Nach Wiederbelebung hat sich das Leben verändert?
Eine Freundin von mir hat zum Neujahr eine dramatische Erfahrung gemacht, die sie seither nicht mehr loslässt. Sie hat eine Verwandte wiederbeleben müssen, welche im Grunde genommen schon Tot war. Starre Augen, kein Puls und das ganze Prozedere glich einem Horrorfilm.
Sie konnte ihre Verwandte wiederbeleben und musste dann im Krankenhaus erfahren, dass sie wahrscheinlich noch in dieser Nacht sterben würde. Glücklicherweise ist dies nicht passiert, sondern die Dame lebt noch heute. Sie wird jedoch eine Pflegekraft benötigen, ein Pflegebett und mehr.
Die Dame ist zweifache Krebspatienten und hat nur noch ihre Schmerzmedikamente genommen, weil die Heilungschancen so gering sind. Sie wollte einfach normal Leben unter Schmerzmittel, damit sie irgendwann einfach nur einschläft. Dieses Szenario war jedoch nicht in ihrem Interesse und sie ist auch geistig noch völlig da.
Sie hat jedoch durch zwei Krebsleiden in zwei Jahren sehr viel an Kraft verloren und Körpermaße. Dadurch war sie viel im Bett und die letzten Tage vor diesem Ereignis waren dramatisch. Das Krankenhaus hat auch bestätigt, dass nur zwei Minuten später meine Freundin ihr nicht mehr helfen hätte, können. Jetzt ist so weit alles in Ordnung mit ihrer Verwandten.
Leider geht es meiner Freundin aber nicht immer mehr so gut wie zuvor. Sie träumt von dem Szenario, als sie ihre Verwandte regungslos in den Armen des Mannes sah, wie starr ihre Augen waren. Sie träumt davon, wie sie nach dem Wiederbeleben nach Luft schnappte, aber nicht anwesend war als sei sie immer noch im Prozess zwischen Tod und dem Leben.
Wir machen uns wirklich große Sorgen, um meine Freundin. Das solch ein Szenario nicht jeden kalt lässt, vor allem wenn es Verwandte sind, steht außer Frage. Die besagte Freundin ist jedoch psychisch krank und leidet unter posttraumatischen Kindheitsstörungen, die sehr schwerwiegend sind. Sie hat dadurch bildlich alles schlechte, Dramatische und tragische vor Augen.
Wie bereits erwähnt, träumt sie bereits davon. Sie kann die Bilder nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Jeden Tag denkt sie mindestens einmal daran. Geräusche, die im TV zu hören sind, welche ähnlich mit dem Szenario sind, werfen sofort das Bild in ihrem Kopf an.
Glaubt Ihr, dass sich solch ein Szenario nach der Zeit wieder legt, und wird sie das ewig begleiten. Was glaubt ihr, wie man ihr am besten helfen kann, denn sie hat ihrer Verwandte natürlich das Leben gerettet, aber beruhigen tut sie dieser Zustand gerade nicht.
Verändert solch ein Szenario das Leben meiner Freundin stark, da sie ohnehin psychisch so vorbelastet ist? Glaubt Ihr sie, wird damit früher oder später leben lernen, das es in Moment nur so dramatisch ist, weil es das erste Mal war, dass sie jemanden wiederbeleben musste und da es niemanden kalt lässt, einen toten Körper anzufassen? Wie seht ihr das oder kennt ihr ähnliche Szenarien?
Das ist wirklich ein sehr schlimmes und dramatisches Erlebnis. Ich glaube, dass dir auf deine Fragen niemand eine Antwort geben kann bzw. sollte, ohne dass er die betroffene Person kennt. Raten möchte ich deiner Freundin allerdings schon etwas. Sie sollte sich so schnell als möglich um professionelle Hilfe bemühen, damit sie das und auch ihre Probleme aus der Kindheit ein Stück weit aufarbeiten und verarbeiten kann.
Wenn sie psychisch krank und unter ihren Kindheitserlebnissen leidet, ist sie doch eh schon in Behandlung, oder nicht?! Für mich klingen allein diese Beschreibungen so, als ob sie auf jeden Fall in Behandlung gehört. Und da muss man auch diese Problematik mit der Wiederbelebung auch ansprechen. Denn diese scheint sie sehr stark zu belasten. So stark, dass man nicht davon ausgehen kann, dass es bald vorbei wäre oder dass sie das alleine hinbekommt.
Also wenn sie bisher noch nicht in Behandlung war, sollte sie jetzt auf jeden Fall mal professionelle Hilfe suchen. Als Freundin oder Verwandte kann man da wenig machen, außer sie zu ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Denn Alpträume und alles, was du da beschreibst, sind echt keine Lappalien. Da ist es mit gut zureden nicht getan.
Meine Freundin ist seit Kurzem in Behandlung. Dort hat sie das Szenario auf die Frage, ob sie sich schlimme Erinnerungen bildlich vorstellen, kann auch direkt mit eingeworfen. Sie kann sich wirklich an alles Schlechte so gut erinnern, dass man glauben mag, dass es erst gerade passiert ist. Selbiges kommt jetzt mit dem Szenario auf. Dabei sind bis auf die Wiederbelebungen alle Dinge vor zwischen dem 1 und 13 Lebensjahr passiert, was circa 25 bis 28 Jahre her ist.
Die Therapeutin hat ihr schon im Vorfeld durch ihre traumatische Kindheit ( Milieu Kind, Drogen, Schlägereien zwischen den Eltern, sexuelle Übergriffe ) mitgeteilt, dass ihre posttraumatische Belastungsstörung chronisch ist. Das sie einer der schweren Patientinnen ist, bei dem alles tolle, was sie erlebt hat durch die negativen Erfahrungen, die sie ständig im Kopf hat, verblassen.
Nun passiert dasselbe mit der Wiederbelebung. Da ihre Therapie jedoch erst am Anfang ist, wird es natürlich Zeit in Anspruch nehmen, bis man so etwas verarbeitet. Ihre Therapeutin ist sich nicht ganz sicher, ob dieses Szenario nicht auch zu einer Belastung wird oder wie bei vielen Menschen doch sich mit der Zeit regelt.
Sie hat jedoch just in diesem Moment so geistesgegenwärtig, wie eine Maschine reagiert, damit die Cousinen von ihr nicht das Zimmer betreten, um die regungslose Tante da zu sehen. So geistesgegenwärtig war sie. Wie eine Maschine, wobei alle Verwandten, die am selbigen Tag, weil der Tod der Dame befürchtet wurde, von den Ärzten schon mitteilten, dass sie eher wie eine Maschine wirkt und richtig schlecht aussah.
Mir ist klar, dass durch die posttraumatischen Belastungsstörungen es durchaus sein kann, dass dieses Szenario nicht so einfach, wie bei anderen einfach nach einiger Zeit verblasst. Doch ist das auch ohne solch eine Störung überhaupt denkbar? So etwas kann man doch niemals vergessen, kennt ihr diese Floskel nach dem Motto " das ist nur am Anfang so und legt sich wieder"? Man hat ja nicht jeden Tag einen toten Menschen im Arm, belebt ihn wieder und mehr.
Kätzchen14 hat geschrieben:Doch ist das auch ohne solch eine Störung überhaupt denkbar? So etwas kann man doch niemals vergessen, kennt ihr diese Floskel nach dem Motto " das ist nur am Anfang so und legt sich wieder"? Man hat ja nicht jeden Tag einen toten Menschen im Arm, belebt ihn wieder und mehr.
Auch ohne die psychische Vorbelastung ist eine Wiederbelebung natürlich eine heftige Erfahrung. Das vergisst man nie wieder. Und hier waren die Umstände ja auch nicht durchweg positiv, obwohl sie der Tante das Leben gerettet hat. Das prägt natürlich noch mal ganz anders.
Man hat in das Leben eines anderen Menschen eingegriffen. Wenn man nicht so reagiert hätte, wäre ein Leben vorbei gewesen. Natürlich verändert einen das. Aber "es legt sich wieder" stimmt doch. Am Anfang ist es neu, man muss das alles verarbeiten und dann lebt man damit. Das heißt nicht, dass man es vergisst, aber man muss nicht jeden Tag darüber nachdenken. Das hat man doch in der Verarbeitung getan.
Deine Freundin hat das getan, was sie für das Dringendste hielt und was sie befürwortete. Sie hat es geschafft dass die Verwandte ins Leben zurück geholt wurde. Bedacht hat sie im Moment der automatischen Entscheidung nicht, in welches für sie schlimme Leben sie die Verwandte zurückholte.
Wenn ihr deswegen nun jemand der Cousinen einen Vorwurf gemacht haben sollte, dass sie die Verwandte lieber nicht hätte wiederbeleben sollen, weil sie nur noch mit Schmerzmitteln leben konnte, wird das für deine Freundin noch schlimmer sein. Sie hat automatisch etwas getan um zu helfen und das das nun falsch sein könnte, kommt zu der normalen Belastung noch hinzu.
Es wird ganz bestimmt lange dauern, bis deine Freundin wieder etwas normaler leben kann. Vielleicht hilft ihr die Therapie. Da sie auch die Probleme der Kindheit noch nicht verarbeitet hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie bald wieder ein normales Leben führen kann. Für Rettungskräfte mag es mittlerweile eine Art Normalität angenommen haben, wenn sie eine Person wiederbeleben. Aber jede andere Person wird noch lange mit den dann folgenden Gedanken zu kämpfen haben.
Ich glaube, dass es jetzt noch schlimmer wird. Gerade haben Verwandte angerufen und der Freundin von mir mitgeteilt, dass ihre Tante in den nächsten zwei Tagen mit absoluter Sicherheit jetzt sterben wird. Das nun auch noch ein Geschwür im Bauch dazugekommen ist, eine OP zu fatal ist und sie es nicht mehr überlebt.
Meine Freundin ist natürlich völlig am Boden zerstört. Sie stellt sich jetzt immer wieder die Frage, ob es überhaupt richtig war, dass sie sie ins Leben zurückholte, auch wenn sie jetzt mehr als vier Wochen im Krankenhaus ist und jetzt doch sterben wird. Obwohl die Hoffnung gut war, dass es noch ein Entrinnen gab.
Gleichzeitig sagt sie, so konnte die Tante im vollen Bewusstsein alle Menschen sehen, die sie liebt, war recht fit und immer gut drauf. Besser als zu Hause im Vegetationszustand. Findet ihr das auch?
Ich denke, dass jetzt die Zeit gekommen ist, wo man sagen muss, dass es jetzt wohl noch länger dauert. Ich wollte ich könnte ihr helfen, aber da werde ich wohl jetzt nicht mehr viel tun können, was denkt ihr?
Meiner Meinung nach zählt es auch sehr viel, dass sie sich verabschieden kann. Immerhin hat sie ja auch Töchter, für die das alles sehr schwer ist. Und bevor man ins Krankenhaus muss, wird das oft hinausgezögert.
Aber hat deine Freundin denn mal mit ihrer Tante darüber gesprochen? Wir stellen hier alle nur Vermutungen an. Die Tante ist die einzige, die ihr sagen kann, ob es gut so war. Die ihr das Gewissen erleichtern kann.
Ich glaube, sie würde noch mehr leiden, wenn sie nichts getan hätte. Wenn sie in dem Moment gesagt hätte, dass sie die Tante besser gehen lassen. Dann würde sie sich jetzt viel schlimmere Vorwürfe machen. Das ist kein großer Trost, weil es immer hypothetisch bleiben wird. Aber die Seite muss man auch mal betrachten.
Denk doch einfach mal daran, wie du drauf wärst, wenn du so etwas gemacht hättest. Das ist nicht gleich wieder alles in Ordnung, selbst bei psychisch gesunden Menschen. So ein Ereignis ist sehr belastend und man kann das nicht einfach so wegstecken.
Deiner Freundin ist zu raten sich in psychologische Behandlung zu geben, wenn sie dies noch nicht ist. Auch, damit sie ihre Altlasten klären kann. Ich denke, dass es auch für sie so schlimm ist, weil die andere Person das vielleicht einfach hinter sich bringen wollte und sie so nun gestört hat. Das ist ja auch nicht leicht und belastend. Steht ihr einfach bei, redet mit ihr und lenkt sie ab.
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