Wie stellt ihr euch Konflikttraining in der Grundschule vor?
In unserer Schule gibt es ein paar Problemkinder, die regelmäßig ausrasten. In fast jeder Klasse sind ein oder zwei Kinder. Alle Kinder der Grundschule haben jetzt jede Woche eine Stunde Konflikttraining.
Mich stört es eigentlich nicht, aber ich finde den Aufbau ein wenig merkwürdig. Es wird immer nur darauf eingegangen, wie man sich als Opfer verhalten sollte. Es werden zum Beispiel Fragen geklärt, wie ,,Was tue ich, wenn mich ein Kind schlägt?''. Die Antwort lautet: Ich sage laut und deutlich, dass ich das nicht möchte und wende mich an eine Lehrperson.
In der Praxis wird wohl keiner von diesen Problemkindern aufhören, nur weil man sagt, dass man es nicht möchte. Da wäre wegrennen wohl die bessere Wahl. Außerdem bin ich der Meinung, man sollte den Kindern lieber beibringen, dass schlagen keine Lösung ist und ihnen andere Wege aufzeigen, um Aggressionen abzubauen.
Für mich lesen sich die Arbeitsblätter meiner Tochter immer wie Überlebensregeln, die in der Praxis total versagen. Das sagen die betroffenen Kinder auch schon selbst. Sollte man nicht auch bei dem falschen Verhalten der Problemkinder ansetzen? Was stellt ihr euch unter Konflikttraining für Grundschüler vor?
Ich denke auch, dass dieses Training, so wie du es beschreibst, nicht sehr viel bringt, da der Schwerpunkt viel zu sehr darauf liegt, was man als Opfer machen soll. Sicher sollte dieser Punkt nicht vernachlässigt werden, da es wohl mehr Opfer als Täter gibt, wenn man es mal so ausdrücken darf, aber es ist auch wichtig, dass erklärt wird, wie man solche Streitfälle im Allgemeinen regelt.
Wichtig ist, dass die Kinder immer zu den entsprechenden Aufsichtspersonen kommen können, wenn sie Probleme haben oder sich belästigt fühlen. Das macht schon sehr viel aus! Auch sollten die Kinder zu den Lehrern kommen dürfen, wenn sie sich über etwas ärgern oder über andere Kinder.
Ich habe es schon oft erlebt, dass genau diese Kinder nicht immer (wenn auch oft) der Auslöser waren - eins von den "normalen" Kindern hat es geärgert und dann kam es einfach zu so einer Kurzschlusshandlung und es wurde Gewalt angewendet. Oft denken diese Täter auch nicht, dass ein Gespräch was bringen würde, da sie eh nur weggeschickt werden, da sie immer schuld sind.
Was auch oft eine große Rolle spielt, ist die Tatsache, wie die Kinder zu Hause aufwachsen und wie mit ihnen umgegangen wird. Es ist leider keine Seltenheit, dass die Kinder, die dazu neigen Gewalt anzuwenden, im eigenen Elternhaus auch oft mit Gewalt zu tun haben und geschlagen werden.
Diese Kinder wachsen damit auf und kennen es in gewisser Weise einfach nicht anders, weshalb sie in einer Konfliktsituation, in der sie glauben der Überlegene zu sein, dann so reagieren, wie ihre Eltern oder ein Elternteil es dann tun würde - sie schlagen zu. Deshalb finde ich es wichtig, dass gerade bei solchen "Problemfällen" vielleicht auch erstmal der familiäre Hintergrund beleuchtet wird.
Ich finde es auch doof, dass immer nur die Opfer lernen sollten sich zu schützen, statt dass man an den Tätern anknüpft und denen andere Konfliktlösungsmöglichkeiten als Schlagen und Mobbing aufzeigt. Es ist doch bei den Vergewaltigungs- und missbrauchsgefährdeten Mädchen auch so, dass ihnen gezeigt wird, wie sie sich wehren sollten und dass sie Verteidigungskurse etc. besuchen sollten.
Ihnen wird sogar ab und an noch vorgeworfen, selber Schuld zu sein, dass ihnen das passiert wäre, weil sie sich aufreizend angezogen hätten. Das ist wirklich ein absolutes No-Go und damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Erst letztens kam eine Reportage im Fernsehen darüber, wo drei Frauen auch hinter der Täterprävention standen, statt hinter der Opferverteidigung. Und da muss man meiner Meinung nach ansetzen.
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