Dressur bei vielen Tierarten einfach eine Qual?

vom 26.01.2015, 09:50 Uhr

Ich muss zugeben, dass ich nicht viel von Pferden verstehe, aber mir tun die Pferde bei den Apassionata Aufführungen doch immer leid. Ich weiß, dass Pferde beispielsweise sehr gedrillt werden und auch mit einem Gebiss gelenkt werden, was alles andere als schön ausschaut und für die Pferde bestimmt nicht angenehm ist. Sie müssen steigen, obwohl sie gar nicht die Ambition dazu haben und nur dazu gedrillt werden.

Bei Pferdespringreiten müssen die Pferde über Hindernisse springen. In freier Natur, habe ich mir sagen lassen, würden Pferde immer Hindernisse umgehen, wenn es möglich ist und nur bei Gefahr über Hindernisse springen. Es ist also für die Pferde immer ein unnatürliches Verhalten, was ihnen angedrillt wird.

Tiere im Zirkus, egal, ob es nun Großtiere oder Kleintiere sind, werden auch gedrillt und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass so eine Vorstellung für die Tiere ein Vergnügen ist. Denn es ist der reinste Stress, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Tiere würden auch freudestrahlend auf ein Herrchen zurennen, wenn dieser das Tier gequält hat, weil es eine Bezugsperson ist und da kann man dem Hund erst mal auch nicht ansehen, dass es Stress ist.

Was haltet ihr von der Dressur an Tieren? Ich rede jetzt nicht von Erziehung und Übungen. Ich rede wirklich von Dressur und Drill. Denkt ihr, dass solche Vorstellungen für die Tiere wirklich schön sind?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Mit Sicherheit sind diese Dressuren für die Tiere kein Spaß. Im angenehmsten Fall sind die Tiere einfach nur genervt, im schlimmsten Fall dürfte es mit Folter gleich zu setzen sein. Nicht nur die Methoden mit denen Tiere zu solcher Akrobatik genötigt werden sind quälend, sonder oftmals verletzen sich die Tiere auch bei völlig widernatürlichen Bewegungsabläufen und Haltungen.

Ich musste mir einmal eine Reportage zum Thema Pferdesport ansehen und war danach so gebeutelt, das ich mir schwor nie wieder auf ein Pferd zu steigen, obwohl ich Reiten bis dahin als wirklich schönen Sport empfand. Natürlich wurden dort Extreme gezeigt, die nicht immer zu treffen, aber für mich war danach trotzdem Schluss. Beispielsweise ein Pferderennen in Italien und England, wo es querfeldein durch Bäche, Böschungen und andere Hindernisse geht. Die Hälfte der Tiere muss noch während des Rennens eingeschläfert werden, da sie sich durch Stürze schwer verletzt haben.

Apassionata wurde ja bereits durch Peta der Tierquälerei und vieles mehr bezichtigt sowie angezeigt. Leider ohne Erfolg. Mir ist völlig unklar wie ein Veterinär dort keine Missstände finden konnte, vermutlich mit verbundenen Augen.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wie kommt man jetzt auf die Idee, dass es sich beim Dressurreiten um Dressur und Drill handelt und nicht um Erziehung und Übungen? Welcher Bewegungsablauf ist widernatürlich? Was tut ein Pferd, das frei und völlig unbeeinflusst vom Menschen frei lebt davon nicht?

Und wieso werden wieder alle Menschen, die so etwas mit ihren Pferden machen, in einen Topf geworfen? Ich reite meine Pferde. Das tue ich natürlich, weil ich reiten möchte. Das Pferd ist nicht dazu geboren. Daher übernehme ich eine große Verantwortung und bilde meine Pferde bestmöglich für diese Aufgabe aus. Denn wenn ich ihnen einfach beibringen würde, mein Gewicht brav zu tragen, dann würde sie massive Schäden davontragen und nicht mehr lange gesund laufen können.

Nur weil andere schnelle Erfolge oder schnelles Geld wollen, heißt das nicht, dass das jeder so macht. Hält man sich an die klassische Reitlehre, dann baut man sein Pferd Schritt für Schritt über ganz viele Jahre hinweg auf. Dass das heute kaum noch jemand lernen möchte, weil das so viele Jahre dauert, bis man selbst es beherrscht und danach so viele Jahre ins ein Pferd gesteckt werden müssen, das ist traurig.

Aber dieses Phänomen betrifft nicht nur den Reitsport. Das sieht man auch bei Freizeitreitern, die angeblich alles für ihr Pferd tun und es dabei kaputt machen. Das sieht man bei Hundehaltern, das erleiden Vögel, die gar nicht "dressiert" werden.

Auch wenn Nicht-Reiter und schlechte Reiter es nicht verstehen: Ein Pferd steuert man ausschließlich mit Kreuz und Schenkel. Die Verbindung zum Maul ist extrem leicht und dient nur dem Stellen und wird bei der ganzen Parade zum Anhalten benötigt.

Ich höre schon das "Ja, da wird dann aber gezogen". Ich beschreibe jetzt mal das "Ziehen". Wenn ich so vor mich hinreite, dann halte ich die Zügel (egal ob einfaches Trensengebiss oder Kandare) mit einer minimalen Spannung in der locker geschlossenen Faust. Wenn ich, ohne die Hände weiter zu bewegen, die Hände fester schließe, steht mein Pferd. Wir reden von einer Verkürzung der Verbindung von etwa 5 Millimetern. :whistle:

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Wie kommt man jetzt auf die Idee, dass es sich beim Dressurreiten um Dressur und Drill handelt und nicht um Erziehung und Übungen? Welcher Bewegungsablauf ist widernatürlich? Was tut ein Pferd, das frei und völlig unbeeinflusst vom Menschen frei lebt davon nicht?

Und wieso werden wieder alle Menschen, die so etwas mit ihren Pferden machen, in einen Topf geworfen?

:whistle:

Ich bin nun wirklich kein Experte was Pferde betrifft, aber wenn ich mir ein Video von einem Pferd frei laufend auf einer Koppel ansehe oder in freier Wildbahn und dann bsw. das hier (vorsicht, das Video ist nichts für zarte Gemüter), bleibt mir das Lachen im Halse stecken, egal wie lächerlich es aussieht. Auch das gehört zum Dressurreiten auch wenn es wieder ein extremes Beispiel war. Auch habe ich mir nie den Reitsport im Fernsehen von vorn bis hinten ansehen können, da ich das Gestelze, Seitwärtslaufen und Pirouettendrehen sicher noch nie bei einem Pferd auf der Koppel gesehen habe.

Außerdem wirft niemand alle Menschen in einen Topf, wenn du dir den Text genau durchlesen würdest. Wir reden hier vorwiegend von professionellen Pferdeshows, Zirkusauftritten und Profisport. Das Internet macht hier eine klare Aussage mit vielen abscheulichen Videos von sogenannten "Trainingsmethoden". Die Fragestellung bezog sich nicht auf die Menschen sondern auf die Tiere und ob sie wohl so etwas wie "Spaß" dabei empfinden würden.

Trotzdem gibt es sicher auch einige wenige Tiere, die das Glück hatten in verantwortungsvolle Hände zu kommen. Dessen Dressur sich tatsächlich auf natürliche Bewegungen konzentriert und daher eher einen positiven Effekt hat, so wie Gymnastik bei Menschen. Das nötige Know-how sowie Einfühlungsvermögen für eine solche Dressur, gepaart mit der Liebe zum Tier ist aber nun mal leider dünn gesät.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das Problem besteht immer dann, wenn der Mensch etwas überzeichnet dargestellt haben möchte. Das betrifft zum Teil die Dressur, zu einem anderen, nicht weniger großen Teil betrifft es die Zucht.

Wenn man die Tennessee Walker aus deinem Beispiel nimmt: Diese Pferde wurden eigentlich ewig recht gemäßigt gezüchtet und eben auch sehr gemäßigt ausgebildet. Denn eigentlich soll dieses Pferd nichts weiter sein als bequem. Es soll ausdauernd in einem guten Tempo unterwegs sein und den Reiter dabei kaum rütteln.

Jetzt kommt dummerweise das Geld ins Spiel. Und dann werden Menschen erfinderisch und tun alles, um besondere Ergebnisse zu erzielen. Und dummerweise findet die breite Masse das dann toll. Auch viele Leute, die es besser wissen sollten, ziehen nach.

Nimm ein anderes Beispiel, das "Wunderpferd" Totilas. Eigentlich hätte dieses Pferd niemals so hohe Noten bekommen dürfen. Denn so toll und präzise viele seiner Übungen aussehen: In den Grundlagen ist so viel falsch, wie nur falsch sein kann.

Bei diesem Pferd landet der Kopf meist hinter der Senkrechten, das Genick ist nicht der höchste Punkt, der Rücken ist fest. Das wird aber großzügig übersehen. Denn ein Pferd, das beim Publikum ankommt, das bringt Sponsoren für den Sport, das bringt Übertragungen im Fernsehen, das ist wichtig.

Und die Impulse, die das setzt, ziehen sich bis in jeden Stall und zu jedem Amateur. Plötzlich ist die Rollkur, die die "Ausbildung" verkürzt und vereinfacht, salonfähig. Die Methode ist bereits seit 400 v. Chr. schriftlich beschrieben und bekannt. Es ist allerdings nur eine Notlösung, die einem, wenn es wirklich hart auf hart kommt, die körperliche Gesundheit retten kann. In der Ausbildung hat sie nichts zu suchen.

Das wird jetzt aber anders vermittelt. Wobei das bei Weitem nicht auf jeden zutrifft, auch wenn es sich um einen Profi handelt. So unspektakulär sieht die Grundausbildung eines zukünftigen Dressurpferdes aus. Und das machen zum Glück noch sehr viele Menschen so.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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