Klischees, Rollenbilder und Vorurteile zum Nicht-Kochen
In diesem Beitrag hier geht es um eine Mutter, die nicht kochen kann und es wird diskutiert, wie schlimm das sei, dass sie genau das nicht beherrscht, obwohl sie Mutter ist. Ich frage mich, warum man immer von Müttern oder Frauen erwartet, dass sie unbedingt kochen und putzen müssen oder können müssen. Was steckt dahinter? Warum wird das also negativ angesehen, wenn jemand es nicht macht? Und gibt es beim Thema Fertiggerichte oder Nicht-Kochen nicht total viele Vorurteile?
Ist es vielleicht ein veraltertes Klischee-Rollenbild? Ist euch schon einmal aufgefallen, dass man meistens danach fragt, warum eine Frau nicht kochen kann, aber bei einem Mann ist das scheinbar ok? Natürlich gibt es auch Leute, die sagen, dass auch Männer kochen sollten, aber das hört man viel seltener als entsprechende an Frauen gerichtete Kritik. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dahinter das alte Rollenbild steckt, nach dem der Mann arbeiten geht und abends, wenn er heim kommt, von seiner Hausfrau bekocht und versorgt wird, so wie das vielleicht mal in den 50er Jahren war. Aber sollten wir uns nicht inzwischen davon gelöst haben?
Dann gibt es immer den Punkt, dass nur gesund sein soll, was man selbst gemacht hat. Stimmt das denn so? Klar, wenn man selbst kocht und wirklich alles selbst macht - auch Soßen und Gewürze – dann weiß man, was enthalten ist. Aber ist klassische deutsche Hausmannskost deswegen unbedingt gesund? Ich glaube, dass das, was man in deutschen Haushalten so kocht, doch auch meistens relativ reich an Salz, Fett und Butter ist. Figurfreundlich und super gesund ist das auch nicht.
Und im Umkehrschluss denke ich auch nicht, dass alles, was man fertig kaufen kann, schlecht ist. Aber ist nicht vielleicht eine zusammengestellte Gemüsepfanne gesünder als der klassische deutsche Rollbraten? Es gibt so eine große Auswahl an Gerichten, die man im Wesentlichen nur erwärmen muss. Da gibt es fettreduzierte, salzarme, mediterrane usw. Das scheren manche alles über einen Kamm, als sei das alles schlecht und böse. Ich denke, wenn man die richtige Auswahl trifft, kann man auch mit nahezu fertigen Gerichten gut leben und selbst wenn man nicht nur Fertiges essen möchte, sondern beispielsweise zum Essen auch mal weggeht, kann man zwischen verschiedenen Qualitätsstufen wählen.
Nun nehmen wir mal an, jemand ernährt sich vor allem von eher günstigen Fertiggerichten, die jetzt nicht so super fett- und salzarm sind. Da könnte man natürlich sagen, dass er mehr Salz aufnimmt als empfohlen oder auch mehr Fett. Es kommt aber immer auf den Menschen an. Salz kann den Blutdruck erhöhen, weil das physikalisch mit der Osmose zusammenhängt (wo mehr Salz ist, kommt mehr Wasser hin, auch in den Adern), aber das muss es nicht. Da gibt es gar keine so einheitliche Studienlage. Und letztlich kommt es darauf an, dass man vom Blutdruck her in einem normalen Bereich ist und das kann man auch dann sein, wenn man viel Salz isst.
Und einen Vitaminmangel wird man deswegen nicht bekommen. Ich habe mal eine Sendung gesehen, das ist schon etwas her, da wurde die typische Ernährung von Studenten analysiert – also Fertigpizza, Kantinenessen usw. Und man kam zu dem Schluss, dass das zwar nicht super fettarm ist, aber dass er Mensch, der sich so ernährt, dennoch genug Vitamine zu sich nimmt, weil in nahezu allem Vitamine drin stecken, auch in der Tomatensoße einer Pizza.
Es gibt sicherlich Menschen, denen das Kochen Spaß macht, die gerne verkosten und probieren und experimentieren und sich auch die Zeit dafür nehmen wollen. Ich denke auch, dass das mal Spaß machen kann, aber vielleicht nicht jeden Tag. Aber irgendwie wird das manchmal von Frauen erwartet, dass sie jeden Tag total begeistert und mit Vorfreude am Herd stehen. Von einem Mann wird das nicht erwartet – komisch oder?
Warum ist es immer schlecht, wenn man nicht kochen will? Können ist vielleicht eine andere Frage, lernen kann man ja alles, aber man hat eventuell keine Lust dazu? Warum wird es immer als ungesund angesehen und nicht differenzierter betrachtet? Warum darf ein Mann das Kochen verweigern, eine Frau aber nicht?
Vorneweg ich finde, dass ein Mann genauso kochen muss. Meiner Meinung nach sollte das ausgeglichen sein und zumindest mein Mann wird auch kochen müssen und das macht er auch.
Es ist in meinen Augen eine Frechheit, dass du hier quasi vorschlägst ein Kind nur von Fertignahrung zu ernähren? Wie soll das Kind denn ausschauen und vor allem meinst du nicht, dass die ganzen Geschmacksverstärkter nicht auch schlecht sind? Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man nicht immer Bock auf Kochen hat, darum geht es aber auch gar nicht. Ein Kind kann sich nicht aussuchen, was es zu Essen bekommt und meiner Meinung nach sollte man dann wenigstens für ein Kind den Arsch hochbekommen und kochen.
Das ist doch auch alles keine Tagesaufgabe, man schneidet ein bisschen, wirft es in den Topf oder die Pfanne und macht sich ein Essen. Zudem möchte ich auch mal auf das Salzthema eingehen. Zumindest bei mir und meinen Eltern wird wenig mit Salz gekocht. Mein Partner darf auch nicht zu viel Salz zu sich nehmen und jeden Tag mit einer kompletten Butter wird man auch nicht kochen. Du hast da irgendwie komische Vorstellungen.
Ich finde, dass eine Mutter, die Verantwortung hat und einem Kind immer nur fertige Sachen vorsetzt eine Schande ist, weil das schlichtweg nicht gesund ist und da kannst du sagen was du willst, das ist so. Schau dir doch mal die Zutaten auf so einer Tüte oder sonst irgendetwas an. Natürlich ist das alles nicht. Es ist auch nicht zu viel verlangt, wenn man erwartet, dass eine Mutter kocht. Es muss ja nicht von Anfang an besonders gut sein, man kann ja lernen, aber man sollte nicht nur schnell alles fertig machen.
Ich schreibe immer wieder von Mutter, weil es in dem Thread von mir um eine Mutter ging, die alleinerziehend war. Wenn man schon allein die Verantwortung hat, muss man auch gut kochen. Sonst setze ich voraus, dass der Partner auch kocht und man sich da abwechselt. Als Heimchen werde ich dennoch nicht mein Leben verbringen.
Ich finde heutzutage ist es egal, wer in einer Familie das Kochen übernimmt. Ob das nun der Mann oder die Frau macht, ändert ja am Ergebnis nichts. Allerdings bin ich der Meinung, in einem Haushalt, in dem mindestens ein Kind lebt, sollte zumindest ein Erwachsener regelmäßig kochen. Und damit meine ich nicht, irgendwelche Fertiggerichte erwärmen oder irgendein Fix-Produkt unter Lebensmittel zu kippen. Allerdings sehe ich da manches auch nicht so eng und finde Tiefkühlgemüse in Ordnung oder Rotkohl aus der Dose oder dem Glas.
Heute ist es in der Regel so, dass bei Paaren ohne Kinder beide arbeiten gehen. Somit ist es zeitlich gesehen egal wer kocht. Ich weiß zum Beispiel, dass man Bruder mehr kocht als meine Schwägerin. Allerdings ernähren beide sich viel außerhalb des Zuhauses. Was aber an den Arbeitszeiten liegt.
Ich glaube, dass das, was man in deutschen Haushalten so kocht, doch auch meistens relativ reich an Salz, Fett und Butter ist.
Ich habe lange in verschiedenen Fleischereien gearbeitet. Da war es damals schon so, dass viele Leute bewusst mageres Fleisch gekauft haben. Und da hat sich mit Sicherheit auch bis heute nicht viel dran geändert. Der Trend ging damals schon immer mehr in Richtung Huhn und Pute, weil diese Fleischsorten einfach fettärmer sind. Aber auch vom Schwein waren die fetten Teile eher verpönt und wurden, wenn überhaupt, von älteren Menschen gekauft. Da das schon fast zwanzig Jahre her ist, dürfte die Generation so langsam ausgestorben sein.
Und im Umkehrschluss denke ich auch nicht, dass alles, was man fertig kaufen kann, schlecht ist. Aber ist nicht vielleicht eine zusammengestellte Gemüsepfanne gesünder als der klassische deutsche Rollbraten?
Der Vergleich hinkt. Einmal ist eine selbst zusammengestellte Gemüsepfanne kein Fertigprodukt. Denn darum ging es dir ja.
Ein Rollbraten muss nicht fett sein. Mittlerweile macht man Rollbraten oft aus mageren Fleischstücken, wie zum Beispiel dem Schweinerücken. Oder eben gleich aus Putenfleisch. Fakt ist aber, dass man mit einer reinen Gemüsepfanne kein Eiweiß zu sich nimmt. Mit einem reinen Rollbraten aber auch selten Vitamine. Und beides kann man dementsprechend abwandeln, dass eben im Rollbraten Vitamine drin sind und in der Gemüsepfanne Eiweiß.
Trotzdem macht es durchaus einen Unterschied, wie man etwas zubereitet. Ich kann auch eine Gemüsepfanne in Sahne oder Fett ertränken. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass in Tiefkühlgemüse mehr Vitamine drin sind, als in frischem Gemüse, wenn man es nicht gerade selbst anbaut oder direkt vom Baum oder Feld selbst geerntet hat. Aber um aus Tiefkühlgemüse eine Gemüsepfanne machen zu können, muss man durchaus ein paar Grundbegriffe des Kochens kennen. Eine fertig gewürzte Gemüsepfanne hat dahingegen oftmals Zusätze, die teilweise nachweislich nicht wirklich gesund sind.
Ich selbst ernähre mich aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen nicht immer gesund. Wobei ich mein ungesundes Essen immerhin meistens selbst mache. Auf die Dauer bekommt mir das aber gar nicht und ich versuche mehr Gemüse in meinem Speiseplan unter zu bekommen. Ein Kind, dass noch im Wachstum ist, dem fehlt es, wenn es nicht regelmäßig halbwegs gesund ernährt wird. Eine Studenten, der quasi in der Blüte seines Lebens steht, macht das für einen absehbaren Zeitraum nicht so viel aus, wenn er sich mal eben eine absehbare Zeit ungesund ernährt.
Ich denke außerdem, es gibt einen Unterschied zwischen Fertigmahlzeiten und Fertigmahlzeiten. Ein Kind, dem man solche fertigen Menüs, mit Gemüse, Fleisch und Beilage vorsetzt, wird es besser gehen, als einem Kind, welches nur Hamburger und Pommes bekommt. Aber am besten wird für die Entwicklung des Kindes sein, wenn es regelmäßig selbst gekochte vollständige Mahlzeiten bekommt. Ein Kind, welches aus allen drei Varianten ernährt wird, also sowohl fertige Menüs, selbst gekochtem Essen und ab und an Burger und Pommes, wird dadurch sicherlich auch keinen Schaden nehmen.
Zunächst einmal ist es ein Unterschied ob man nur für sich selber kocht oder nicht kocht oder ob man Kinder mit versorgen muss. Wie soll ein Kind denn lernen, wie man sich gesund und vernünftig ernährt, wenn es nur hoch verarbeitete Fertignahrung vorgesetzt bekommt? Ich finde schon, dass die Eltern - ja, Müttern und Väter - den Kindern gegenüber eine gewisse Verantwortung haben.
Und ich finde es lustig, dass du dich über Vorurteile beschwerst und dann selber mit deinen Vorurteilen daher kommst, die du anscheinend überhaupt nicht hinterfragst. Die "deutsche Hausmannskost" ist schon lange nicht mehr das populärste Gericht in Deutschland, während gesunde Ernährung eine immer größere Rolle spielt. Das sieht man zum Beispiel daran, dass es in normalen Supermärkten immer mehr Bioprodukte gibt.
Vitaminmangel ist in Deutschland tatsächlich sehr selten, was aber nicht daran liegt, dass die Tomatensauce der Pizza Vitamine enthält. Die meisten Vitamine vertragen Hitze nicht wirklich gut und Tomatensauce wird sehr lange gekocht. Nein, das liegt daran, dass es zig Produkte mit künstlichen Vitaminzusätzen gibt. Und ganz davon abgesehen bedeutet gesund Ernährung wesentlich mehr als keinen Vitaminmangel zu bekommen.
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