Wäre eine bilokale Beziehung für euch vorstellbar?

vom 26.01.2015, 12:11 Uhr

Ich habe vor kurzem zum ersten Mal den Begriff "bilokale Beziehung" gehört. Dabei handelt es sich um eine ganz normale Beziehung, wobei man jedoch nicht die Absicht hat, zusammenzuziehen, sondern - zumindest über einen längeren Zeitraum hinweg - in getrennten Wohnungen zu leben. Im Gegensatz zu einer Fernbeziehung kann man dabei durchaus aber auch in der gleichen Stadt wohnen. Diese Form der Beziehung ist nun angeblich immer mehr verbreitet.

Ich habe so darüber nachgedacht und ich denke, dass ich auch erst einmal diese Form der Beziehung bevorzuge. Obwohl ich weiß, dass ich früher oder später irgendwann sicherlich mit meinem Freund zusammenziehen werde - spätestens dann, wenn wir eine Familie haben wollen - erachte ich das jetzt noch nicht für nötig. Ich finde es schön, wenn jeder sein eigenes Reich hat. Man kann ja dennoch öfters beieinander übernachten und sich dennoch oft sehen, wobei man sich aber auch jederzeit zurückziehen kann, wenn man das möchte.

Ich denke, dass ich im Prinzip noch alle Zeit der Welt habe, um mit meinem Freund zusammenzuziehen und das muss für mich noch nicht "so früh" sein. Lieber möchte ich es erst einmal genießen, meine Wohnung so einzurichten, wie ich es möchte und das in der Wohnung zu tun, was ich will, ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Der einzige Punkt, der da leider etwas negativ ist, sind natürlich die Kosten, da zwei einzelne Wohnungen wesentlich teurer sind, als eine gemeinsame Wohnung.

Könntet ihr euch eine bilokale Beziehung auf Dauer vorstellen oder wäre das nichts für euch?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Da ich seit Jahren so eine Beziehung führe kann ich mir das natürlich sehr gut vorstellen. Wir sind kein "wir" Paar sondern haben neben gemeinsamen Freunden und Hobbys auch unsere eigenen Freundeskreis und unsere eigenen Hobbys, da bietet es sich einfach an, wenn man nicht ständig so extrem aneinander klebt.

Denn wenn wir zusammen wohnen ist dann klar, dass wir auch die Freizeit zusammen verbringen, das hat dann absolute Priorität. Diese Situation, die ich von anderen Paaren kenne, dass ein Partner etwas zu zweit unternehmen möchte, während der andere lieber mit den Freunden um die Häuser ziehen würde, gibt es nicht bei uns. Für die Freunde haben wir schließlich an anderen Tagen genug Zeit.

Finanziell würde ein komplettes Zusammenziehen bei uns übrigens nicht wirklich was bringen, weil das bedeuten würde, dass einer von uns einen neuen Job suchen müsste, der mit großer Wahrscheinlichkeit weniger gut bezahlt wäre und weniger Flexibilität bieten würde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Bei meinem Mann und mir hat sich das einfach so entwickelt. Ich hatte vier Mitbewohner, seit wir zusammen gekommen waren. Bei den ersten drei Wechseln hatten wir es gar nicht angesprochen, dass er mein neuer "Mitbewohner" werden könnte, weil es einfach noch zu früh war in der Beziehung. Auch wenn er viel bei mir und ich viel bei ihm übernachtet habe, muss man das meiner Meinung nach auch nicht überstürzen.

Der vierte Mitbewohner hat dann aber wirklich ziemlich genervt. Als ich beschlossen hatte, mit ihm zu reden, war schnell klar, dass ich keinen neuen haben will. Und dann war das ganz selbstverständlich, dass mein Mann mit eingezogen ist. Da waren wir dann drei Jahre zusammen.

Wir sind beide nicht wahnsinnig unternehmungslustig, aber ich hatte auf jeden Fall jeden Mittwoch meinen Pokerabend mit meinen Leuten und mein Mann ist auf die ein oder andere Party gegangen, zu denen ich nicht mitwollte, weil es nicht meine Musik ist. Ich verstehe auch nicht so ganz, warum das nicht möglich sein sollte, wenn man eine gemeinsame Wohnung hat. Wären wir unternehmungslustiger, hätten wir halt mehr getrennt unternommen.

Und Rückzugsraum haben wir beide auch. Obwohl wir beide nicht mal auswärts arbeiten und uns deshalb nur abends sehen würden, sehe ich meinen Mann oft stundenlang nicht, weil er in der Werkstatt oder im Garten beschäftigt ist. Auch abends hocken wir nicht aufeinander oder müssten uns jeden Abend einigen, welches Fernsehprogramm geschaut wird. Wir haben beide einen Laptop, auf dem wir schauen können, was wir wollen und im oberen Stockwerk gibt es noch mal so etwas wie ein kleines Wohnzimmer. Wir sind da also unabhängig.

Also für mich ist das Konzept "bilokale Beziehung" für die ersten Jahren einer Beziehung ganz logisch, aber danach nicht mehr notwendig. Ich sehe keine Nachteile in einer gemeinsamen Wohnung und habe ausreichend Freiheiten. Das hängt meiner Meinung nach viel mehr von der Beziehung ab als von den Wohnverhältnissen. Es sei denn natürlich, man könnte sich nur eine Einraumwohnung leisten.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich bin da wohl mehr der Klammertyp. Für mich wäre es unvorstellbar in nächster Nähe zu meinem Partner zu wohnen, aber nicht mit ihm zusammen zu wohnen. Der Zusammenzug mit meinem Partner hat unsere Beziehung auch noch mal gefestigt.

Wir mögen es beide sehr viel miteinander zu machen und da machen getrennte Wohnungen keinen Sinn. Selbst am Anfang war das für uns klar und so habe ich auch schon da sehr oft bei ihm geschlafen und war schon fast bei seinen Eltern mit eingezogen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich führe im Moment auch eher eine bilokale Beziehung, aber eher zwangsweise und nicht freiwillig. Das liegt eben daran, weil ich durch mein Studium an meine Uni-Stadt gebunden bin und er ist durch seine sehr gute Arbeitsstelle an seine Stadt gebunden. Wir sehen uns dennoch sehr häufig, auch wenn wir oftmals mehrere Tage pro Woche getrennt verbringen. Die Wochenenden bin ich immer bei ihm, auch wenn er manchmal mich besuchen kommt, wenn er mal Urlaub hat und etwas aus seiner Stadt herauskommen möchte.

Dieses Beziehungsmodell wäre allerdings nichts für mich. Ich habe mal in den Ferien, bevor ich meine Arbeit gefunden hatte, drei Monate durchgängig bei ihm verbracht und wir haben uns überhaupt nicht genervt oder so. Wir haben uns mittlerweile so aufeinander eingestellt, dass das Zusammenleben mit dem Alltag sehr gut funktioniert ohne dass wir aneinander ecken.

Ich hatte auch anfangs Bedenken, dass ich mich möglicherweise eingeengt fühlen würde. Ich bin zwar ein Klammertyp, aber er klammert viel extremer als ich und ich bin ein Mensch, der hin und wieder auch seinen Freiraum und Zeit für sich braucht, während er komplett darauf verzichten kann. Ich hatte anfangs wie gesagt Bedenken, dass wir wegen dieser Eigenschaften uns in die Wolle haben würden, aber diese Sorgen waren komplett unbegründet.

Mag sein, dass manche Menschen erst einmal auf eigenen Beinen stehen wollen. Diese Gedanken kann ich auch nachvollziehen, wenn man wie in deinem Fall Prinzessin_90, noch bei den Eltern wohnt und erst einmal auf eigenen Beinen stehen möchte bevor man mit dem Partner zusammenzieht. Ich finde so eine Einstellung nur vernünftig und vorbildlich. Aber da ich mittlerweile schon 5 Jahre alleine wohne und eben weiß, wie das ist auf eigenen Beinen zu stehen, habe ich mich in dieser Hinsicht "ausgetobt" und bin bereit für den nächsten Schritt, das Zusammenziehen.

Ich finde den Gedanken sogar total aufregend, die Wohnung gemeinsam einzurichten und sich eben komplett aufeinander einzulassen. Ich finde, das macht gerade den Reiz aus und ich sehne mich schon so lange danach, "sesshaft" zu werden und mit ihm zusammen zu ziehen, bisher ging das aber aus taktischen Gründen nicht. Denn ich hätte keine Lust und auch nicht den Nerv gehabt, jeden Tag 2,5 Stunden zu meiner Uni-Stadt zu pendeln und dann nochmal 2,5 Stunden zurück.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich glaube, dass viele Menschen zunächst eine bilokale Beziehung führen, um auch gewisse Freiheiten genießen zu können. Zudem wäre es ja fast schon fatal und Leichtsinn, wenn alle Paare sofort miteinander in einer Wohnung ziehen würden und so womöglich Streit etc. hervorrufen. Denn das Kennenlernen aller Ecken und Macken ist erforderlich und dies wäre auf getrennte Wohnbasen natürlich die beste Lösung.

Im Grunde genommen fange ich jede Beziehung also bilokal an. Ob in der Jugend oder auch jetzt. Ich wohne in meinen vier Wänden, damals das Kinder/Jugendzimmer und mein Gegenüber dasselbe. So haben wir die Chance in der Not auch Mal mit etwas Abstand dem anderen zu begegnen, weil es ja auch zu Streitereien kommen kann. Diese wären in den eigenen vier Wänden etwas schwieriger aus dem Weg zu gehen.

Bilokale Beziehungen gehören heute ja schon fast zu einer Art Trend. Woran das liegen mag, kann sicher unterschiedlichste Gründe vorweisen. Die einen wollen nicht zusammenziehen, während die anderen einfach gewisse Macken an dem Gegenüber nicht leiden können. Es gibt wohl viele Dinge, die dafür oder möglicherweise dagegen sprechen.

Mir persönlich ist derzeit eine bilokale Beziehung am liebsten, da ich mich nicht einschränken mag. Ich möchte ausreichend Rückzugsmöglichkeiten genießen können und auch nicht ständig aufeinander Hocken.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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