Sobald man selbst gefilmt hat Filme mit anderen Augen sehen
Mein Studiengang ist sehr vielfältig. Vor kurzem hatten wir beispielsweise die Möglichkeit, einen kleinen Dokumentarfilm über einen lokalen Protagonisten selbst zu drehen. Das war eine wirklich tolle Erfahrung, vor allem weil wir auch eine sehr professionelle Kamera- und Ton-Ausrüstung bekommen haben und unsere Dozenten uns alles sehr gut erklärt und beigebracht haben.
Seit ich den Film gedreht habe, habe ich einen ganz anderen Blick auf Filme und Fernsehserien, insbesondere natürlich aus dem Bereich Dokumentarfilm, weil wir uns hiermit am meisten beschäftigt haben. Angefangen dabei, dass ich mir überlege, was das gerade für eine Einstellung ist bis hin zu kleinen Details, wie dass man noch ein wenig Gelbstich aus den Clips in der Farbkorrektur hätte nehmen können oder auch dass eine Szene zu wenig Aufnahmen in der Nahe hatte.
Am interessantesten ist aber mit Abstand, wie man das Bild der Protagonisten in dem Schnitt des Filmes manipulieren kann, indem man bestimmte Szenen mit bestimmten Aussagen aus einem Interview mit der Person verbindet. Wir haben unabsichtlich mal eine Szene mit dem Interview so zusammen geschnitten, dass es bei unserer Protagonisten so wirkte, als würde sie Kinderarbeit betreiben. Setzt man die Szenen anders zusammen, kommt dieser Gedanke bei dem Zuschauer überhaupt nicht auf. Das war natürlich einerseits amüsant, andererseits ist mir dadurch auch mal wieder klar geworden, wie leicht man im Fernsehen manipuliert werden kann, je nachdem wie die Szenen zusammen geschnitten wurde.
Habt ihr schon mal einen Film gedreht und danach bemerkt, dass ihr Filme mit ganz anderen Augen gesehen habt und euch Dinge aufgefallen sind, die ihr sonst nie bemerkt hättet? Was waren das beispielsweise für Dinge?
Ich habe noch keinen Film gedreht. Dennoch denke ich, dass man immer einen anderen Blick auf die Dinge hat, wenn man selber mal etwas ein bisschen Professioneller gemacht hat. Gerade beim Film ist mir aber durchaus klar, dass das sehr manipulativ sein kann und man einen Film immer so machen kann, wie man selber möchte.
Professionell konnte ich noch keinen Film drehen und denke auch nicht, dass ich in Zukunft die Gelegenheit bekommen werde. Allerdings war ich schon Teil mehrerer kleiner Projekte, die einerseits für die Schule waren und andererseits spaßeshalber mit Freunden entstanden sind. Dabei ist mir erstmals aufgefallen, wie schwer es doch eigentlich ist, einen vernünftigen Film zu drehen beziehungsweise in meinem Fall gerade einmal eine kleine Szene. Man muss so viele Dinge beachten, da nur das Zusammenspiel aus Licht, Ton und Bild ein gutes Ergebnis liefern können.
Aus diesen Erfahrungen heraus habe ich auch ein neues Gefühl für richtige Kino- und Spielfilme bekommen. Man merkt erst dann, dass man einen guten Film nicht als selbstverständlich ansehen sollte. Ich überlege mir manchmal, wie eine Szene wohl gedreht worden sein mag und denke manchmal sogar, dass man hier und da noch etwas anders und besser hätte machen können.
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