Wie sinnvoll ist Evaluation von Lehrern?

vom 09.02.2015, 10:11 Uhr

In der Uni habe ich schon mehrmals das Prinzip der Evalutation von Dozenten mitverfolgen können und habe sogar bei "meinen" Dozenten daran teilgenommen, wenn ich Kurse bei ihnen besucht habe. Dementsprechend weiß ich, dass dieses Prinzip an meinen Unis bisher sehr verbreitet war und da eben auch solche Sachen abgefragt wurden die die Leistung des Dozenten betreffen, so beispielsweise wie gut er Fragen beantwortet und auf die Abschlussprüfung vorbereitet hat.

Während diese Praxis mit den Evaluationsbögen habe ich in dieser Form eigentlich nur im Studium kennengelernt und nie in der Schule. Das war einfach nie üblich, weder an den Grundschulen, die ich besucht habe, noch an der Mittelschule und erst Recht nicht in der Oberstufe. Ich finde das sehr schade, denn auch wenn mir bewusst ist, dass die Grundschule möglicherweise noch etwas zu früh für diese Praxis ist, hätte ich mir das spätestens in der Oberstufe gewünscht.

Ich hatte in der Oberstufe nämlich einen Lehrer, der mit massiven Problemen zu kämpfen hatte. Bei etwa 30 Schülern hatten maximal 6 Personen eine vier in der Klausur und alle anderen hatten eine 5 oder eine 6. Dieser Lehrer konnte absolut gar nicht vermitteln und hat die Zeit im Unterricht eher damit verbracht, in Selbstmitleid zu zerfließen anstatt uns abiturrelevanten Stoff beizubringen. Der Lehrer soll wohl schon immer so "schlecht" gewesen sein.

Meine Freundinnen, die schon länger auf dieser Schule waren und nicht erst nach der 10. gewechselt waren so wie ich, meinten zu mir, dass dieser Lehrer schon in deren 7. Klasse so schlecht war und es die ganze Zeit schlechte Noten gehagelt hat. Bei ein paar schlechten Schülern kann ich das ja noch verstehen, aber wenn die ganze Klasse so schlecht ist, dann stimmt doch was nicht.

Ich glaube, durch so einen Bogen hätte er die Möglichkeit gehabt, von den Schülern eben anonym zu erfahren, was genau er verbessern könnte und was nicht. Denn einem Lehrer traut man sich meistens nicht, ihm das direkt ins Gesicht zu sagen, es könnte ja sein, dass man hinterher noch schlechter dran ist, sodass man lieber schweigt.

Dieser Lehrer hat mit der Zeit immer mehr psychische Probleme bekommen. Möglicherweise nagte das an seinem Selbstwert, dass die Schüler alle so schlecht waren in seinen Kursen und er nie wusste warum. Jahre nachdem ich das Abitur in der Tasche und das Gymnasium verlassen hatte, hörte ich das Gerücht, dass er wohl in einer psychiatrischen Anstalt gelandet sein soll, weil er wohl nicht mehr mit seinem Leben klar gekommen sein soll. Ob das stimmt, sei jetzt mal dahin gestellt.

Wie jeder weiß, brodelt die Gerüchteküche sehr gerne und durch die Stille Post wird immer was verändert und weiter gesponnen. Dementsprechend weiß ich nicht, ob ihm das wirklich passiert ist oder ob das nur geredet wird. Aber da ich ihn selbst ein Jahr lang in Biologie hatte und ihn eben erlebt habe, kann ich mir das bei ihm ehrlich gesagt ziemlich gut vorstellen.

Ich habe gerade eben vorsichtshalber auf der Homepage des Gymnasiums nachgesehen, wo ich das Abitur gemacht habe und dort habe ich dann eben festgestellt, dass dieser Lehrer nicht mehr als Lehrpersonal aufgeführt wird, dementsprechend kann das also wirklich sein und vielleicht hätte man diesen negativen psychischen Zustand verhindern können, wenn er gewusst hätte, was er falsch macht und was er verbessern kann.

Vielleicht ist an einigen Schulen diese Praxis mit den Evalutationen auch üblich. Ich kenne das aber aus meiner schulischen Laufbahn überhaupt nicht. Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Hattet ihr in der Schule die Möglichkeit, eure Lehrer zu evaluieren? Sind Evaluationen von Lehrern an Schulen in euren Augen eher sinnvoll oder sinnfrei und warum?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das kommt auf die Evaluation an. Wenn die Befragung direkt vom Lehrer ausgeht oder man direkt zu dem Lehrer etwas sagen kann, dann kann eine Evaluation sinnvoll sein. Aber mal ehrlich, welcher Lehrer tut sich so etwas an. Ich hätte als Lehrer viel zu arg Angst, dass mir meine Schüler allen möglichen Blödsinn auf den Bogen schreiben. Ein Bekannter ist Lehrer und was der sich so alles anhören muss, ist echt hart. Er ist nicht an einem Gymnasium, sondern an einer Gesamtschule mit teilweise recht auffälligen Schülern.

Schimpfwörter und Gewalt sind an der Tagesordnung. Ganz ehrlich, da würde ich als Lehrer niemals so etwas machen. Solche Schüler haben ja so schon keinen Respekt, wenn das ganze dann anonym ist, ist es ja völlig kontrolllos.

Vielleicht kann man das mit einer Oberstufe machen oder mit Schülern eines guten Gymnasiums. Da mag so etwas gehen, aber sonst halte ich nichts davon. Es gibt ja für Schulen so ein Bewertungssystem, bei dem die Schule und auch die Lehrer, sowie deren Inhalte als auch Methoden beurteilt werden. Hier dürfen auch die Schüler und sogar die Eltern eine Rückmeldung geben.

Zu den Lehrern kommt dann eine Person in den Unterricht und bewertet den Lehrer. In wiefern diese Bewertung repräsentativ ist, weiß ich aber nicht. ich weiß nur, dass es so etwas gibt. Danach werden dann Zielvereinbarungen ausgemacht und diese werden dann natürlich nach eine bestimmten Zeitraum erneut kontrolliert.

Die Schule ist also nicht so unanfechtbar wie viele meinen. Ganz im Gegenteil. Schulen und Lehrer müssen sich heute mehr denn je Fragen und auch Kritik stellen. auf der einen Seite ist das gut, aber es wird meiner Meinung nach mittlerweile auch übertrieben. Wenn Eltern mit Anwälten drohen, nur weil die Note, die rechtmäßig und auch objektiv gegeben wurde, nicht passt, stimmt etwas an dem System nicht.

» Youdid » Beiträge: 421 » Talkpoints: 4,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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