Hat das Unwort des Jahres seinen Titel verdient?

vom 13.01.2015, 12:22 Uhr

Das Unwort des Jahres wurde bekannt geben und lautet "Lügenpresse". Ein Wort das schon im Nationalsozialismus verwendet wurde und auch bei den neuen Pegida-Protesten sehr beliebt ist. Ich selber habe häufiger im letzten Jahr mitbekommen, dass die Presse als Lügner beschimpft wurde oder das ihnen vorgeworfen wurde, Partei zu ergreifen.

Besonders wenn es um die Berichterstattungen aus Krisengebieten geht, werden Medien häufig als nicht neutral eingestuft. Unter anderem im Konflikt mit Russland oder in den aktuellen Ereignissen im Nah-Ost. Anderseits können die Medien auch "Lügenwort" zum Unwort machen, weil sie Lügen und somit von sich ablenken wollen.

Ich kann das Ergebnis nachvollziehen und wusste jetzt auch kein anderes Unwort. Was haltet ihr von der Wahl und dem Ergebnis? Hättet ihr ein anderes Wort vorgeschlagen?

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» hehehenner » Beiträge: 51 » Talkpoints: -0,84 »



Das Wort passt zumindest in die derzeitige Medienlandschaft wo alles versucht wird um Pegida zu diskriminieren. Pegida wird zwar nicht explizit genannt, aber jeder weiß wer gemeint wird. Ich weiß nun nicht genau wer in der Jury sitzt, denke aber es werden die selben Vertreter sein die ansonsten die öffentliche Meinung in unserer Medienlandschaft prägen. Vielleicht hätte man gleich dass Wort "Pegida" nehmen sollen, aber das wäre dann doch zu offensichtlich gewesen.

Vielleicht zum historischen Verständnis, im ersten Weltkrieg wird von den deutschen Medien die englische Presse mit diesem Wort belegt weil sie behauptete dass deutsche Soldaten belgischen Kindern die Hände abhackten. Nach dem Krieg hatte England nachweislich zugegeben dass diese Geschichte vorn vorne bis hinten erlogen war.

Der Bezug zum ersten Weltkrieg beziehungsweise zum Nationalsozialismus reicht in der Regel aus um alle Argumente mit der Faschismuskeule erschlagen zu können und die Demonstranten als Nazis zu diffamieren. Nichts anderes ist das.

Natürlich lügt die Presse beziehungsweise sie biegt sich ihre Wahrheit zurecht. Gerade am Rande der Demonstrationen passiert sehr viel was meinem Demokratieverständnis widerspricht, leider wird darüber in den meisten Medien nicht berichtet. Für mich das absolut beste Beispiel sind die abgeschalteten Kommentarfunktionen und das konsequente Auslassen von wesentlichen Informationen so bald es um Aktionen geht die nicht in die offiziellen Sichtweisen passen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wenn man den Anspruch stellt, dass das "Unwort" einen aktuellen Bezug haben muss, dann passt Lügenpresse wirklich perfekt. Schließlich sorgt Pegida seit Monaten dafür, dass es uns ins Bewusstsein eingraviert worden ist.

Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ich diese Entwicklung gut finde. Medienkritik ist mit Sicherheit wichtig und das darf nun wirklich nicht unter den Tisch gekehrt werden. So große Teile unserer Wahrnehmung werden von dem, worüber Bericht erstattet und auf welche Weise Bericht erstattet wird, gelenkt. "Lügenpresse" mag zwar ein missbrauchtes und übertriebenes Wort sein, aber ein Aspekt davon, nämlich der der kritischen Medienbetrachtung, ist definitiv nicht falsch!

Ich persönlich finde das Wort nicht ganz geeignet - es steckt eben ein Fünkchen Wahrheit darin und man ist sich nicht einig darüber, ob es jetzt positiv oder negativ zu bewerten ist.

Auf der anderen Seite denke ich mir nämlich auch, dass viele Reporter nicht lügen. Sie stellen ihre Perspektive da, sagen ihre Meinung, filmen das, was ihnen wichtig erscheint, natürlich ist es verfälscht. Ebenso wenig wie es absolut korrekte Geschichtsschreibung gibt, gibt es absolut unparteiische Berichterstattung. Das ist für einen Menschen einfach nicht möglich. Allein durch die Auswahl der Themen, über die berichtet wird, findet ja bereits eine Wertung statt.

Ich vermute, dass viele Presseleute nicht vorsätzlich lügen, daher finde ich das Wort einfach zu krass und unpassend - gleichzeitig sollte die Kritik an den Medien aber nicht untergehen; darin besteht für mich der Zwiespalt und aus dem Grund halte ich das Wort für zu strittig in der Bewertung, um wirklich ein "Unwort" zu sein.

» Fever » Beiträge: 125 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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