Freiwillig im hohen Alter noch arbeiten wollen?
Für manche Menschen ist ihr Beruf wirklich eine Art Berufung, sodass sie nur ungern auf ihre Arbeit verzichten wollen, auch wenn sie schon längst im Ruhestand sein sollten. Einer meiner Professoren ist vor kurzem 77 geworden und er ist noch aktiv wie eh und je. Er denkt gar nicht an den Ruhestand, auch wenn er nicht mehr so stark ausgelastet ist wie früher. Er hat zwei Lehrtätigkeiten an zwei unterschiedlichen Universitäten und nimmt dafür auch einen längeren Anfahrtsweg in Kauf.
Er führt auch jedes Jahr Laborpraktika mit seinen Studentenkursen durch und nimmt direkt vor Ort im Gelände Proben, die dann im Labor untersucht werden sollen. Ich habe bisher nur selten jemanden in diesem Alter gesehen, der noch so aktiv ist und habe wahnsinnigen Respekt davor. Er sagt selbst, dass ihn das nicht befriedigen würde, wenn er nicht weiterhin Wissen an Studenten weitergeben könnte. Er baut im Unterricht auch gerne Anekdoten ein, durch die deutlich wird, dass seine Ehefrau sein Verhalten nicht wirklich nachvollziehen kann, es aber akzeptiert.
Ich hatte noch einen anderen Dozenten in einer anderen Vorlesung, der eigentlich schon lange im Ruhestand war, aber aus lauter Langeweile für ein Semester wieder an die Uni zurückgekehrt ist. Wie alt dieser jedoch war, kann ich nicht sagen. Ich finde es aber dennoch bemerkenswert, wenn man freiwillig aus dem Ruhestand in die Arbeit zurückkehrt, eben weil die Arbeit so viel Spaß macht und man dazu körperlich in der Lage es und man es selbst will. Ich finde es immer traurig, wenn Menschen dazu gezwungen sind, zu arbeiten, weil die Rente nicht ausreicht und sie das körperlich auch nur schwer stemmen können, noch arbeiten zu gehen.
Würdet ihr in hohen Alter noch freiwillig arbeiten wollen? Oder seid ihr der Ansicht, dass ihr bis zur Rente genug gearbeitet haben werdet, sodass es für den Rest des Lebens reicht? In welchen Berufsgruppen wird körperlich als auch psychisch eine Arbeit auch nach dem Ruhestand möglich sein und wo nicht?
Wir haben eine Lehrerin, die nicht in Rente gehen wollte, sondern noch lieber ein paar Jahre arbeiten wollte. Eine andere Lehrerin beschwerte sich darüber, denn sie würde anderen und jungen Lehrer den Platz wegnehmen, das findet sie gar nicht richtig. Das hat mich schon ein wenig zum Überlegen gebracht, wobei man das eben von zwei Seiten sehen kann. Auf der anderen Seite wollen junge Menschen vielleicht auch ins Berufsleben einsteigen, jedoch wird eine mögliche Stelle "blockiert" - jedoch ist es doch auch schön, wenn jemand Freude an seinem Beruf hat. Das bedeutet meistens doch auch, dass der Job dann halbwegs vernünftig ausgeführt wird.
Im Moment kann ich mir gar nicht vorstellen, wie es mir als alte Frau gehen wird. Bis jetzt kann ich mir auch gar nicht vorstellen, dass mir die Arbeit so viel Spaß machen wird und ich so auch freiwillig weiter machen werde. Ich finde ein ruhiges Leben im Alter irgendwie erstrebenswert, wobei man sich das ja auch nicht immer aussuchen kann. Eine Freundin von meiner Mutter arbeitet immer noch, obwohl sie das Geld gar nicht wirklich braucht. Sie arbeitet wirklich eher aus Spaß und schenkt ihrem Sohn das ganze Geld. Wobei man vielleicht auch erwähnen muss, dass der Sohn eine körperliche Behinderung hat.
Ehrlich gesagt könnte ich es mir gar nicht vorstellen, im Rentenalter auch noch jeden Tag freiwillig zur Arbeit zu gehen. Ich denke, dass ich irgendwann auch froh sein werde, wenn die ganze Arbeit auch einmal ein Ende hat und ich meine restliche freie Zeit genießen können werde. Auch dann, wenn mir mein Job dann Spaß machen wird, kann ich es mir dennoch nicht vorstellen, dass er mir so viel Spaß machen wird, dass ich deshalb freiwillig jeden Tag so früh aufstehen würde, um zur Arbeit zu gehen, wenn das doch eigentlich gar nicht nötig wäre.
Gerade dann, wenn man im hohen Alter einen Partner hat, der schon in Rente ist, wird man doch kaum freiwillig arbeiten gehen, wenn man die Zeit doch mit seinem Partner verbringen könnte. Allerdings kommt das natürlich auch darauf an, ob man einen Partner hat oder nicht. Wenn mein Partner noch leben würde, dann wäre es für mich klar, dass ich dann lieber die Zeit mit ihm verbringen würde, statt den ganzen Tag freiwillig bei der Arbeit zu sitzen. Das wäre für mich ehrlich gesagt reine Zeitverschwendung.
Wenn der Partner jedoch nicht mehr lebt, dann kann es gut sein, dass man sich die Zeit vertreiben will und deshalb freiwillig arbeiten geht. Wenn man sonst alleine im Haus wäre, ist es sicherlich angenehmer, wenn man dann eine Beschäftigung hat, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Gerade dann, wenn die Familie weiter weg wohnt, gibt es ja sonst nicht so viel, was man tun könnte. Und den ganzen Tag nur zu Hause zu sitzen, ist sicherlich gerade bei aktiven und fitten Personen auch keine Option für sie.
Ich kann daher nicht sagen, ob ich im hohen Alter noch freiwillig zur Arbeit gehen würde. Dass ich von zu Hause arbeiten würde, halte ich jedoch für sehr wahrscheinlich. Immerhin wünsche ich es mir schon lange, als Autorin tätig zu sein, wobei ich in der Vergangenheit auch schon einige Texte geschrieben habe. Jetzt neben dem Studium fehlt leider wieder die Zeit dafür, doch ich kann es mir gut vorstellen, dass ich spätestens im Rentenalter wieder genügend Zeit dafür haben werde, wenn nicht schon vorher.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Ehrlich gesagt könnte ich es mir gar nicht vorstellen, im Rentenalter auch noch jeden Tag freiwillig zur Arbeit zu gehen. (...) Wenn mein Partner noch leben würde, dann wäre es für mich klar, dass ich dann lieber die Zeit mit ihm verbringen würde, statt den ganzen Tag freiwillig bei der Arbeit zu sitzen. Das wäre für mich ehrlich gesagt reine Zeitverschwendung.
Mein Dozent hat nur zwei Lehraufträge in zwei unterschiedlichen Universitäten und "verschwendet" hier nur jeweils zwei Stunden Vorlesungszeit pro Universität. Ich weiß jetzt nicht, wie lange er eben zur Vorbereitung und Aufbereitung des Stoffs braucht, aber ich nehme an, dass man in dem Alter eine Art "Archiv" hat, worauf man zurückgreifen kann. Ich finde diese paar Stunden pro Woche gar nicht so viel, wenn ich ehrlich bin. Damit ist er zwar etwas beschäftigt, aber nicht so sehr, dass er jeden Tag nonstop auf Achse wäre und seine Frau nicht mehr sehen würde.
Wer nur wegen des Lebensunterhaltes arbeitet, wird sicherlich kaum weiter arbeiten, wenn er sein Soll erfüllt hat und in seine wohlverdiente Rente gehen kann. Viele Jobs kann man im hohen Alter auch nicht mehr so gut ausführen, entweder aus gesundheitlichen Gründen oder weil das Wissen einfach irgendwann veraltet ist und man nicht mehr flexibel genug ist, um sich entsprechend weiterzubilden.
Wenn die Arbeit aber richtig Spaß macht und man körperlich fit genug ist, macht es doch überhaupt keinen Sinn, in Rente zu gehen. Natürlich wird man im höheren Alter auch mal kürzer treten, aber das bedeutet ja nicht, dass man gleich ganz aufhören muss. Man kann seinen Job ja weiterhin in Teilzeit machen oder selbstständig kleinere Aufträge übernehmen.
Ich kenne einige Leute, die lange nach der Rente weiter gearbeitet haben. Eine hat noch bis etwa 75 in Vollzeit das eigene Geschäft geleitet, obwohl sie schon lange Witwenrente bekommen hat. Ein anderer ist Lehrer und unterrichtet auch in Pension noch eine Klasse mit fünf Wochenstunden. Auch ein Dozent von mir war ein pensionierter wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule, der eben noch per Lehrauftrag weiter gearbeitet hat. Und ich hatte auch einen Kollegen, der sich nach der Rente freiberuflich selbstständig gemacht hat und unter anderem für seinen alten Arbeitgeber einzelne Aufträge erledigt hat.
Meinen jetzigen Job würde ich mit Sicherheit nicht mehr im hohen Alter machen wollen, eigentlich auch gar keinen Vollzeitjob. Interessiert wäre ich eher daran ein paar Stunden abzureißen und diese dann auch möglichst frei von Stress und heulenden Chefs. Hier wäre auch eher die Beschäftigung an sich ein wichtiger Faktor, einfach um geistig länger im Leben zu bleiben.
Ich denke, dass es bei dieser Fragestellung wirklich darauf ankommt, welchen Job man ausführt. Wer um die 50 Jahre körperlich hart arbeiten musste, der wird wohl eher sagen, dass es ihm reicht und er oder sie froh ist, dass er es endlich geschafft hat und der Körper sich dann ausruhen darf. Wer allerdings eher einen geistig anspruchsvollen Job hat, der wird eher einmal sagen, dass er auch noch weiter fünf oder zehn Jahre arbeiten möchte, um geistig eben nicht zu verfallen.
Mir fällt dazu ein, dass ich einen Lehrer in der Schule hatte, der zwar mit nicht mal 60 in den Ruhestand gegangen ist, dann allerdings noch einmal ein wissenschaftliches Studium aufgenommen hat, welches er wohl auch erfolgreich beendete, weil er heute für einige Stunden in der Woche an einer Universität doziert.
Ein anderer Lehrer war immer der absolute Knaller und super frisch was seine Ideen und Gedanken anging. Er ist dann auch in Rente gegangen, als ich in der 8. Klasse war. Als ich ihn dann vor zwei Jahren wieder getroffen habe, ist mir schon aufgefallen, dass er geistig ein wenig abgebaut hatte und nicht mehr derjenige war, wie vor seinem Ruhestandsbeginn.
Menschen, die ihr Leben lang auf Wissensaneignung und -vermittlung angewiesen waren, geben das sicherlich nicht so einfach auf, weil viele wissen, was das für ein Cut ist und dass sich dieser abrupte Abbruch auch auf ihre Gehirnleistungen auswirkt.
Also aus dem Stehgreif würde ich ja bisher immer sagen, dass ich meine Arbeit niederlege sobald ich das darf. Aber das sage ich jetzt unter dem Eindruck, dass ich zum einen glaube später nicht auf die Einkünfte angewiesen zu sein und zum anderen habe ich derzeit oft eine 60 oder 70 Stundenwoche. Da fällt es natürlich erstmal leicht zu sagen, dass man schon froh ist, wenn man das dann ganz hinter sich lassen zu können.
Auf der anderen Seite macht mir mein Job aber auch Spaß, ansonsten hätte ich mir längst etwas anderes gesucht und die Frage ist dann doch ob man nach einem voll gepackten Arbeitsleben, egal ob nun körperliche oder geistige Arbeit, man wirklich so von 100 auf 0 schalten kann und dann nichts mehr machen. Das könnte sicher dann auch nach ein paar Monaten oder einigen Jahren vielleicht auch unbefriedigend werden.
Ich glaube einfach, dass es darauf ankommt, wie fit man im Alter ist und vor allem wie man sein Leben neben der Arbeit gestaltet. Wenn man Hobbys hat oder viele Bekannte und eine Familie um die man sich dann intensiv kümmern kann und somit auch das Gefühl hat außerhalb der Arbeit gebraucht zu werden, ist das sicherlich kein so großes Problem die Arbeit im Rentenalter ganz einzustellen. Wenn man das aber nicht hat, wird es sicherlich für viele schwer von der Arbeit loszukommen und sie werden dann ihre Arbeit brauchen um ein Gefühl der Bestätigung zu erhalten.
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