Konsequenzen der Nichtversicherung bei Krankenkasse

vom 07.08.2012, 21:25 Uhr

Ich habe neulich im Fernsehen einen Bericht von Leuten gesehen, die nicht so viel Geld haben und auch nicht krankenversichert waren. Ich habe nur den Schluss gesehen. Habe mich aber gefragt, was es für Konsequenzen haben kann, wenn ich nun zum Beispiel nicht versichert wäre. Was wäre, wenn ich kein Geld habe und auch keine Krankenversicherung und ich würde verunglücken und ins Krankenhaus kommen? Würde man mich dennoch behandeln? Was wäre, wenn ich zum Zahnarzt müsste, eine Rechnung bekomme, weil ich ja nicht krankenversichert bin und diese einfach nicht bezahlen kann?

Welche Konsequenzen hat es, wenn man in keiner Krankenkasse ist? Was kann im schlimmsten Falle passieren? Ärzte müssen einem doch helfen. Sie haben das ja schließlich auch geschworen. Aber machen sie es auch, wenn man kein Geld hat und nicht versichert ist?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Natürlich helfen dir die Ärzte im Notfall, aber eben nur die Notfallversorgung und hinterher bekommst du die Rechnung. Wenn du die Rechnung nicht zahlen kannst, hast du eben Schulden. Das ist genauso, als wenn du den Handwerker nicht zahlen kannst und bei diesem Schulden hast. Bei Zahnärzten sieht es dann ganz schlecht aus. Irgendwann wirst du ohne Zähne herumlaufen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Einige Konsequenzen wurden ja schon aufgezählt. Wichtig zu wissen ist aber auch, dass man dann nicht nur Schulden bei Ärzten oder Krankenhäusern hat sondern eben auch bei der Versicherung selber. Es gibt seit 2007 die Pflicht sich zu versichern. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht versichert gewesen ist, musste sich bei seiner letzten gesetzlichen Krankenversicherung melden und dort versichern. Bei den Privatversicherten gilt die Pflicht ab 2009. Kein Geld haben ist kein Argument und wird einem nicht aus der Patsche helfen.

Wenn sich diese Leute aus dem Fernseher trotz Versicherungspflicht nicht bei ihrer letzten Versicherung gemeldet und versichert haben, bahnt sich noch ein größeres Problem an. Es ist nämlich so, dass man eben seit 2007 bzw. 2009 lückenlos versichert sein muss. Fällt nun durch einen Notfall, weil man einen sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle angenommen hat oder einfach nur, weil man endlich mal wieder versichert sein möchte auf, dass man nicht versichert gewesen ist, darf man alles schön nachzahlen. Jeden Monat - und das voll. Man spart also nichts, im Gegenteil. Wer seine Schulden nicht sofort begleichen kann, darf sich über 5% Zinsen freuen.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@Sonty: Also, ich lese mit Erstaunen Deinen Beitrag und bin mir nicht sicher, ob es bei mir nur Verwunderung oder mehr ist. Ich stelle hier beim Lesen fest, dass mir dieser Kommentar nicht gefällt. Ist Dir sicher egal. Aber mir sind die Menschen und das Soziale was mit ihnen zu tun hat nicht egal.

Wieso ist kein Geld haben kein Argument und wird nicht aus der Patsche helfen? Ich denke, dass es real tatsächlich Leute gibt, die kein Geld haben, um eine Krankenversicherung zu bezahlen und wie soll diese ohne Geld bezahlt werden. Ich bin total davon überzeugt, dass diese Leute aus dem Fernseher alle liebend gern eine Krankenversicherung bezahlen würden. Logische Feststellung, dass kein Geld haben nicht aus der Patsche hilft. Wie soll das denn auch ohne gehen? Hast Du vielleicht eine Ahnung? Bitte unbedingt allen mitteilen.

Außerdem finde ich die Feststellung , dass Du den Leuten unterstellst, weil sie endlich mal wieder versichert sein möchten sehr gewagt. Es gehört nicht zum Allgemeinwissen, sondern ist auch schon durchgedrungen, dass es Leute gibt, die unverschuldet in solch eine Situation geraten sind. Ein paar schwarze Schafe sind überall dabei.
Du zählst alles mit einer Inbrunst auf, dass ich den Eindruck erhalte, dass es gut tut, Du redest nicht über Arbeitsscheue oder Asoziale. Außerdem gehe ich davon aus, dass es kein Fachwissen ist, sondern das aus den Medien usw., sonst könnte der Kommentar anders aussehen. Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute.

» micki » Beiträge: 126 » Talkpoints: 64,70 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube du hast da etwas in den falschen Hals bekommen. Dass die finanzielle Lage kein Argument ist und einem nicht aus dieser Misere hilft stimmt aber nun mal eben. Niemanden wird es interessieren ob man das Geld für die Versicherung hatte oder nicht. Die Forderung bei Wiedereinstieg in die Krankenversicherung wird deswegen nicht geringer oder gar ganz verfallen. Nur selten schafft man es den Betrag der monatlich angefallenen Forderung zu senken. Die Begründung mit der finanzielle Lage hat da bisher noch keinem geholfen. Das ist Fakt und nicht nur ein dahergeschriebener Kommentar zu der Situation der Menschen. Für die Krankenkassen kommen die netten Herren vom Hauptzollamt und die haben leider ganz andere Möglichkeiten als normale Eintreiber. Ach, und wie lange so ein Titel gültig ist, wirst du sicherlich auch wissen.

micki hat geschrieben:Außerdem finde ich die Feststellung , dass Du den Leuten unterstellst, weil sie endlich mal wieder versichert sein möchten sehr gewagt

Was bitte ist daran gewagt wenn ich behaupte, dass die Leute nach egal wie langer Zeit wieder versichert sein möchten? Du selber würdest dich in derselben Situation auch danach sehnen wieder etwas sorgloser durch das Leben gehen zu können. Unversichert würde ich wohl stets ein ungutes Gefühl haben. Wenn du damit kein Problem hast, schön für dich.

micki hat geschrieben:Es gehört nicht zum Allgemeinwissen, sondern ist auch schon durchgedrungen, dass es Leute gibt, die unverschuldet in solch eine Situation geraten sind.... Du redest nicht über Arbeitsscheue oder Asoziale

Was du mir mit dem letzten Teil mitteilen möchtest, verstehe ich nicht. Zum Rest kann ich nur eines sagen. Von irgendetwas müssen die Leute doch schließlich leben. Entweder hat man einen sozialversicherungspflichtigen Job und ist über den Arbeitgeber versichert. Oder man hat sich arbeitslos gemeldet und ist somit über das Jobcenter versichert. Dann gibt es noch die Familienversicherung aus der dann die Kinder als junge Erwachsene spätestens mit 23 Jahren (wenn sie nichts machen) herausfallen. Bei eheähnlichen Lebensgemeinschaften mit einem vollzeitbeschäftigten Partner kann es dann auch schon mal übel aussehen, weil das Einkommen mit angerechnet wird und man dann ggfs. keine Leistungen beziehen kann und somit auch nicht versichert wird. Aber auch das kann man, wenn es wirklich nicht anders geht, mit einem Auszug ändern. Ich frage mich daher gerade wirklich welche Sonderfälle von unverschuldeten Nichtversicherten du meinst.

micki hat geschrieben:Außerdem gehe ich davon aus, dass es kein Fachwissen ist, sondern das aus den Medien usw., sonst könnte der Kommentar anders aussehen.

Fachwissen würde ich auch nicht behaupten sondern eher eigene Erfahrung. Ich habe nämlich tatsächlich eine Weile meine Kranken- sowie Rentenversicherungsbeiträge aus eigener Tasche zahlen müssen. Das ganze nannte sich freiwillige Versicherung und hat mich rund 140€ gekostet.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Im Prinzip hat Sonty Recht.

Seit spätestens 2009 muss laut Gesetz jede Person in Deutschland krankenversichert sein. (Unterschiede zwischen GKV und PKV) Wer es nicht ist und dadurch eventuell Beiträge glaubt zu sparen, belastet die Versichertengemeinschaft eben deswegen weil er im Schadenfall den Anderen auf der Tasche liegt. Das war auch der Grund zur Einführung der Versicherungspflicht.

In der Beratung stelle ich immer wieder fest, dass viele Menschen glauben ohne Krankenversicherung zurecht zu kommen. Häufig sogar Existenzgründer oder kleine Selbstständige. Im Krankheitsfall werden dann die Rechnungen gestellt und eingefordert. Das kann schon mal eine Existenz kosten.

Ja, es ist vollkommen richtig, dass eine Aufnahme in einer neuen Krankenversicherung oder Krankenkasse erst erfolgt wenn die Rückstände ausgeglichen sind. Man nennt diese Beiträge dann Sanktion. Die übrigens am Stück zu bezahlen ist. Ratenzahlung kann nicht stattfinden. Für die Höhe gibt es eine feste Regelung wonach für mindestens 6 Monate die vollen Beiträge zu entrichten sind, für die gesamte Restzeit der Nichtversicherung dann nur Teile. Da kommen schon mal einige Tausender zusammen wenn schon seit Jahren keine Beiträge mehr gezahlt wurden.

Wer in Deutschland lebt und Geld als sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer verdient oder Leistungen von irgendeinem Amt bezieht ist krankenversichert.
Das trifft nicht zu bei einem Job bis 400€ für den der Arbeitgeber zwar Beiträge an die Knappschaft abführt, eine Sozialversicherungspflicht aber nicht eintritt.

Wer über 400€, also ab 401 bis 800€ verdient befindet sich in der Gleitzone und ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Alles darüber sowieso im Rahmen der Bemessungsgrenzen.

Viele Selbstständige haben die Wahl sich privat oder gesetzlich zu versichern. Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab. So ist zum Beispiel wichtig ob Familienangehörige da sind, ob bereits Erkrankungen bestehen oder bestanden und welche Leistungen im Krankheitsfall gewünscht werden.

Der Beitrag zur gesetzlichen Kasse eines selbstständigen kann schon mal die 800€ monatlich erreichen wenn das Einkommen gut ist. Die Kassen verlangen ihren Beitrag unter Berücksichtigung sämtlicher Einkünfte. ACHTUNG, nicht Gewinne, EINKÜNFTE.

Die Private kann für einen gesunden jungen Menschen durchaus schon ab 100€ monatlich beginnen. Die spätere Beitragserhöhung findet sowohl bei der gesetzlichen alsauch bei der Privaten statt. Selbst die prozentuale Erhöhung ist vergleichbar, allerdings kann die gesetzliche zusätzlich Leistungen einfach wegfallen lassen was bei der Privaten nicht geht.

Jeder muss sich versichern, wer es nicht ist zahlt früher oder später Sanktionen und viele haben die Wahl sich zu entscheiden welchen Weg sie wählen. Im Endeffekt sind wir alle für unser Tun und Lassen verantwortlich.

» Versicherungsmakler » Beiträge: 30 » Talkpoints: 16,67 »


Dann würde zuerst einmal die Grundsicherung einspringen und hinterher alles wegpfänden, was nicht niet- und nagelfest ist.

Man kann sich übrigens auch als Aufstocker beim Jobcenter melden und ist dann sozialversichert. Dafür wird man dann aber auch von A bis Z gegängelt und muss dann dauernd dort antanzen. Viele sparen sich dies deshalb und kommen dafür auch zu spät ins Krankenhaus und verlieren dann alles, was sie haben.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das Problem ist nicht nur, dass du unter Umständen ziemlich gegängelt wirst. Das Jobcenter ist keine Dauerlösung. Bekommst du einen Job, bei dem du nicht aufstocken musst oder läuft deine Selbstständigkeit wieder besser, fällt das Arbeitslosengeld Zwei weg.

Und dann kommst du in den "wunderbaren" Mechanismus, dass du zwar jeden Monat Beiträge bezahlst, aber deine Leistungen ruhen. Du hast nur Anspruch auf eine Schmerz- oder Notfallbehandlung. Das Ruhen endet ohne ALG II erst dann, wenn du entweder eine Vereinbarung zur Ratenzahlung getroffen hast und brav jeden Monat abstotterst oder wenn die Schulden getilgt sind.

Leider sind nach Jahren die Rückstände so hoch, dass die meisten es nicht schaffen, die extrem hohen Raten, die die Krankenkasse fordert, aufzubringen. Also bleibst du für mindestens vier Jahre nur ruhend versichert. Denn vorher verjähren die Ansprüche nicht. Also bleibt vielen nur die Abhängigkeit vom Amt, weil sie die vollständige Versicherung benötigen. Die Leistungen beim Ruhen sind einfach zu gering.

» cooper75 » Beiträge: 13433 » Talkpoints: 520,19 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Versicherungsmakler hat geschrieben:Jeder muss sich versichern, wer es nicht ist zahlt früher oder später Sanktionen und viele haben die Wahl sich zu entscheiden welchen Weg sie wählen. Im Endeffekt sind wir alle für unser Tun und Lassen verantwortlich.

Das kann ich so bestätigen. Die Konsequezen, wenn man nicht krankenversichert ist, folgen nicht unbedingt erst im Krankheitsfall, sondern schon vorher. Denn wenn man studieren gehen möchte, muss man einen Bescheid von der Krankenkasse vorlegen, dass man krankenversichert ist.

Wenn man das nicht kann, wird man zwangsläufig exmatrikuliert oder darf sich gar nicht erst einschreiben. Als ich aus der Familienversicherung entlassen wurde, musste ich mich ganz schnell um einen Anschluss bei einer anderen Krankenversicherung kümmern, da ich sonst von der Uni geflogen wäre. Die überprüfen das permanent.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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