Sehr harte Aussagen einer Freundin - wie damit umgehen?

Eine örtliche Zeitung hat einen Artikel ins Netz gestellt, bei dem es um die hohen Rückfallquoten von pädophilen Sexualstraftätern ging. Eine Freundin hat dann von mir bei Facebook einen ziemlich derben Kommentar drunter gesetzt, dass man diese Leute im KZ quälen müsste.

Sie ist eine Mutter und so kann man im Ansatz verstehen, was sie dabei durchmacht, wenn sie das liest, aber ihre Aussage geht einfach viel zu weit. Wie soll ich nun damit umgehen? Einfach so umkommentiert will ich ihre Meinung nicht lassen, da ich das nicht richtig finde. Was würdet ihr machen?

Ich sehe das auch so. Ich finde, es gibt Verbrechen, die sind so grausam, dass es gerechtfertigt wäre, den Verursacher mindestens genauso grausam zu behandeln. Dass es nun nicht auf Basis unserer demokratischen Grundordnung erlaubt wäre, Sexualstraftäter zu kastrieren oder zu quälen, weiß ich auch, aber verdient hätten sie es.

Ich würde den Kommentar einfach ignorieren. Etwas Anderes bringt hier nicht viel. Wenn Menschen mit dem dritten Reich argumentieren müssen, dann zeugt das in meinen Augen auch nicht von besonderem Niveau. Ich lese auch ständig solche Kommentare und muss mich arg zusammenreißen, um nicht zu kommentieren. Aber am Ende lasse ich es dann doch und spreche diese Person bei Gelegenheit direkt darauf an und wenn sie es bei dieser Meinung belässt, dann kann es durchaus sein, dass ich den Kontakt minimiere.

Ich würde an deiner Stelle gar nichts schreiben. Alles was du schreibst, kann auf dich zurückfallen. Sie hat den Kommentar geschrieben und muss dann gegebenenfalls mit den Konsequenzen rechnen, wenn es denn welche geben sollte. Aber diese Gedanken sind ziemlich weit verbreitet, das habe ich bemerkt. Einerseits finde ich es absolut entsetzlich, aber man kann es den Leuten nicht aus den Köpfen schneiden.

Ich bin grundsätzlich dafür, dass Pädophile ihrer gerechten Strafe zugeführt werden, aber ich wäre eher dafür, dass sie lebenslang weggesperrt werden und ihr Dasein noch etwas ertragen müssen, als eine schnelle Lösung durch Folter oder gar der Todesstrafe. Deine Freundin ist eine Mutter, aber stell dir mal vor, was manche Opfer erleiden, wenn sie durch den Artikel getriggert werden. Ich kenne einige Opfer sexueller Gewalt, die ihrem Peiniger kein schnelles Ende wünschen, sondern eher Angst und Furcht, wenn die Täter sich im Gefängnis nach der Seife bücken.

Diese Aussagen kenne ich. Egal, bei welchem Thema. Die Leute sind immer schnell zur Stelle mit solchen menschenverachtenden Aussagen, die Folter, Tod und Vernichtung fordern. Ich hoffe immer, dass sie es nur in der ersten Wut und nur in der Theorie so sehen. Wenn sie es wirklich zu entscheiden hätten, würden sie hoffentlich länger darüber nachdenken und sich anders entscheiden.

Wie du reagieren solltest, hängt davon ab, wie deine Freundin so drauf ist. Ist sie kritikfähig oder schmeißt sie dich dann aus ihrer Freundesliste? Meint sie es wirklich ernst oder auch nur in der ersten Wut und theoretisch?

Ich denke, ich würde es einfach kommentieren. Nicht so knallhart, dass du ihre Meinung für das dümmste hältst, was du je gehört hast. Also ohne Zynismus und Sarkasmus. Schreib einfach sachlich deine Meinung. Ohne sie anzugreifen oder äußere noch dein Verständnis für ihre Haltung. Dann sollte sie darauf ebenso sachlich reagieren können. Wahrscheinlich mit einem Satz wie "Du hast ja Recht. So was macht mich nur so wütend."

Ich würde die Aussage eigentlich ignorieren, da diese Aussage nichts mit der gemeinsamen Freundschaft zu tun hat. Um ehrlich zu sein habe ich nicht unbedingt ein Problem damit, wenn meine Freunde eine fragwürdige Einstellung haben, sofern sie mich nicht mit dieser belästigen, zu penetrant sind oder eben zu extrem. Ich halte es auch für falsch, wenn man andere Menschen immer versucht mit der eigenen Meinung zu bekehren.

Ich halte solche Aussagen für gar nicht ernst, sondern man schreibt einfach irgendwas, was andere Menschen auch schreiben. Ramones, du bist eine junge Frau und deswegen vermute ich einfach, dass sich die Mutter auch in ihren Zwanzigern befindet. Und in diesem Fall glaube ich, dass es sich um Naivität handelt. Angetrieben von Facebook, wo sich mittlerweile viele Seiten gegen Kindesmissbrauch tummeln.

Vielleicht bin ich auch überhaupt gar nicht von dieser Aussage geschockt, weil man diese tausende Male im Internet liest und ich denke, dass viele gar nicht wissen, was sie so von sich geben. Manche werden wohl auch noch nie in einem KZ gewesen sein und wissen auch nicht, was dort abging. Natürlich ist diese Unwissenheit nicht okay, aber ich glaube auch nicht daran, dass ich die Menschheit missionieren kann.

Außerdem ist es bei mir eher so, dass ich mich in solchen Fällen nach "Auge und Auge, Zahn um Zahn" entscheide. Wieso hat ein Mörder das Recht zu leben? Wenn man über das Leben von anderen entscheidet und sich so über anderes Leben stellt, dann verliert man in der Theorie auch seine eigenen Werte. Wieso sollte es einem Sexualstraftäter gut gehen? Er hat für immer ein Leben zerstört.

Ich denke einfach, dass solche Aussagen einfach die erste Reaktion auf Meldungen dieser Art sind. Nur wenn man ein wenig darüber nachdenkt, dann weiß man, dass weder der dort genannte Weg die Verbrechen verhindert, noch andere Möglichkeiten außer eben ein Leben lang wegsperren. Wenn die Aussicht auf Vernichtung, egal in welcher Form, Verbrechen verhindern würde, wären in den USA keine vollen Gefängnisse vorhanden. Nur um mal ein Beispiel aus der Gegenwart zu bringen.

Ob man auf den Kommentar antworten sollte, hängt wohl eher davon ab, wie man es dann formuliert. Ob man dabei nur sachliche Argumente bringt oder ob man auch Emotionen mit einfließen lässt. Wobei ich mich auch mal bei ähnlichen Aussagen, wo man den Vergleich zum dritten Reich gebracht hat, einer eigenen Meinung enthalten habe. Da ging es allerdings um Kinder, die von Geburt an Kranken- und Pflegekasse belasten. Auch da haben Leute mal im Gespräch gesagt, dass diese Kinder damals eben nicht auf Kosten der Allgemeinheit irgendwie durchgebracht worden.

Wenn man so eine Aussage nun von allen Seiten betrachtet, ist es menschlich gesehen der absolute Wahnsinn, dass man einfach mal so sagt, dass es besser wäre, man hätte die Kinder sterben lassen. Nimmt man aber eine nüchterne, sachliche und vor allem wirtschaftliche Sichtweise ein, dann hatten diese Leute mit ihrer Aussage eigentlich recht. Noch dazu mit dem Hintergrund, dass die Kinder auch auf Kosten der Krankenkasse entstanden sind und dann zahlt die Solidargemeinschaft eben auch Jahrzehnte dafür.

Ich könnte so einen dummen, unreflektierten Kommentar nicht einfach ignorieren, das wissen aber auch alle in meinem Umfeld, was vielleicht auch der Grund ist, warum sich solche dummen Menschen mit verbaler Diarrhoe und rechts-konservativen Tendenzen eher von mir fern halten.

Wenn in einem anderen Land Menschenrechtsverletzungen begangen werden, vor allem wenn es sich um ein islamisches Land handelt, sind die Stammtisch Politiker schnell mit dem Verurteilen. Und dann drehen sie sich um und fordern, dass bei uns Menschenrechte verletzt werden. Und das ganze geschieht dann aus so einer überheblichen Position der moralischen Überlegenheit heraus, bei der mir wirklich schlecht wird.

Aber interessant zu sehen, dass sich zumindest ein Teil der Menschheit kein Stück weiter entwickelt hat. Früher wurden Juden als Außengruppe definiert und dadurch entmenschlicht, was unmenschliche Akte überhaupt erst möglich gemacht hat. Heute macht die dumme Masse das gleiche eben mit Ausländern oder Pädophilen.