Stolz auf sich sein, wenn man ein Buch zu Ende gelesen hat?

Ich lese enorm viele Bücher, egal ob in meinem Studium oder in meiner Freizeit. Pro Monat sind es immer mindestens fünf Bücher, manchmal aber auch deutlich mehr. Von daher ist es für mich nichts Besonderes, ein Buch zu Ende gelesen zu haben. Ich freue mich bei manchen Büchern zwar, wenn ich es geschafft habe, wenn das Buch sich doch nicht als so besonders toll herauskristallisiert hat, wobei ich dann aber nicht stolz auf mich bin. Es ist für mich ja etwas Alltägliches, Bücher zu lesen und ich sehe das nicht unbedingt als besondere Leistung an.

Mein Freund liest in seiner Freizeit jedoch nur wenige Bücher, wobei er dann auch immer relativ lang für ein Buch braucht, wenn er denn eines liest. Mehrere Wochen ist er dann immer mit einem Buch beschäftigt. Von daher ist er dann auch immer stolz auf sich, wenn er ein Buch zu Ende gelesen hat, weil das dann auch etwas Besonderes für ihn ist, was nicht so regelmäßig vorkommt.

Seid ihr stolz auf euch, wenn ihr ein Buch fertig gelesen habt oder ist das für euch auch alltäglich? Bei welchen Büchern verspürt ihr Stolz?

Stolz ist etwas sehr persönliches und jeder wird auf seine Art und Weise empfinden, ob er auf etwas stolz ist oder auch stolz sein kann. Ich empfinde es allerdings als etwas seltsam, auf die Fähigkeit zu lesen stolz zu sein. Wenn ich ein Buch lese, was sehr häufig geschieht, dann informiere ich mich vorher darüber, wovon es handelt und ob es somit meinen Interessen entspricht. Schließlich kosten Bücher auch Geld.

Natürlich vergreife ich mich auch mal bei der Auswahl und lege es dann beiseite oder greife später noch einmal darauf zurück. Aber es nun um jeden Preis zu lesen und dann noch darauf stolz zu sein? Ich könnte vielleicht stolz sein, wenn ich selbst ein Buch schreibe und es dann auch gelesen wird. Ich schreibe selbst in einem Meinungsforum Erfahrungsberichte über Produkttests und habe da bei vielen Berichten Anerkennung gefunden. Aber stolz darauf sein? Vielleicht zufrieden, dass ich mit meiner Meinung nicht allein stehe.

Ich lese sehr gerne Bücher und früher waren es auch sehr viele. Inzwischen lese ich nicht mehr viel. Wenn ich dann mal wieder eines beendet habe, finde ich es gut, dass es durch ist und ich das Ende kenne, aber stolz bin ich nicht unbedingt, dass ich es zu Ende gelesen habe. Für mich ist es einfach normal.

Stolz wäre ich vielleicht nur, wenn ich wirklich so gut wie gar nichts lesen würde und auch nicht gut im Lesen wäre. Dann wäre ich vermutlich schon stolz auch mich, wenn ich ein Buch von Anfang bis Ende durch bekommen hätte.

Ich war noch nie stolz auf mich, wenn ich erfolgreich ein Buch zu Ende gelesen habe. Lesen ist doch schließlich keine besondere Leistung sondern eine ganz normale Freizeitaktivität. Ich mache aber auch niemandem einen Vorwurf, der stolz auf sich ist, wenn er mal ein Buch gelesen hat. Jeder kann sich selber aussuchen, was ihn motiviert und das ist auch gut so. Der Stolz schlägt nämlich in neue Motivation um und die Person ließt weitere Bücher. Diesen Aspekt finde ich dann sehr gut, weil ich denke, dass es in der heutigen Gesellschaft wichtig ist, nicht nur an elektronischen Medien zu hängen.

Stolz war ich höchstens früher, wenn ich eines der teilweise furchtbar langweiligen Bücher, die wie für die Schule lesen mussten, endlich beendet hatte. Wenn man ein Buch zu Ende gelesen hat, das einem gar keinen Spaß gemacht hat, dann ist das schon irgendwo eine Leistung, weil man in der Zeit ja auch etwas wesentlich vergnüglicheres hätte tun können. Für mich war das dann eben ein Stück Arbeit, das ich erledigt hatte.

Sonst bin ich aber nicht stolz, wenn ich ein Buch fertig gelesen habe. Ich lese ja heutzutage ausschließlich zu meinem Vergnügen und nicht, weil ich es muss. Da könnte ich theoretisch auch stolz sein, wenn ich mir im Fernsehen einen drei Stunden langen Film angeschaut habe, aber den würde ich ja auch nicht zu Ende schauen, wenn er mir nicht gefällt, genauso wenig wie ich freiwillig ein langweiliges Buch zu Ende lesen würde. Auf etwas, das man nur zum Vergnügen macht und das keine besonderen Anstrengungen erfordert, muss man einfach nicht stolz sein.

Ich lese dafür wohl auch viel zu viel um bei einem beendeten Buch noch so etwas wie Stolz zu empfinden und Bücher, durch die ich mich durchquälen muss, breche ich ab. Ich muss ja nichts mehr lesen, weil ich nicht mehr zur Schule gehe oder studiere, das ist nur noch ein reines Hobby für mich und das soll ja Spaß machen.

Wenn ich tausende von Seiten hinter mich gebracht habe, also eine ganze Serie direkt hintereinander gelesen habe, habe ich aber schon so ein gewisses Gefühl, dass ich mit etwas abgeschlossen habe. Stolz ist das aber nicht wirklich.

Ich gehöre eher zu den Personen, die sehr viel lesen. Für mich ist es nichts besonderes mehr, wenn ein Buch ausgelesen ist. Es gehört einfach zum Alltag. Ich bin ja auch nicht stolz darauf, wenn ich es geschafft habe, mir die Schuhe zu binden oder die Zähne zu putzen. Das sind einfach Sachen, die man jeden Tag macht und die so dermaßen normale sind und zum Alltag dazu gehören, dass sie selbstverständlich sind. Man ist ja auch eher stolz darauf, wenn man gerade lernt, die Schuhe zuzubinden und es dann zum ersten Mal selbstständig geschafft hat. So würde es mir auch bei Büchern gehen. Wenn man vorher nur extrem selten ein Buch mal beendet hat, ist das noch etwas besonderes.

So würde mich das bei meinem Freund sehr wundern, wenn er mal ein Buch beenden würde. Er liest überhaupt nicht gerne, höchstens irgendwelche Produktrezensionen oder Nachrichten. Aber mit Büchern kann man ihn jagen. Er würde nicht mal in einem ganzen Jahr ein Buch beenden und dementsprechend wäre es etwas ganz besonderes, wenn er es doch mal schaffen sollte und ihn sein Interesse daran nicht vorher wie immer verlässt.