Eltern die ihre Träume durch die Kinder verwirklichen wollen
Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine Frau, die unbedingt will, dass ihr Kind ins Gymnasium geht, auch wenn er eigentlich gar nicht so gut in der Schule ist. Sie meint, dass sie damals kein Abitur machen durfte, weil der Vater meinte, dass sie keine Bildung braucht, weil sie sowieso mal heiratet. Heute weiß sie, dass der Vater Unrecht hatte und bereut es sich nicht durchgesetzt zu haben. Der Junge ist totunglücklich in der Schule, weil er nicht mitkommt und macht nur noch Nachhilfe und hat kaum Freizeit.
Dann kenne ich eine Frau, die ihre beiden Töchter auch gegen den Willen zum Ballettunterricht schickt, auch wenn die Töchter überhaupt nicht wollen. Denn sie hatte als Kind auch Ballettunterricht und die Mutter wollte dann nicht, dass sie irgendwann weiter tanzt, dabei wäre sie gerne Tänzerin geworden.
Immer wieder liest und hört man von solchen Menschen, die durch ihre Kinder das verwirklichen wollen, was sie selber nicht machen konnten. Kennt ihr auch solche Leute oder seid ihr vielleicht selber "Opfer" solcher Eltern, die unbedingt das in ihren Kindern sehen wollen, was sie selbst versäumt haben?
Ich bin selber nicht so ein Opfer, ganz im Gegenteil. Meine Eltern haben mir alles verboten und ich durfte in keinen Verein und keinem so richtigen Hobby nachgehen, was ich machen wollte. Sie wollten mich eher zu Hause haben. Solche Eltern, die sich auf dem Rücken der Kinder ihre Träume erfüllen sind aber wirklich nicht schön und selber habe ich das auch schon erlebt. Die Kinder sind dann einfach nur totunglücklich und das würde ich meinem Kind nicht antun wollen.
Ich kenne sehr viele Leute, die so sind und kann mich auch nicht ganz davon frei machen. Natürlich möchte ich nur das Beste für meine Kinder und da ich selber auch Abitur habe, strebe ich das schon für meine Kinder an. Es bietet ihnen nun mal alle Möglichkeiten im späteren Leben.
Wir leben in einem Viertel in denen hauptsächlich Leute aus der Mittelschicht leben. Also Familien mit Durchschnittseinkommen, Einfamilienhäusern, Mittelklassekombis und zwei Wochen Mallorcaurlaub im Jahr. Alles sehr spießig.
Hier verklagen auch Eltern die Schule, wenn das Kind trotz dreien auf dem Zeugnis keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen. Aktuell geht es in den vierten Klassen unserer Schule wieder rund, denn die Empfehlungen werden jetzt ausgestellt und die Anmeldungen an den weiterführenden Schulen starten nächsten Monat.
Da werden die Kinder unter Druck gesetzt und die Lehrer wegen jeder Kleinigkeit kontaktiert. Es wird mit der Schulbehörde gedroht und die Anwälte stehen in den Startlöchern.
Die Kinder selbst stehen auch unter massiven Druck. Die Freundin meiner Tochter wurde beleidigt, weil sie vermutlich zur Gesamtschule geht. Da wiederholen die Kinder die Sprüche der Eltern, dass man ohne Gymnasium nur Toilettenfrau werden kann oder keinen Job bekommt.
Ich selber würde es natürlich sehr schön finden, wenn meine Kinder zum Gymnasium gehen würden, aber wenn ich realistisch bin, wäre meine Tochter auf der Gesamtschule besser aufgehoben wäre. Sie hatte nur Zweien auf dem Zeugnis, außer in Kunst, da hatte sie eine Eins. Mit den Noten kann man mit Sicherheit zum Gymnasium.
Aber meine Tochter ist chaotisch, unorganisiert und verdammt jung. Sie ist kurz vor dem Stichtag geboren und somit mit noch fünf eingeschult worden. Sie ist sehr verspielt und Schule ist eher unwichtig.
Wenn sich das bis nächstes Jahr nicht grundlegend ändert und davon gehe ich aus, wird sie zur Gesamtschule gehen, da es für sie der einfachere und leichtere Weg ist. Auch auf einer Gesamtschule kann man auch Abitur machen.
Ich selber war auf dem Gymnasium und es fällt mir schon ein bisschen schwer, aber es zählt für mich nur, was für meine Kinder am Besten ist und nicht was die Nachbarn denken. Außerdem gibt es hier regelmäßig Klatsch wenn mal wieder ein Kind vom Gymnasium muss. Das bringt doch auch nichts.
Mit der Freizeitgestaltung bin ich entspannter. Ich gehe mit ihnen zur musikalischen Früherziehung. Das macht ihnen Spaß und sie kommen automatisch zum Instrument, denn es gibt nur wenige Kinder, die danach sagen sie möchten nichts lernen. Das Instrument suchen sich die Kinder selber aus.
Auch der Sportverein suchen sich die Kinder selber aus. Da lasse ich ihnen freie Hand, lediglich ein Schwimmkurs sollten sie vor der Einschulung machen, da es mir schon wichtig ist, dass die Kinder schwimmen können.
Manchmal wünschte ich, ich könnte entspannter sein, aber das ist heute nicht mehr so einfach, da es immer nur um Leistung geht. Viele Kinder leiden darunter und werden total überfordert. Ich versuche so wenig Druck auszuüben, wie es eben möglich ist.
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