Als junger Dozent besonders viel Wert auf Disziplin legen

Ich habe in meinem Studium sowohl ältere, als auch extrem junge Dozenten. Manche meiner Dozenten sind sogar jünger als manche Studenten in meinem Kurs. Bei uns ist es generell so, dass viele Vorlesungen halten, die selbst einmal an der Hochschule denselben Studiengang gemacht haben. Da kommt es dann teilweise auch vor, dass jemand, der gerade erst sein Studium beendet hat, eine Vorlesung hält. Grundsätzlich finde ich das ziemlich cool, die Dozenten darf man auch meist duzen und man kann sich mit ihnen auch direkt über das Studium, die Klausuren und die Benotung unterhalten, weil sie eben selbst noch genau wissen, wie es sich in der Rolle des Studenten anfühlt.

Andererseits ist mir jetzt aber auch schon des Öfteren aufgefallen, dass gerade die besonders jungen Dozenten viel mehr Wert auf Disziplin in der Vorlesung legen, als die etwas älteren. Wir haben drei junge Dozenten, die gemeinsam studiert haben und alle einen sehr ähnlichen Vorlesungsstil haben. Bei allen drei Dozenten müssen wir die Laptops immer in der Vorlesung zugeklappt lassen und dürfen sie nur bei praktischen Übungen öffnen. Sobald die praktischen Übungen aber vorbei sind, kommt der Hinweis, dass wir die Laptops nun wieder zuzuklappen haben.

In der Form macht das keiner der älteren Dozenten. Die sagen zwar hin und wieder, dass es ein Zeichen der Wertschätzung ist, wenn man den Laptop zugeklappt lässt oder auch wenn er offen ist mit den Augen nach vorne schaut und nicht auf die Tastatur oder den Bildschirm, aber keiner von ihnen setzt die „Laptop zu während der Dozent redet“-Regel so sehr durch wie die drei jüngsten. Dabei könnte man sich ja denken, dass gerade die gut verstehen können, dass man hin und wieder von der Vorlesung gedanklich abschweift und kurz einen Blick in die E-Mails oder auf Facebook wirft. Andererseits kann ich sie auch gut verstehen, sie merken jetzt wahrscheinlich, wie störend es ist, wenn alle Studenten auf den Laptop starren und keiner dem Dozenten Beachtung schenkt.

Bei einem der drei habe ich auch das Gefühl, dass er einfach seine Macht ausspielen will. Daher ist er mir auch nicht sonderlich sympathisch, denn wie Kleinkinder muss man uns auch nicht behandeln. Von den Jahrgängen über uns haben wir auch erfahren, dass er wohl von Jahr zu Jahr strenger wird und immer mehr Regeln einführt.

Habt ihr auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass ein junger Dozent eher auf Disziplin achtet, als ein etwas älterer Dozent, der einfach seine Vorlesung hält und dem es egal ist, was die Studenten mitnehmen oder was nicht? Oder liegt es tatsächlich daran, dass die jungen Dozenten eher deutlich machen wollen, wer im Raum der Mächtigere ist?

Solche Machtspielchen zwischen Dozenten/innen und Studierenden kenne ich aus meiner Studienzeit nicht. Facebook und solche Faxen gab es damals noch nicht, aber herumdiskutiert wurde natürlich auch mit den Dozenten. Vielleicht wurden jüngere Dozenten nicht ganz ernst genommen, aber das Klima blieb bei uns immer sachlich.

Ich denke, dass man sich als junger Dozent erst mal beweisen muss. Wenn man zudem im selben Alter ist, dann hat man schnell mal den Kumpelstatus weg und einem Kumpel tanzt man wohl eher auf der Nase umher, wie einer Machtperson und so versucht der Dozent eben Durchsetzungsvermögen zu zeigen um klar zu machen, wer das Sagen hat. Das sind eben gewisse Dinge, die man irgendwann mal gesagt bekommt und die man dann durchsetzen will um nicht untergebuttert zu werden.