Was haltet ihr von der Aussage des Lehrers?
Also wir hatten heute GSE-Unterricht, für all die dieses Fach nicht kennen , GSE steht für Geschichte-Soziales-Erdkunde. Nun wir nehmen gerade die Zeit des Nationalsozialismus durch, und da meinte mein Lehrer dann im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse bezüglich des Euros, dass Deutschland nicht aus dem Euro aussteigen könne, wegen der Zeit des Nationalsozialismus.
Er meinte, dass Deutschland sich keine Alleingänge erlauben könne, aufgrund dieser Vorgeschichte, außerdem meinte er noch , dass die deutsche U-Boot Lieferung an Israel auch nur aus diesem Grund geschehen ist. Also ich finde dass die Begründung wir sind nur noch im Euro, weil wir wegen unserer Vergangenheit uns keine Alleingänge leisten können ganz einfach quatsch. Ich finde das es für Deutschland schon deshalb von Vorteil ist im Euro zu bleiben, weil so das gute Verhältnis zu unseren Nachbarstaaten gewahrt ist.
Bei der Geschichte mit der U-Boot Lieferung gebe ich ihm recht, das war wahrscheinlich wirklich der Grund. Was haltet ihr von dieser Aussagen?
In meinen Augen gibt es viel plausiblere Gründe, die die Zugehörigkeit Deutschlands zum Euro rechtfertigen. Ganz vorn dabei die Tatsache, dass Deutschlands Wirtschaft zu großen Teilen auf den Export angewiesen ist und wir sozusagen eine Exportnation sind. Durch den Euro sichert sich die deutsche Wirtschaft Absatzmärkte. Laut Zeitungsberichten, die ich kürzlich gelesen habe, geht es allerdings momentan wieder etwas abwärts mit dem Exporttrend.
Außerdem geht es Deutschland mit dem Euro verhältnismäßig gut, ich persönlich würde einen Austritt für problematisch halten, aus welchen Gründen auch immer er erfolgen mag. Im Gegensatz zu anderen Euro-Ländern läuft's doch bei uns. Außerdem wäre der Austritt aus dem Euro mit einer Währungsumstellung verbunden, altes Geld vernichten, neues in Umlauf bringen und das ganze Spiel. Wie bereits zu bemerken war, finde ich nicht, dass man in diesem Fall einen Vermerk zur Vergangenheit Deutschlands machen sollte. Über die Vorkommnisse mit den U-Booten bin ich nicht informiert, daher kann ich das nicht einschätzen.
Es ist nicht der eigentliche Grund, warum wir im Euro bleiben sollte. Ich denke, dass der Lehrer das falsch sieht. Das wir uns keine Alleingänge leisten sollten, ist klar. Das würde ich aber heutzutage, so lange nach den Zweiten Weltkrieg, nicht mehr als Argument herziehen. Der Grund ist, dass sich eine globalen, stark vernetzten Welt niemand mehr Alleingänge leisten kann. Wir und die anderen europäischen Staaten sind so stark wirtschaftlich in Europa eingebettet und abhängig, dass wir alleine gar nicht stark wären. Wir sind eine Industrienation, die davon abhängig ist, dass andere unsere Waren kaufen. Ohne Verbindungen zur Außenwelt würde dieser Exportmarkt nicht funktionieren.
Ich bin auch aus anderen Gründen gegen den Ausstieg aus dem Euro. Es gibt viele kleine Gründe, eines davon ist, dass Urlaubsreisen wesentlich unkomplizierter geworden sind. Früher musste man immer Geld wechseln, hatte am Ende ausländischer Geld übrig, was man dann wider zurück gewechselt hat oder sinnlos in der Schublade liegen gelassen hat. Man konnte auch schlecht Preise vergleichen. Aber der Hauptgrund ist der, dass sich die Länder durch den Euro verbunden fühlen (und auch verbunden sind). Wenn man sich mit Ländern verbunden fühlt, sind Kriege weniger wahrscheinlich.
Es ist eigentlich erschreckend, was für einen Unsinn an deutschen Schule offenbar verbreitet werden kann. Hier mag es zwar so sein, dass gemessen an den Zeitstunden das Thema "Nationalsozialismus" ausgiebig besprochen wird. Aber wenn alle Lehrer so wenig Verständnis für das Thema im Allgemeinen und im Bezug auf die aktuelle politische Lage im Speziellen haben, versagt die Aufarbeitung bzw. die Behandlung der Ereignisse auf ganzer Linie.
Wer sich hinsichtlich des Euros ernsthaft Gedanken aus Deutscher Sicht machen würde, der würde erkennen, dass nur auf Grund der Einheitswährung die bundesrepublikanische Wirtschaft in dem Maße gestiegen ist und der Euro das Fundament für den wirtschaftlichen Erfolg der Bundesrepublik bildet. Mit Hilfe des Euros war und ist es möglich, was mit militärischen Mitteln in Europa nicht geklappt hat. Denn mit der Geldpolitik ist es möglich, massiv in die innerstaatlichen Entscheidungen anderer Staaten Einfluss zu nehmen. Kleinere Staaten (wie Griechenland) haben gar keine Chance, sich gegen die Diktate der größeren Staaten zu wehren. Und die vorgeblich anderen Großen (Frankreich oder Spanien) müssen sich auch der BRD unterordnen, weil auch diese Staaten aufpassen müssen, nicht ebenfalls unter die Räder zu kommen.
Ein Ausstieg der Bundesrepublik aus dem Euro würde den Export auf Grund der massiv aufzuwertenden Mark absolut zum Erliegen bringen. Massenarbeitslosigkeit in nicht gekanntem Ausmaß wäre hier die Folge. Es ist praktisch kein Industriezweig vorhanden, der nicht massiv betroffen wäre. Das daraus resultierende Missverhältnis zum Euro in den "Reststaaten" wieder würde zu einem massiven Abfall des Euros führen, was auch die anderen Staaten langfristig in die Krise zu stürzen. Das wäre dann einfach der Beginn einer sehr lange anhaltenden Krise, die ganz Europa betreffen würde.
Wer ernsthaft glaubt, deutsche Alleingänge wären nicht denkbar, muss nur mal an die Kriegstreiberei auf dem Balkan denken. Hier war Deutschland (zusammen mit Österreich) allein auf dem Anerkennungstrip, was direkt zum Bürgerkrieg auf dem Gebiet im ehemaligen Jugoslawien geführt hat. Ebenso ist daran zu erinnern, dass es dem deutschen Alleingang geschuldet ist, wie die Euro-Stabilitätskriterien ausgehandelt wurden. Es gibt zig Beispiele für Alleingänge der Bundesrepublik, so dass so eine Aussage eines Lehrers eigentlich ausreichen sollten, ihn von der Schule zu Verbannen.
Dann kommt das beliebte Thema Israel auf den Tisch und auch hier wird praktisch so getan, als sei dies ein "Freundschaftsdienst" oder aber eine Leistung, für die der Steuerzahler aufzukommen hätte. Dabei wird vergessen, dass es sich um ein Geschäft handelt und deutsche Rüstungsfirmen und deren Lobby hier die Finger im Spiel hatten! Es ist nicht die "jüdische Lobby" oder ähnlicher Quatsch. Die Waffenlieferungen sind ein wichtiger Bestandteil, um das Ergebnis des Exports positiv zu beeinflussen.
Da hat die Lehrkraft aber ganz gehörig ihre Ahnungslosigkeit unter Beweis gestellt, würde ich sagen. Es gibt zwar vernünftige Gründe, nicht aus der Gemeinschaftswährung Euro auszusteigen, allerdings würde ich die Argumentation niemals an der Zeit des Nationalsozialismus festzumachen. Ehrlich gesagt halte ich es sogar für ziemlich geschmacklos und verharmlosend, eine eigene Währung mit einem "nationalen Alleingang" samt Krieg und Massenmord gleichzusetzen. Das ist doch reiner Hohn für die Opfer dieser Zeit!
Die U-Boot-Lieferungen an Israel sind noch einmal ein völlig anderes Thema, wobei ich festhalten möchte, dass ich dank einer pazifistischen Grundeinstellung generell und ohne Ausnahme gegen die Entwicklung von und den Handel mit Waffen und anderem Kriegsgerät bin. Dazu zählen auch besagte U-Boote. Das hat auch weniger mit dem Holocaust zu tun und eher damit, dass mit den deutschen Rüstungsexporten ein wahnsinniges Geld verdient wird, und ehrlich gesagt glaube ich, dass es den Entwicklern dieser Dinger völlig egal ist, an wen die U-Boote verkauft werden und wer damit getötet wird, solange die finanzielle Bilanz stimmt. Das haben Waffenhändler nun einmal so an sich. Die ganze Holocaust-Argumentation würde ich in diesem Fall als klassische Scheindebatte ansehen.
Hier vermischt der Lehrer also unzulässig Themen, die überhaupt nicht zusammengehören. Nicht jedes Land, das sich nicht an einem gemeinsamen Währungsprojekt beteiligen möchte, ist deswegen gleich gefährdet, in eine nationalstaatliche Diktatur abzugleiten. Und eventuell wäre Deutschland gut beraten gewesen, nie in den Euro einzusteigen. Dass das Projekt zum Scheitern verurteilt ist, wenn diverse Länder bei der Angabe ihrer finanziellen Situation mogeln, war irgendwie abzusehen, für mich jedenfalls, wobei das natürlich auch heißen kann, dass ich einfach zynisch genug bin.
Einen jetzigen Ausstieg mit Rückkehr zur massiv aufgewerteten D-Mark würde ich allerdings auch als ruinös für den Arbeitsmarkt einstufen. Deutschland könnte einfach in absehbarer Zeit nichts mehr ins restliche Europa exportieren. Wobei man natürlich bei angemessenem Zynismus argumentieren könnte, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man nichts exportiert, oder ob man fleißig exportiert, die betreffenden Waren aber nie bezahlt werden können. So oder so ist die Situation kritisch.
Ich glaube, es ist bereits alles gesagt - ich stimme euch hier zu, diese Aussage von dem Lehrer ist wirklich Quatsch und beruht vielleicht maximal auf eigenen, irrationalen Schuldgefühlen.
Die Eurozone hat mit unserer problematischen Vergangenheit nichts zu tun - Deutschland ist einer der stützenden Balken der EU, vor allem wirtschaftlich gesehen. Und die Eurozone muss man, meines Erachtens, hauptsächlich aus einem wirtschaftlichen Blickwinkel heraus betrachten.
Als tragende Wirtschaftsnation haben wir eine gewisse Verantwortung inne, das würde ich als einen der Hauptgründe nennen, weswegen wir nicht austreten. Und richtig ist auch, dass uns der Euro wirtschaftlich noch Vorteile bringt. Ein Austritt würde wirkliche Probleme auf dem Exportmarkt hervorrufen.
Ich denke außerdem, man muss irgendwann mal das Dritte Reich hinter sich lassen. Kaum jemand, der heute am Leben ist, hat den Naziterror noch direkt mitbekommen, geschweige denn verschuldet. Es ist einfach vorbei! Wir zeichnen nicht verantwortlich für die Handlungen unserer Vorfahren! Und solche Aussagen, bei denen Deutschland heute noch eine Kriegsschuld unterstellt wird (also, dem heutigen Deutschland) finde ich absolut kontraproduktiv.
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