Wegen anderer Stilrichtung in Kunstforum diskriminiert

vom 16.02.2015, 16:14 Uhr

Ich war bisher immer der Ansicht, dass ich halbwegs gut zeichnen kann. Sicherlich bin ich kein großer Künstler, ich male eher Comicmännchen, lustige Tiere usw. - aber durchaus mit Schattierungen und mir haben auch schon viele gesagt, dass es gut aussieht. Letztlich finde ich das auch selbst ganz hübsch, was ich so male.

Nun habe ich bei Facebook mal eine Kunstgruppe gesucht und bin dort beigetreten. Viele malen dort auf einem hohen Niveau, richtig fotorealistisch und bei manchen Bildern denkt man wirklich, dass das doch abfotografiert und nicht gemalt ist. An diese Klasse komme ich nicht ran, aber das ist auch gar nicht mein Anliegen, weil ich ja eher eine andere Richtung verfolge.

Manche malen dort auch eher abstrakt, machen bunte Kleckse auf eine Leinwand oder spielen mit der Wirkung von Farben. Aber ich habe das Gefühl, dass diejenigen, die fotorealistisch malen, eher die Oberhand haben und alle anderen Arten von Bildern oder Kunst eher mit einer gewissen Abschätzigkeit betrachten.

Es hat etwa jemand ein Bild veröffentlicht, was nicht so ganz perfekt war, es hatte etwas dickere Außenlinien und war eben nicht so echt aussehend wie ein Foto gemalt. Und da haben sich dann die anderen draufgestützt und darum herumgemeckert, dass derjenige noch viel üben muss usw.

Dabei könnte man es doch aus so sehen, dass es eben sein Stil war, gerade nicht realistisch zu zeichnen und dicke Außenlinien zu verwenden. Wer schreibt denn vor, wie ein Bild auszusehen hat? Das kommt so rüber, als dürfe es nur eine Art von Kunst geben, nämlich diejenige, die möglichst einem Bild ähnelt und alle, die nicht so malen, hätten dann das Stadium der Perfektion nicht erreicht.

Ich finde das auch ganz schön krass, wie da „Künstler“ einander niedermachen, wo es doch letztlich alle mehr oder weniger nur Hobbyzeichner sind. Da ist doch keiner besser als der andere, nur weil der eine fotorealistisch malt und der andere eben nicht. Warum lässt man nicht verschiedene Stile gleichberechtigt nebeneinander existieren?

Ich habe mich dann gar nicht getraut, da etwas zu posten, weil ich dachte, dass man bestimme auch dann auf mir herumhackt, weil ich ja eher Strichfiguren male und keine tollen super High-End-Bilder. Dann habe ich die Gruppe auch recht schnell wieder verlassen, nachdem ich diesen negativen Eindruck gewonnen hatte.

Warum gehen die Leute wohl so miteinander um? Denkt da jeder, seine Art zu zeichnen sei die beste und alle anderen kämen da nicht ran oder was denkt ihr, warum die so auf den Bildern anderer herumhacken? In der Kunst gibt es doch kein Richtig und Falsch oder?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 16.02.2015, 16:17, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Natürlich kann man lang und breit darüber diskutieren, was denn nun Kunst ist und was nicht und man wird nie auf einen gemeinsamen Nenner mit allen Beteiligten kommen. Kunst ist einfach eine rein subjektive Geschichte und gerade in der modernen Kunst zählt der Kontext oft eh mehr als das reine Aussehen des Kunstwerks.

Du bist nun auf eine Gruppe Menschen gestoßen, die großen Wert auf den technischen Aspekt der Kunst legen und es gibt ja auch dieses berühmte Zitat von der Inspiration und Transpiration, mit dem man praktisch sagt, dass man ohne harte Arbeit kein gutes Bild zustand bekommen wird, dass die eigentliche Idee für das Bild nur einen ganz kleinen Teil ausmacht.

Auf der anderen Seite hat man aber auch Leute, die einen fotorealistischen Stil verpönen und als völlig uninspiriert bezeichnen. Die werden dir sagen, dass große Kunst nur durch eine Fähigkeit zur Abstraktion und Idealisierung möglich ist und sie werden dir dafür Beispiele zeigen, die bis zu den Anfängen der Kunst zurück gehen.

Ich kann beiden Argumenten durchaus etwas abgewinnen und würde keines als generell richtig oder falsch bezeichnen. Aber natürlich gibt es Fälle, in denen man sehr wohl sehen kann, dass ein Bild einfach nicht so aussieht, wie es aussehen sollte.

Ich habe mich zum Beispiel mal einige Zeit mit Landschaftsaquarellen beschäftigt und meine ersten Versuchen hatten durchweg zu wenig Tiefe, weil den Aufbau nicht so gut hin bekommen hatte und teilweise sind die Farben anders verlaufen als ich das geplant hatte. Klar kann ich dann behaupten "ist halt mein Stil", aber jeder erfahrene Landschaftsmaler hätte genau gesehen, wo ich Fehler gemacht habe. Warum sollte ich dann nicht mein Ego hinten anstellen und mir Tipps geben lassen wie es besser geht?

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