Haben Behinderte eine zu hohe Anspruchshaltung?
Wahnsinn, was du manchmal für eine Einstellung hast. Man möchte dir fast mal einen Tag im Rollstuhl wünschen. Mal ehrlich, es ist normal, dass die Frau nicht gerade begeistert ist, wenn sie nicht laufen kann und die Treppe irgendwie hoch muss. So sehr in den Vordergrund will man sich als Behinderter ja auch nicht drängen, ganz im Gegenteil, man würde gerne normal leben.
Wo ist denn das eine Anspruchshaltung? Würde dir es gefallen, wenn du nicht überall hingehen kannst? Ich denke, dass du in deinem Leben einfach zu frei bist um nachvollziehen zu können, was ein Mensch im Rollstuhl durchmacht. Ich habe eigentlich noch keinen besonders unverschämten Mensch im Rollstuhl erlebt und ich finde auch nicht, dass die Ansprüche zu hoch sind, wenn man ein normales Leben führen will.
Diese behinderte Frau hat sich das Seminar nicht selbst ausgesucht, sondern es wurde ihr zur Bedingung gemacht
Wie meinst du denn das? Na klar hat die sich das selbst ausgesucht, sie hat keiner gezwungen, da mit zu machen. Sie hätte auch einfach wieder abziehen können, nachdem sie gemerkt hat, dass die Räumlichkeiten nicht barrierefrei sind.
Da es versäumt wurde, aus welchem Grund auch immer, war es deine Aufgabe als Seminarleiterin, dich um die Dame zu kümmern und zwar freundlich und hilfsbereit. Dass du über eine solche Selbstverständlichkeit überhaupt ein Wort verlierst, ist schon grenzwertig.
Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, Leuten in den Hintern zu kriechen. Ich bin freundlich und auch hilfsbereit, aber irgendwo ist auch mal eine Grenze erreicht und zwar spätestens dort, wo mich jemand anbrüllt. Wenn jemand Hilfe möchte, dann sollte derjenige gefälligst freundlich sein. Die Dame hatte Glück, dass ich aus beruflichen Gründen Selbstbeherrschung üben musste. Wären wir in anderem Kontext aneinander geraten, dann hätte ich der auch mal die Meinung gegeigt.
Es war deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ein ebenerdiger Raum für dein Seminar reserviert wurde. Darum scheinst du dich nicht gekümmert zu haben. Aber auch das gehörte zu deinen Aufgaben!
Nein, das gehört nicht zu meinen Aufgaben. Was maßt du dir denn an, angeblich zu wissen, was meine Aufgaben sind? Ich bin alleine für den Vortrag verantwortlich, nicht für die Organisation, nicht für die Räume, für gar nichts außer dem reinen Halten des Vortrags.
Mal ehrlich, es ist normal, dass die Frau nicht gerade begeistert ist, wenn sie nicht laufen kann und die Treppe irgendwie hoch muss.
Mag sein, dass sie nicht begeistert war. Aber als Mensch ohne schweren Dachschaden sollte man in der Lage sein, auch dann, wenn man von etwas nicht begeistert ist, die Fassung nicht dermaßen zu verlieren, dass man andere anbrüllt. Und dann muss ich diese Leute auch noch im Seminar haben und denen gegenüber freundlich tun - na super.
@Zitronengras, aus meiner Berufserfahrung kenne ich das allerdings anders. Selbst wenn man für etwas nicht verantwortlich ist und leitet ein Seminar, dann möchte man doch bestimmt, dass alle zufrieden sind mit der Art der Durchführung. Dazu gehört nicht nur dein Vortrag, sondern auch die Räumlichkeit. Woher sollten diejenigen, die die Räume organisieren denn wissen, dass du eine Frau im Rollstuhl in deiner Gruppe hast?
Wenn du nur den reinen Vortrag hältst oder halten musst, wer informiert denn dann die Organisatoren bei Besonderheiten, wie dieser Dame im Rollstuhl? Sagst du ihr, dass sie sich selbst an jemand wenden soll oder wer macht das?
Aus mehreren deiner früheren Threads über deine Seminare habe ich noch in Erinnerung, dass nicht alle Teilnehmer begeistert waren, dass sie zu deinen Seminaren mussten. Daraus ergibt sich doch ganz klar, dass keiner sich das Seminar selbst ausgesucht hat, oder? Hätte die Dame das Seminar nicht mitgemacht, hätte sie Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen müssen. Sie konnte also nicht einfach gehen!
Wenn die Frau mit Mühe und Not sich die Treppe herauf hangelt, kannst du nicht wissen, wie viel Schmerzen ihr das bereitete.
Ich habe auch noch keine negative Erfahrungen mit Behinderten gemacht. Eigentlich sogar im Gegenteil. Ich erlebe es immer wieder, dass es Menschen die Beeinträchtigt sind, eher unangenehm ist, wenn sie eine Extrawurst brauchen.
An der Uni war auch eine Rollstuhlfahrerin, die immer einen privaten Aufzug in den Hörsaal nehmen musste. Dazu musste sie den Hausmeister verständigen. Sie sah nicht besonders begeistert aus, wenn sie aus dem Fahrstuhl kam.
Auch bei Netto habe ich es schon mehrfach beobachtet, da Rollstuhlfahrer erst vom Personal durchgelassen werden müssen, da es ein Drehkreuz gibt. Denen ist das auch eher unangenehm.
Ich glaube auch, dass die Frau einfach nur normal das Seminar besuchen wollte. Sie hat vorher nach einem anderen Raum gefragt und da wäre es schon nett gewesen, sich darum zu kümmern. Es ist schließlich nicht ihre Schuld, dass der Raum nicht geeignet ist.
Aus mehreren deiner früheren Threads über deine Seminare habe ich noch in Erinnerung, dass nicht alle Teilnehmer begeistert waren, dass sie zu deinen Seminaren mussten. Daraus ergibt sich doch ganz klar, dass keiner sich das Seminar selbst ausgesucht hat, oder? Hätte die Dame das Seminar nicht mitgemacht, hätte sie Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen müssen. Sie konnte also nicht einfach gehen!
Ich habe schon einmal gesagt, dass man Informationen aus früheren Threads nicht heranziehen soll. Du schlussfolgerst da etwas völlig Falsches. Es gibt Seminare, wo die Leute hin müssen, aber das, um was es hier geht, ist freiwillig. Sie konnte sehr wohl einfach gehen und dann hätte sie keine Unannehmlichkeiten bekommen. Bitte behaupte nicht immer irgendetwas, von dem du keine Ahnung hast.
Zitronengras hat geschrieben:Es gibt Seminare, wo die Leute hin müssen, aber das, um was es hier geht, ist freiwillig. Sie konnte sehr wohl einfach gehen und dann hätte sie keine Unannehmlichkeiten bekommen.
Dann hätte sie wieder auf etwas verzichten müssen, dass sie gerne tun würde. Ich nehme mal an, ihr Liste ist eh schon sehr lang. Dass Fahrradfahren nie möglich sein wird, ist ihr klar. Aber wenn es nur an einem Raum liegt, dann nervt das ungemein, wenn man deshalb ein Seminar nicht besuchen kann, dass man freiwillig und aus Interesse gerne besuchen möchte.
Ganz ehrlich, ich kann verstehen, dass es nicht deine Aufgabe ist für den Raum zu sorgen. Aber du hast geschrieben, dass du schon genervt warst, als du den Rollstuhl tragen musstest, als sich die Frau die Treppen hoch geschleppt hat. Allein das zeigt schon, wie wenig Mitgefühl du für sie aufgebracht hast. Und damit meine ich nicht mal, dass man Behinderten mehr Mitgefühl entgegenbringen muss, weil sie ja so arme Schweine sind. Aber wenn du gleich genervt bist, wenn ein Mitmensch mal Hilfe braucht, ist das schon bedenklich.
Dass sie dich dann angebrüllt hat, war nicht in Ordnung. Aber ich finde auch, dass hier einiges schief gelaufen ist. Hast du ihr gesagt, an wen sie sich wenden soll? Hast du ihr zugesagt, dass du dich darum kümmern würdest, als sie um einen anderen Raum bat? Wusste sie, dass sie sich kümmern soll? Also meiner Meinung nach ist da was schiefgelaufen. Das rechtfertigt nicht, dass sie dich anbrüllt. Aber das hat wenig mit zu hoher Anspruchshaltung zu tun.
@Zitronengras: Auch wenn du selbst nicht dafür verantwortlich bist dich um die Räume zu kümmern, so liegt es doch wahrscheinlich in deiner Verantwortung dich an die Leute zu wenden, die das planen. Wenn nicht, dann hättest du doch beim ersten Seminarbesuch der Frau schon sagen können, an wen sie sich dann selbst wenden musst, wenn es nicht deine Aufgabe ist. Dann hätte es die Auseinandersetzung gar nicht erst gegeben.
Und so wie du dich in diesem Thread verbal gibst, kann ich mir durchaus vorstellen, dass du zwar offenkundig freundlich getan hast, aber man dir deinen Unmut angesehen oder angehört hat. Dann wäre die Reaktion der Frau auch noch verständlich, wenn man es so deutlich spürt, dass man abgelehnt wird.
Ich kenne es auch aber so ähnlich, wie Cid beschrieben hat. Dass man sich als Seminarleiter eben auch um Dinge kümmert, die laut Vertrag nicht in den Aufgabenbereich fallen. Immerhin steht hier vermutlich am Ende auch wieder eine Bewertung durch die Teilnehmer an. Kommt dann ein negatives Feedback, dann regst du dich auch wieder auf.
Ob du nun verantwortlich bist für die Räume oder nicht, Du bist der Ansprechpartner für deine Seminarteilnehmer. Sie hat dich gebeten, dass für das nächste Seminar mit ihr vielleicht ein anderer Raum sinnvoller wäre. In dem Moment hättest du doch sagen können, dass du für die Raumvergabe nicht zuständig bist. Dann hätte sich die junge Frau an jemand anderen gewendet und du hättest ein Problem weniger gehabt.
Es aber als selbstverständlich hin zu stellen, dass jeder über deine Belange Bescheid weiß, ist ein wenig viel verlangt. Ein einziger Satz hätte das Problem im Vorfeld gelöst.
Ich denke auch, dass die von dir dargestellte Anspruchhaltung der Frau an sich vollkommen legitim war. Selbst wenn sie das Seminar nur freiwillig gewählt hat, so möchte sie ein halbweg normales Leben führen und wenn sie angegeben hat, dass sie Rollstuhlfahrerin ist, dann hätte der Veranstalter reagieren müssen. Du als Seminarleiterin gegebenenfalls ebenfalls.
Sie hat dich ja auch darum gebeten, dass beim nächsten Seminar vielleicht ein barrierefreier Raum zur Verfügung stünde. Spätestens hier hättest du reagieren sollen und dich dafür einsetzen sollen, dass ein solcher Raum verfügbar ist. Du achtest doch bestimmt darauf, welches Bild du nach außen vertrittst und nun stelle dir mal vor, die Frau würde draußen herumerzählen, dass du als Seminarleiterin total die unfreundliche Schnalle wärst und eine teilweise behindertenfeindliche Art hättest. Das würde sich ganz schnell hochschaukeln und das ist jetzt nur eine leicht überspitzte Darstellung.
Es ist wirklich so, dass viele Behinderte herablassend behandelt werden und sich wirklich nur durch Brüllen bemerkbar machen können. Das finde ich auch ganz schrecklich, aber wenn du als Rollstuhlfahrer immer schief angeschaut würdest, dann würdest du auch etwas aggressiver reagieren. Ich habe eine behinderte Schwester, die teilweise im Rollstuhl sitzt und die sich nicht verständigen kann. Sie bemerkt die Blicke, die auf sie gerichtet werden auch, und fängt an zu Weinen, weil sie nicht anders reagieren kann. Das bringt auch schiefe Blicke.
Du bist in diesem Fall die Seminarleitung und unter Anderem mit dafür zuständig, dass die Leute, die das Seminar freiwillig aufsuchen, sich wohlfühlen und du solltest ein kleines bisschen Empathie zeigen. Ich kann auch viele Leute nicht verstehen und ich kann die Wünsche oft auch nicht nachvollziehen, aber da muss man dann durch. Du hättest der Frau zumindest sagen können, dass sie sich dorthin wenden muss, wenn es um einen Raumwechsel geht. Das ist besser als die Antwort, die du hier abgeliefert hast.
So wärst du aus dem Schneider und bräuchtest dich um nichts zu kümmern. Denke immer an das Feedback, welches deine Teilnehmer geben und ich denke, dass jeder deiner Teilnehmer über eine gewisse Intelligenz verfügt und deine Gestik und Mimik schon ganz gut deuten kann. Ich kenne deine Seminare nicht, ich weiß nicht, welche Leute es aufsuchen, aber ich um Beispiel achte ziemlich auf die Mimik und Gestik der Vortragenden und urteile dann.
Rollstuhlfahrer können nichts für ihre Situation. Und ich denke, dass man schon das Leben für sie angenehmer und Rollstuhl gerecht gestalten kann. Wenn ich ein Seminar gebe, dann muss ich dafür Sorge tragen, dass auch jeder daran teilnehmen kann, dass ist zumindest meine Meinung.
Jeder sollte vielleicht mal einen Tag lang im Rollstuhl verbringen, ob zu sehen, was für Hindernisse man hat, wenn man im Rollstuhl sitzt. Da würden sich viele umschauen.
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