Auf Arbeit seine Ruhe und seinen Frieden haben wollen
Ich bin jemand, der eigentlich nur in Ruhe seine Aufgaben erledigen will und daher auch meistens nicht rebelliert, wenn mal was Unangenehmes geschieht. Zumindest nicht bei meinen eigenen Vorgesetzten, manchmal versuche ich dann über Umwege etwas zu verändern, aber ich wende mich normalerweise nicht gegen diejenigen, die etwas angeordnet haben. Zum einen, weil ich meine Ruhe haben will, zum anderen aber auch deswegen, weil ich denke, dass Streit nicht unbedingt sein muss.
Wenn etwa ein Fehler passiert, dann sorge ich im Zweifelsfall eher dafür, dass der nicht auffällt, als dass ich nun unbedingt damit zum Vorgesetzten gehe und das melde. Wenn der Fehler nicht mega schlimm war, dann macht das meistens ja auch nichts. Ich habe beispielsweise mal recht viele Fehldrucke produziert, weil ich einen Fehler auf einer Seite, die mehrere hundert male gedruckt wurde, nicht gemerkt hab. Da habe ich die Fehldrucke dann verschwinden lassen und alles nochmal neu gemacht und keiner hat es gemerkt.
Genauso soll ich ab und an einen Kollegen in einem Verbundunternehmen vertreten, wenn der Urlaub hat. Der macht da bestimmte Seminare und Veranstaltungen, mit denen ich mich nicht so komplett auskenne. Da habe ich dann einfach ein anderes Seminar gehalten, was zwar thematisch ähnlich ist und was ich schon kenne, aber es war nicht das Gleiche. Das mache ich seit zwei Jahren so, ich muss ihn etwa fünfmal im Jahr vertreten. Es ist nie aufgefallen, es hat sie nie jemand beschwert und ich glaube, die Teilnehmer merken es gar nicht. So habe ich mir den Aufwand der Einarbeitung gespart und meine Ruhe.
Oder ich sollte mal eine Ausarbeitung zu einem Thema machen und habe einfach was genommen, was schon fertig im Internet zu finden war. Scheinbar waren die anderen nicht so internetaffin, denn sonst hätten sie das ja auch selbst online finden können. Die waren dann total davon begeistert, wie schön ich das vorgetragen hatte, dabei hab ich einfach nur etwas zu dem geschwafelt, was ich da online fand.
Meine Kollegen sind aber teilweise nicht so. Die sollen mich auch manchmal vertreten und wollen das aber zumindest in Bezug auf manche Veranstaltungen nicht machen, weil sie sich da einarbeiten müssten und die Einarbeitungszeit nicht bekommen. Sie könnten da ja wie ich machen, einfach etwas, was sie kennen, stattdessen als Vortrag nehmen. Aber das wollen sie nicht, sie wollen sich aktiv dagegen wehren und sich an die Abteilungsleiterin wenden.
Wollt ihr auf Arbeit vor allem eure Ruhe haben? Umgeht ihr Aufgaben oder unangenehme Extras, indem ihr heimlich etwas anderes macht? Oder scheut ihre keine offenen Konflikte bei der Arbeit?
Verstehe ich das jetzt richtig? Du meinst „Ruhe haben“ insofern, dass du für dich mit möglichst wenig zusätzlichem Aufwand durcharbeiten kannst? Und wenn du Fehler machst, dann versuchst du, dass diese nicht auffallen? Nicht in dem Sinne von „von Kollegen in Ruhe gelassen zu werden“?
Wie kann man sich das vorstellen, dass du, wenn du Unangenehmes geschieht, nichts dazu sagst, sondern über Umwege versuchst, was zu ändern. Was ist das Unangenehme? Wäre es nicht direkter und ehrlicher, da selbst mit dem Chef zu sprechen? Wieso muss es da gleich zu einem Streit kommen, man kann doch auch sachlich reden?
Meine Einstellung ist eher die, dass ich alles über Umwege nicht immer fair finde. Ich kenne/kannte z. B. Kollegen, die sagen den Chefs gegenüber Ja und Amen zu allem, motzen dann aber hintenrum und versuchen, anders aus der Affaire zu kommen, dann auch teilweise zu Lasten anderer Kollegen. Die vertuschen auch ihre Fehler um jeden Preis, verkaufen sich aber immer ganz groß. Dass solche Kollegen nicht gerade die beliebtesten sind, dürfte verständlich sein.
Ich versuche schon auch, meine Arbeit so weit zu gestalten, dass ich mir nicht noch mehr Arbeit mache als erforderlich ist. Aber meine Aufgabengebiete sind so vielfältig, dass ich nicht mal ein paar Stunden an einem Thema in Ruhe durcharbeiten kann. Ich werde ständig durch Kollegen oder Kunden/Lieferanten etc. anderer Projekte unterbrochen, muss dann was dazwischen schieben, das andere bleibt erst mal liegen, muss zig Mal angefasst werden, bis es endlich fertig ist.
Ich habe oft 6-7 Projekte gleichzeitig auf dem Schreibtisch liegen/am PC offen und muss da am Ende des Tages wieder Ordnung hineingebracht haben. Vollständig beendet ist dann oft nicht einer der Punkte. Genauso habe ich keinen fertigen Ablaufplan, nach dem ich die Projekte abarbeiten kann, denn jedes Projekt ist anders und entwickelt sich im Laufe der Zeit anders als geplant.
Ruhe habe ich auf der Arbeit absolut gar nicht, wobei ich definitiv mehr Ruhe bräuchte. In Spitzenzeiten schaffe ich es nicht mal, fünf Minuten am Stück zu arbeiten, weil immer eine Unterbrechung kommt. Aber da arbeite ich gerade dran, wie ich diese Störungen reduzieren kann, indem ich z. B. nicht immer gleich springe, wenn jemand was hat.
Klar, wenn ich Fehler mache, versuche ich sie auch erst mal alleine auszubügeln, so dass es niemand mitbekommt/mitbekommen muss. Wenn allerdings schon mal ein Fehler auftritt, der - wenn auch kleine - Folgen haben könnte, dann spreche ich meinen Chef direkt darauf an. Mir wurde bisher noch nicht der Kopf abgerissen. In deinem Beispiel mit den Ausdrucken hätte ich es aber genauso gemacht wie du. Der Fehler war ja leicht zu beheben.
Und wenn deine Seminare doch gut sind, dann ist deine Vorgehensweise ja wohl nicht so verkehrt, Oder ist es nur nicht aufgefallen, dass du was anderes gemacht hast? Wo bestand der Unterschied und warum hast du es anders gemacht? Hattest du das noch fertig in deiner Schublade stecken? Nur bei der Situation, bei der du eine Internetvorlage genommen hast, sehe ich das kritischer - bekommen die Teilnehmer keine Unterlagen mit? Hast du da auch die Internetvorlage verteilt?
Da könnte es dann kritisch werden. Auch kommt es drauf an, was es für ein Teilnehmerkreis ist. Wenn ich solche Aufgaben übertragen bekäme, würde ich schon darauf achten, dass ich sie auch möglichst korrekt umsetze, auch wenn es auch mehr Zeit in Anspruch nimmt. Aber den Anspruch habe ich an mich.
Einfach nur seine Ruhe haben wollen, ohne die Auswirkungen abzuwägen, ist sehr gefährlich und absolut unkollegial. Man muss sich nicht unnötig das Leben schwer machen, aber in vielen Situationen muss man auch mal in den sauren Apfel beißen.
Man muss sicherlich nicht wegen jedem kleinen Fehler zum Chef rennen und ihn beichten. Das kostet im Endeffekt oft mehr Zeit und Nerven. Wichtig ist aber, dass man selbst aus seinen Fehlern lernt und wenn nötig anderen die Chance gibt, das auch zu tun. Wenn also ein Fehler auch anderen passieren könnte, sollte man sie darauf hinweisen. Es schadet in aller Regel nicht, zu seinen Fehlern zu stehen.
Auch ansonsten schadet es in vielen Fällen nicht, wenn man den Weg des geringsten Widerstands geht. Oft bekommt man einfach so mehr Arbeit in weniger Zeit erledigt. Aber es gibt auch immer eine Grenze, nämlich dann, wenn spürbare negative Auswirkungen zu befürchten sind.
Wenn das Seminar so unwichtig ist, dass man einfach das Thema abändern kann, spielt es keine Rolle. Wenn aber Leute aufgrund fehlender Inhalte teure oder schmerzhafte Fehler machen könnten, darf man so etwas nicht machen. Wenn man sich mit dem Thema auskennt, kann man außerdem einfach das Seminar mit den Unterlagen des Kollegen halten.
Ich bin in der Lage konstruktive Kritik zu üben, sowohl an anderen als auch an mir selber. Wenn mir etwas nicht passt und wenn ich denke, dass Kritik angebracht ist, spreche ich das Problem selbstverständlich an. Streit hat es deshalb noch nie geben. Ich arbeite mit lauter erwachsenen und vernünftigen Menschen zusammen.
Und wenn ich selber einen Fehler mache stehe ich auch dazu. Wenn ich etwas falsch ausgedruckt habe wäre es doch total kindisch das einfach verschwinden zu lassen. Was ist schlimm daran zu sagen "ich habe das falsch ausgedruckt, das kann als Schmierpapier verwendet werden"? Jeder macht mal Fehler und aus dem Alter, in dem ich Angst habe, dass irgendeine Autorität mich ausschimpft und ohne Nachtisch auf mein Zimmer schickt, bin ich schon lange raus.
Der Weg des geringsten Wiederstandes und das Vermeiden von unangenehmen Aufgaben wäre bei einem Job, in dem man mit seinem Team zusammen arbeiten muss und sich auf die Kollegen verlassen muss schlecht möglich. Außerdem ist es für die Karriere auch nicht unbedingt förderlich, wenn man immer nur gerade so das Nötigste macht.
@Cloudy24: Genau das ist es, unter erwachsenen Menschen sollte konstruktive Kritik möglich sein. Man muss aber auch mal damit leben können, dass man mit unterschiedlichen Meinungen auseinandergeht und der Gegenüber vielleicht auch mal sauer auf einen ist, weil er es nicht versteht. Aber das gehört einfach dazu und das sollte man lernen auszuhalten.
Allerdings finde ich auch, muss man nicht jeden Fehler/jedes Missgeschick an die große Glocke hängen. Im Falle der falschen Ausdrucke hätte ich die auch einfach entsorgt und neue gemacht. Bzw. habe ich gemacht, denn es ist mir auch schon mal passiert, dass ich ein falsches Format gewählt habe. Allerdings habe ich das dann direkt in die Tonne neben dem Drucker geschmissen, hätte jeder sehen können. Aber ich wäre damit auch nicht extra zum Chef gegangen und hätte ihm von meinem Missgeschick erzählt.
Es gibt Fehler, die passieren einfach, die kann man schnell wieder ausbügeln, die muss man auch nicht an die große Glocke hängen. Und es gibt Fehler, mit denen man doch besser offen umgeht, um die Situation nicht noch schlimmer zu machen. Aber ein zwanghaftes Vertuschen der eigenen Fehler – ich weiß nicht, ob man sich dadurch das Leben wirklich einfacher macht.
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