Wie mit einem Krebspatienten im sterben umgehen?

vom 09.02.2015, 15:09 Uhr

In einem anderen Beitrag habe ich Euch bereits darüber informiert, dass meiner guten Freundin etwas Schreckliches wiederfahren ist. Sie musste mit ansehen, wie ihre Tante regungslos war und sie wiederbeleben. Dieses Szenario nagt noch immer an ihr und seit Anfang des Jahres ist sie einfach nur noch fertig mit der Welt.

Ihre Tante hatte Speiseröhrenkrebs mit der Aussage nach 6 Monaten intensiver Therapie, dass dieser besiegt wurde. Kurioser Weise machte uns alle stutzig, dass Ärzte ihr jedoch auch die Eierstöcke sowie Gebärmutter entnahmen mit der Aussage, dass dort etwas sei. Die Fachmänner/-frauen meinten jedoch im gleichen Atemzug, dass der Krebs nicht gestreut hätte. Heute hat sich herausgestellt, dass es eine Lüge war und der ganze Bauch voll war.

Alle Anzeichen nach Chemo, dass die Tante immer noch nicht schlucken konnte beim Essen und mehr, hat das eine Krankenhaus als Nachwehen der Chemo betitelt. Auch ich war bei diesen Gesprächen dabei!

Mitte des Jahres 2014 war es dann durch ein anderes Krankenhaus festgestellt worden, dass der Krebs jetzt im Bauch Bereich zurück ist und im Grunde genommen bereits im kritischen Stadium war. Da die Tante meiner Freundin keine Zeit hatte durch die erste Strapazen im 2013 ihren Körper zu regenerieren fehlte nach wenigen Wochen Chemo endgültig die Kraft.

Anfang Januar wurde sie nach Herz-Rhythmus-Massagen durch meine Freundin ins Krankenhaus eingeliefert, wo bereits gesagt wurde, dass sie sterben wird. Gott sei Dank ist es nicht passiert, denn die Tante schien gekämpft zu haben, weil sie nicht sterben will. Sie durfte das Krankenhaus nach etwa 3-4Wochen verlassen, konnte wieder etwas laufen. Doch nur wenige Tage zu Hause kam der Notarzt und wies sie direkt wieder an. Seite Ende Januar ist sie also wieder in der Klinik.

Jetzt ist der Tod realer. Sie hat Wassersucht in den Beinen und bereits im Bauch, sie isst nichts mehr und jetzt hat sie aufgehört zu trinken. Sie schläft nur, hat schmerzen, trotz zahlreicher Medikamente, Antibiotika & Co, die sie bekommt. Im Urin findet sich nur noch Blut wieder, weil die Leber nicht mehr arbeiten kann.

Jeden Tag wird der Zustand kritischer und jetzt wird sie sterben. Die Tante sagt immer wieder, dass sie nicht sterben will, aber wir können ihr keine Hoffnungen geben.

Jetzt frage ich mich einfach, wie man mit der Tante umgehen soll. Sie weiß, dass sie im Sterben liegt, aber will das gar nicht. Gleichzeitig sieht sie in die versuchten "Happy-Gesichter", um es der Tante/Freundin/Frau & Co nicht schwerer zu machen, welches ihre Besucher mitbringen. Man versucht sie zu belustigen und mehr.

Doch wie geht man mit einem sterbenden Menschen um? Soll man so tun als sei alles in Ordnung? Soll man auf ihre Aussagen sagen, dass sie nicht sterben wird? Hoffnungen erwecken? Ich weiß gar nicht mehr weiter, wie man solch einem Menschen begegnen soll, kennt Ihr das Gefühl und wie habt ihr es getan?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist sehr schwer einen richtigen Weg zu finden. Den richtigen Weg gibt es auch nicht, in meinen Augen, weil jeder Mensch anders ist. Wenn alle nur umher künsteln, kann man auch durchaus mal ein Gespräch anbieten. Ansonsten würde ich meine Gefühle nicht verstecken. Wenn man traurig am Bett sitzt, dann darf man ruhig auch mal weinen. Dennoch würde ich versuchen es dem Patienten auch angenehm zu gestalten beispielsweise indem man zusammen Musik hört oder in Erinnerungen schwelgt.

Ich hatte so einen Fall auch in der Familie meines Partners. Sein Onkel hatte Krebs, keine Hoffnung mehr und hat sich aber ganz normal verhalten und immer gemeint, dass es besser wird, wobei wir wussten, dass es so nicht sein kann. Wir haben uns ganz normal verhalten, so wie er es wollte. Dieses Normale hat ihm sehr geholfen, er konnte lachen und zulassen, was er wollte. Er hatte die Zügel in der Hand und das war gut. Bis zum Schluss haben wir es ihm angenehm gestaltet, mit seiner Lieblingsmusik im Krankenzimmer, alten Geschichten, bei denen er lachen musste und so weiter. Dabei aber auch immer wieder ein trauriges Gesicht und so weiter, Gefühle sind nun mal da und diese kann man auch zeigen.

Keiner stirbt gerne und wenn jeder aber auch nur spielt, dass alles gut ist, kann die Person ihre Gedanken nie loswerden, sich nicht ausreden und Dinge loswerden, die sie vielleicht gerade denkt. Deswegen würde ich zumindest mal ein Gespräch anbieten. Dann weint man mal hemmungslos zusammen und kann dann wieder weiter machen und vielleicht auch genauso zusammen lachen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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