Woher kommt das Interesse am Privatleben von Kollegen?
Ich bin schon ein neugieriger Mensch und mich interessiert auch durchaus bis zu einem gewissen Grad, was meine Kollegen so privat machen, ob die alleine leben oder nicht und was die so machen. Das interessiert mich eigentlich generell bei Leuten, mit denen ich öfter Kontakt habe. Viele meiner Kollegen plaudern auch gerne und da muss ich gar nicht nachfragen, die erzählen mir einfach so, was sie am Wochenende gemacht haben, was sie planen und man bekommt viel aus deren Privatleben mit.
Genauso fragt man mich auch oft, etwa was ich gemacht habe oder ich wurde oft gefragt, ob ich alleine lebe, was meine Haustiere machen, ob ich nicht an meinen Arbeitsort umziehen wöllte. Einige Kollegen wollten mich auch mal verkuppeln und haben mich dann ausgequetscht, welche Attribute mir an einem potentiellen Partner wichtig sind. Das Interesse am Privatleben ist also gegenseitig. Aber ich frage mich, warum einen das so interessiert, ist doch komisch, denn für das eigene Leben hat es ja keine Bedeutung, was die Kollegen machen.
Woher kommt wohl das Interesse? Ob das damit zu tun hat, dass man einfach die zwischenmenschlichen Beziehungen durch das Tratschen über Privates festigt? Oder sind manche generell wissbegierig? Ähnelt das der Lust am Tratschen über öffentlich bekannte Personen?
Wir Menschen sind eben Rudeltiere, oder höflicher ausgedrückt, soziale Wesen. Oft verbringt man ja mehr Zeit mit seinen Kollegen und Kolleginnen als mit der eigenen Familie. Da entstehen Freundschaften, aber auch Konkurrenzkämpfe und spontane Antipathie. Deshalb finde ich es ganz normal, dass man sich zumindest am Rande dafür interessiert, wie die Menschen so ticken, mit denen man im gleichen Büro oder in der gleichen Abteilung sitzt.
Manchmal ist es ja auch durchaus hilfreich, zu wissen, dass Kollegin X gerade angespannt und wortkarg ist, weil ihr Sohn gerade krank ist, oder dass Kollege Y sich vor lauter Vorfreude auf den Jamaika-Urlaub zu Zeit auf nichts konzentrieren kann. Sonst kommt man nur ins Spekulieren und es entstehen Missverständnisse und Unstimmigkeiten, wo es gar nicht nötig wäre.
Ich habe auch Kollegen gekannt, die ihr Privatleben zu hundert Prozent geheim gehalten haben, und fand den Umgang mit diesen Kandidaten eher schwierig. Man muss ja kein offenes Buch sein, aber zumindest ein paar Facetten seiner Persönlichkeit dürfen meiner Meinung nach auch am Arbeitsplatz aufblitzen, damit ein kollegiales Miteinander möglich ist.
Ich selber muss jetzt nicht jedes Detail einer Schwangerschaft oder einer Wohnungssuche mitbekommen und würde auch nicht so weit gehen, einen Mitarbeiter verkuppeln zu wollen. Aber ich finde es auch ganz angenehm, meine Kollegen auch von der menschlichen Seite kennen zu lernen und nicht nur als Arbeitsdrohnen hinter dem Schreibtisch.
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