Bekannter mit Babywunsch sagen, dass sie zu dick ist?

Ich habe seit der Mittelschule eine Bekannte, mit der ich häufiger Kontakt habe. Als Freundschaft würde ich unsere Beziehung zueinander nicht wirklich bezeichnen, da das ganze nach meiner Definition zu einseitig für eine Freundschaft ist. Wenn wir mal telefonieren fragt sie auch mal, was es so neues gibt bei mir, allerdings habe ich immer das Gefühl, dass es sie nicht wirklich interessiert, was ich zu sagen habe, sondern viel lieber egozentrisch über sich und ihre Probleme palavert als sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Mich stört das nicht so wirklich, weil ich ein Mensch bin, der sehr gerne die Sorgen und Nöte anderer hört um eben Ratschläge zu teilen. Wenn jemand meint, sich ausheulen zu müssen, dann lasse ich ihn reden. Wenn ich das Bedürfnis habe über meine Sorgen zu sprechen, dann spreche ich mit meinem Partner darüber, der gleichzeitig mein bester Freund ist.

Diese Bekannte, von der ich spreche, ist leider sehr mollig. Sie war schon in der 10. Klasse etwas molliger, wobei das meiner Ansicht nach noch ging und sie nicht fettleibig war oder so. Sie hatte etwas "Babyspeck", aber nicht dermaßen viel, dass man das Gefühl hätte, dass sie theoretisch jede Waage sprengen könnte. Dann trennten sich aber unsere Wege, sie machte eine Ausbildung und ich machte Abitur und wir haben uns sehr viele Jahre lang nicht gesehen. Jahre später begann unser Kontakt erneut und wir trafen uns auch hin und wieder um zu quatschen. Allerdings musste ich überrascht feststellen, dass sie um einiges zugelegt hatte und schon fast fettleibig wirkte, wobei keine Taille oder sowas erkennbar ist.

Mich stört das Aussehen von Menschen überhaupt nicht, egal ob sie dünn oder dick sind. Nur hat meine Bekannte eben das Problem, dass sie seit einiger Zeit versucht schwanger zu werden. Sie ist seit 6 Jahren mit ihrem Freund zusammen und die beiden haben in dieser ganzen Zeit noch nie verhütet und es klappt dennoch nicht. Ich habe den Verdacht, dass es eben auch am Gewicht liegt und habe auch schon eher zufällig gefundene Artikel bei Spiegel und Konsorten verlinkt, in dem dann eben thematisiert wurde, dass ein zu starkes Übergewicht eben auch die Hormone beeinflusst und einen Testosteronüberschuss bei Frauen verursacht, der eine Schwangerschaft extrem unwahrscheinlich macht. Daraufhin meinte sie auch, dass sie so etwas in der Art schon gehört und gelesen hätte, aber so wirklich geändert hat sich seitdem nichts. Mir geht es nur auf Dauer auf den Keks, wenn sie ständig jammert, dass es mit dem Baby nicht klappt, aber gleichzeitig nichts unternimmt (sei es in Form von Gewichtsabnahme oder Arztbesuchen), dass sich dieser Zustand auch ändert.

Ich habe auch schon versucht, sie zu ermutigen, einen Arzt aufzusuchen, damit möglicherweise eine Ursache für die ausbleibende Schwangeschaft lokalisiert werden kann, aber aus irgendwelchen Gründen fürchtet sie sich vor allen Ärzten und meidet sie so gut es geht. Es kostet sie extrem viel Überwindung überhaupt einen Arzttermin zu machen, auch wenn sie weiß, dass ein Termin nur vernünftig und vorteilhaft wäre.

Ich weiß daher nicht, wie ich sie einschätzen soll. Denn einerseits könnte es sein, dass der Leidensdruck mit dem Kinderwunsch nicht groß genug ist und sie deswegen nichts unternimmt um ihre Situation zu verändern. Möglicherweise liegt es tatsächlich am Gewicht, wobei sie schon mehrere Symptome für einen Testosteronüberschuss hat und das deswegen auch gut ins Bild passen würde. So hat sie eine extrem unregelmäßige Periode und es kann schonmal sein, dass sie locker 6 Monate oder länger gar keine Periode bekommt ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Dann kommt es manchmal auch vor, dass die Periode einen ganzen Monat anhält oder dass sie zwischen zwei Perioden nur wenige Tage nicht ihre Periode hat und es dann wieder losgeht. Klick.

Was würdet ihr an meiner Stelle machen? Würdet ihr meiner Bekannten sagen, dass ihr unerfüllter Kinderwunsch möglicherweise an ihrem starken Übergewicht liegt und es deswegen nicht klappt und dass sie deswegen abnehmen sollte, wenn sie wirklich Nachwuchs haben möchte? Oder würdet ihr einfach abwarten bis sie von selbst drauf kommt? Es kann nämlich sein, dass ich bisher zu subtil an die ganze Sache herangegangen bin. Da das Thema Gewicht sehr heikel ist und viele Menschen darauf sehr sensibel reagieren, habe ich es bisher eher auf Anspielungen und Andeutungen belassen und sie nicht direkt damit konfrontiert.

Ich kenne das sehr gut, wenn man Leuten Ratschläge erteilen soll und sich eigentlich nur immer wiederholen kann. Deine Bekannte muss halt zum Arzt. Würde sie hingehen, könnte er das übernehmen, ihr zu sagen, dass das Gewicht ein Problem ist.

Aber bevor du daran verzweifelst, würde ich an deiner Stelle direkter werden. Sag ihr einfach, wie es ist. Du störst dich doch persönlich wirklich gar nicht an ihrem Gewicht. Daher darf sie das auch nicht so auffassen. Sollte sie es dennoch tun, wird es auch wieder vergehen. Aber sie weiß doch selber, dass sie keine 60 Kilo wiegt. Das ist doch ein Fakt. Und der zieht eben einiges nach sich, wie die Unregelmäßigkeiten bei der Periode.

Also meiner Meinung nach kannst du ruhig etwas sagen. Immerhin erzählt sie dir immer von ihrem Leid und du sollst ja auch was dazu sagen. Und es ist schon ziemlich eindeutig, dass ihr Gewicht dem Ganzen im Weg steht. Wenn sie nur bisschen zu viel hätte und noch keinerlei körperlichen Probleme deshalb hätte, würde ich mich auch zurückhalten. Aber hier braucht man keine Zweifel haben. Da kann man sich schon als Laie eine Vermutung erlauben. Zu einer richtigen Diagnose muss sie eben zum Arzt. Da muss sie früher oder später eh hin oder will sie ihr Kind allein daheim kriegen?

Wenn sie bei dir die Angst vor dem Arzt geäußert hat, kann ich nicht richtig nachvollziehen, warum du ihr nicht dazu geraten hast, dass sie nicht alleine hingehen soll, sondern den Partner mitnehmen soll oder so, dann kann man auch gemeinsam daran arbeiten. Sagen kann man ihr auf jeden Fall, dass sie etwas abnehmen muss.

Vielleicht kannst du ihr auch anbieten mit ihr gemeinsam Sport zu machen oder ihr sucht gemeinsam nach einer Sportart, die sie gerne machen würde. Ich glaube, dass ihr in der Konsequenz auch der Mut fehlt, das ganze Babywunschthema wird sie seelisch herunter ziehen und sie wird denken, dass sie gar nichts kann, dann wird sie Essen, weil sie unglücklich ist und so weiter, ein Kreislauf.

Vielleicht kannst du ja auch mal mit ihrem Partner reden. Dass man da auf jeden Fall eine Lösung findet. Immerhin muss ja auch ein Kind gesund ernährt werden und da kann man ja dann auch nicht dafür sorgen, dass das Kind an Übergewicht leiden wird.

Mich persönlich nervt es ja generell, wenn Leute immer nur am jammern sind und absolut nichts unternehmen um etwas an ihrer Situation zu ändern. Natürlich gibt es Dinge, die man nicht so einfach ändern kann und dazu gehört auch Übergewicht, das man nicht von heute auf Morgen los wird.

Aber wenn ich überhaupt nicht sehe, dass die Person etwas unternimmt, das in die richtige Richtung geht, habe ich irgendwann eben keine Lust mehr mir ständig das Gejammer anzuhören und Ratschläge zu geben, die dann doch nicht befolgt werden.

Dein Fall scheint mir da ähnlich gelagert zu sein. Die Frau weiß doch wohl, dass sie zu dick ist und sie weiß doch wohl auch, dass sie mal einen Arzt aufsuchen sollte um gewisse Dinge abklären zu lassen. Und du hast das Thema Gewicht und Unfruchtbarkeit ja auch schon angesprochen. Sicher könntest du wahrscheinlich noch deutlicher werden, aber ich wüsste jetzt nicht wirklich, wie man das machen könnte ohne, dass es verletzend wirken könnte.

Ich habe in einem ähnlichen Fall - da ging es um Übergewicht und die Tatsache, dass die Frau keinen Partner findet und ihrem Gewicht dafür die Schuld gab - schon mal sehr deutlich gesagt, dass ich keine Lust mehr habe mich über dieses Thema zu unterhalten, weil ich nicht sehe, dass unsere Unterhaltungen irgendeine Veränderung bewirken. Ich habe aber auch angeboten zu helfen, sobald ich sehe, dass sie ernsthaft etwas an ihrem Lebensstil ändert.

Ich würde definitiv nicht sagen, dass das Gewicht ein Grund für die ungewollte Kinderlosigkeit ist. Denn das kann ich nicht wissen. Es gibt so viele verschiedene Krankheitsbilder, die Schuld sein können. Davon haben einige etwas mit dem Gewicht zu tun, andere nicht.

Ich würde allerdings deutlich sagen, dass der Gang zum Arzt unumgänglich ist. Wenn das beispielsweise etwas wie PCOS hintersteckt, dann ist die Unfruchtbarkeit langfristig das kleinste Problem. Und nein, das ist keine Krankheit, die man nur wegen eines hohen Gewichts hat. Bei vielen Frauen ist das Übergewicht eine Folge des ganzen.

Ungewollte Unfruchtbarkeit tritt durchaus auch bei schlanken Frauen auf, die sich auch wundern, weshalb sie nicht schwanger würden. Auch diese suchen einen Arzt auf und lassen sich durchchecken, als auch dann teilweise die Partner der Frauen, da es eben auch durchaus an dem Mann liegen könnte. Fakt ist, dass ein Mensch irgendwie immer etwas zu meckern und jammern hat, egal, ob er Hilfe benötigt oder vielleicht auch schon bekommt.

Ich weiß nicht, ob ich einer reinen Bekanntschaft das deutliche Übergewicht vor Augen führen würde wollen, aber ich würde sie halt schon immer mal darauf ansprechen, dass ein Gang zum Gynäkologen unumgänglich ist. Ohne eine ärztliche Untersuchung kann man da sowieso nur vermuten, nicht aber wirklich sicherstellen und wenn sie auf dem Ohr taub ist, bliebe nichts anderes übrig, als das Thema dann zu beenden, zu ändern oder erst gar nicht anschneiden zu lassen. Wäre es immer wieder Thema, könnte ich für mich auch vorstellen, den Kontakt nicht weiter verfolgen zu wollen.