Big Fish - was war die Aussage des Films?

vom 04.02.2012, 08:56 Uhr

Gestern Abend habe ich mir erstmals den Film Big Fish von Tim Burton auf DVD angeschaut. Der Film ist wirklich sehr nett gemacht und auch sehr rührend.

Kurz gesagt geht es dabei um einen Mann, Edward Bloom, der im Sterben liegt. Sein Leben lang hat er Geschichten erzählt. Sein Sohn mochte diese Geschichten als kleines Kind sehr gerne hören. Doch der Vater war sehr egozentrisch und hat sich durch seine Geschichten immer in den Mittelpunkt gestellt. Bei der Hochzeitsrede auf der Hochzeit des Sohnes hat er sich wieder selbst in den Mittelpunkt gestellt, was zum Bruch zwischen Vater und Sohn führte.

Nun da der Vater im sterben liegt, versucht der Sohn herauszufinden, was Fiktion ist an den Geschichten seines Vaters und was der Wahrheit entspricht. Er hat das Gefühl, seinen Vater überhaupt nicht zu kennen, da jede Anekdote aus seinem Leben durch die Phantasie aufgebauscht ist und verfälscht wird.

Am Ende dann bittet der Vater den Sohn auf dem Sterbebett, ihm die Geschichte seines Todes zu erzählen, wodurch das ganze Umgedreht wird, und nun der Sohn eine Geschichte für den Vater erfinden muss. Dies tut der Sohn dann auch, und erzählt dem Vater, wie sie gemeinsam aus dem Krankenhaus flüchten und alle Freunde des Vaters aus all den Geschichten herbei kommen und von ihm Abschied nehmen.

Wie gesagt ist der Film sehr rührend, doch frage ich mich, was nun der Sinn dahinter sein soll. In all den Geschichten steckte zwar ein Fünkchen Wahrheit, doch war das ganze eben sehr übertrieben. Nun Frage ich mich, ob die Lektion lauten soll "Lüge um dein Leben schöner aussehen zu lassen", oder vielleicht eher "Durch ein wenig Phantasie wird auch ein normales Leben zu einem außergewöhnlichen."

Wer von euch hat den Film gesehen und kann mir sagen, was nun die Aussage des Films sein soll?

Ich persönlich war ja eher auf Seiten des Sohnes und fände einen solchen Vater sehr anstrengend und hätte auch lieber über das wahre Leben des Vaters etwas erfahren ohne die ganzen Ausschmückungen. Seht ihr das anders uns könnt eher den Vater nachvollziehen?

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» Endymion » Beiträge: 1015 » Talkpoints: 21,43 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also eine wirkliche Hauptaussage in dem Film fest zu machen, gestaltet sich als sehr schwierig.

Ich denke mal, der Film hat mehrere Aussagen. Es kommt ganz auf die Persönlichkeit an, die diesen Film sieht. So war zum Beispiel eine Aussage, speziell für mich, dass es um Vergeben und Toleranz geht. Auch empfand ich eine Botschaft, die mir mitteilte, dass in allem ein Funken Wahrheit steckt.

Ich denke es soll vermittelt werden, dass wir das Leben nicht so eng sehen sollen und nicht jedes Wort für bare Münze nehmen. Es ist einfach zu kurz und zu ernst, um es mit solchen Angewohnheiten zu vergeuden.

» wuk4rd » Beiträge: 60 » Talkpoints: 25,10 »


Ich glaube auch, dass der Film keine eine Hauptaussage hat. Das ist ja auch das schöne an Tim Burtons Werk: Es ist niemals moralisierend, steht niemals mit dem Zeigefinger vor dir und zeigt dir, wie du zu leben und zu handeln hast.

Was von meinem Vorredner angesprochen wurde, die Frage des Vergebens, halte ich aber für durchaus zentral. Es geht ja durchaus vielen Menschen so, dass sie ihren Eltern bestimmte Dinge vorhalten und ihr Leben lang nicht loslassen können. Indem der Sohn feststellt, dass diese Phantasiewelt für seinen Vater so wichtig, so zentral und nahezu real war, kann er sich damit aussöhnen, kaum jemals eine Wahrheit erzählt bekommen zu haben.

Wie gesagt bin ich der Meinung, dass Tim Burton Dinge bewusst so darstellt, wie sie sind oder wie man sie sich erträumt, nie, wie sie (aus einem moralischen Blickwinkel) sein sollten. Deshalb glaube ich, dass weder "Lüg, um dein Leben schöner zu machen" noch "Phantasie macht das Leben schöner" wirklich zutreffen.

Burton zeichnet hier einfach eine Figur, wie es sie geben könnte: Einen Träumer, einen Phantasten, dessen Leben zwar niemals ganz real aber immer schön bunt war. Jemanden, der der Realität weitestgehend entflohen ist.

Wie man diese Person bewertet, das liegt wirklich beim Zuschauer. Vielleicht kommt es auf die Lebenssituation an, vielleicht auch darauf, wie viel Phantasie man selbst hat. Man könnte mit ihm sympathisieren und seinen Sohn als verklemmten, phantasielosen Langweiler betiteln. Oder aber man solidarisiert sich mit dem Sohn und beschimpft den Vater als unverantwortlichen, realitätsfernen Narren.

In beiden Fällen fällt das Urteil der Zuschauer. Burton hält sich ja fein zurück - aber er schlägt die Brücke zwischen beidem. Welche Entscheidung auch immer man getroffen hat ("Team Vater" oder "Team Sohn"), am Ende des Films wird man hinausgehen und sich denken, dass der andere doch eigentlich nicht so schlimm war. Und dass man, vielleicht, wenn man sich früher darauf eingelassen hätte, wunderbare Züge an der Person entdeckt hätte.

Zudem ist für mich Big Fish auch ganz stark Augenkino. Bunte Farben, aussagekräftige Bilder, schöne Musik, phantastische Szenerien ... all das macht den Film auch ein Stück weit zu Kunst um der Kunst Willen. Nicht immer müssen die Dinge einen Sinn haben, es kann auch einfach mal nur schön sein. Meiner Ansicht nach bewegt sich Burton sehr häufig in seinem Werk im Bereich das Ästhetizismus.

Also, ich denke, man muss sich auf den Film einlassen, ihn genießen und seine eigenen Schlüsse ziehen. Und zu schätzen wissen, dass dieser Film nicht einfach interpretierbar und auf eine Aussage in ausgerichtet ist.

» Fever » Beiträge: 125 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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