommen, aber weitestgehend ignoriert, als ob sie das ganze nichts angehen würde. Jetzt, einige Jahre nach seinem Tod, wurden Spenden zusammen gesammelt und der verbliebenen Witwe und der Tochter des ehemaligen Kollegen ausgehändigt, angeblich um die Familie nach dessen Tod noch weiterhin zu unterstützen.

Für mich persönlich ist dieses Verhalten total befremdlich. Warum kommen die damit erst jetzt an und nicht schon zu Lebzeiten? Ich finde, wenn man den krebskranken Kollegen wirklich hätte unterstützen wollen, dann hätte man das auch anders regeln können. Da dieser Kollege ein Haus besessen hat, hätte ich eher dazu tendiert, dass die Nachbarn kommen und helfen.

So hätte einer beispielsweise den Rasen mähen können oder man hätte Spenden sammeln können, dass die Frau und Tochter mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen können. Man hätte ja auch zu Lebzeiten schon Spenden sammeln können, ich finde so lange nach dem Tod bringt das überhaupt nichts und es klingt in meinen Ohren schon irgendwie wie Ignoranz oder Häme, wenn ich ehrlich bin.

Ich las vor einiger Zeit von einem Fall, bei dem bei einem Mädchen Krebs festgestellt worden war und die Kollegen ihres Vaters haben daraufhin den gesamten Urlaub zusammen gelegt und auf den Vater übertragen, damit dieser über 200 Tage zu Hause seine Tochter pflegen konnte ohne irgendwelche finanziellen Probleme zu bekommen. Ich fand diese Geschichte echt rührend und ich finde, solche Hilfe und Unterstützung bringt viel mehr als eine dämliche Spende Jahre nach dem Tod eines Menschen.

Wie kann man eurer Ansicht nach einen krebskranken Kollegen am Besten unterstützen? Was ist in euren Augen überhaupt keine Hilfe und sollte besser unterlassen werden?

Urlaub zusammenlegen ist natürlich eine extrem schöne Geste, aber so dürften die wenigsten Menschen wirklich drauf sein und so viel Ehrgeiz zeigen. Ich denke, dass man als Arbeitgeber vorher schon dem Kollegen mehr frei einräumen sollte oder vielleicht die Stundenzahl reduziert. Spenden sammeln sollte man meiner Meinung nach zwei Mal, ein Mal davor und dann wenn die Witwe alleine da steht. 2 Mal spenden ist schon in Ordnung. Immerhin kommen auf die Witwe auch Kosten zu.

Die Spende für den Arbeitskollegen, damit er seine Tochter pflegen kann, ist wirklich großartig. Aber das ist nicht ganz vergleichbar. Denn in dem Fall wurde einem gesunden Arbeitskollegen geholfen, der ein krankes Familienmitglied hat. Im Fall des Arbeitskollegen deines Freundes war der Kollege selber krank. Das erschwert den Umgang mit der Situation für die Belegschaft. Sie kennen ihn, sind betroffen, wissen nicht, wie sie reagieren sollen, haben Angst, ihn darauf anzusprechen, etc.

Dass sie jetzt Jahre später Spenden sammeln und an die Frau übergeben, zeigt doch, dass sie ihn nicht vergessen haben. Dass sie mit ihrem Verhalten damals nicht zufrieden sind. Dass sie das Gefühl haben, dass sie mehr tun müssen. Ich gebe zu, ich finde es auch seltsam, dass das Jahre später passiert, aber ich würde das nicht so verurteilen. Nichts von alledem passierte aus Boshaftigkeit.

Ich denke, es gibt kein absolut einwandfreies Verhalten, wenn ein Arbeitskollege an Krebs erkrankt. Jeder Kranke ist anders. Nicht alle wollen Hilfe. Viele bekommen schon viel Hilfe aus der Familie. Nicht alle geraten dadurch in eine finanzielle Notlage. Wenn man sich vorher nicht gut mit dem Kollegen verstanden hat, wäre es seltsam, dann auf ihn zuzugehen. Mitleid wollen die wenigsten. Wenn man vorher ein gutes Verhältnis hatte, darf man sich abwenden. Das ist das allerwichtigste.