Kennen einfache, protestierende Menschen Satire überhaupt?

Schlimmer könnte ein Wirbelsturm nicht sein, als der Sturm der Entrüstung weltweit über die neuesten Karikaturen von Charlie Hebdo. Es brodelt in sämtlichen Erdteilen und Demonstrationen finden überall statt. Viele Verletzte und auch Tote hat es gegeben.

Französische Einrichtungen wurden in Brand gesetzt. Mehrere Kirchen wurden niedergebrannt und geplündert. Es muss wohl schlimm gewesen sein im afrikanischen Niger, während in den meisten anderen muslimisch geprägten Ländern die Demonstrationen friedlicher verliefen. Aber im zentralafrikanischem Niger scheint sich der Mob richtig ausgetobt zu haben.

Ich frage mich, ob diese Menschen überhaupt Satire kennen? Viele haben ja nicht einmal die Schule besuchen können. Es gibt nur das einzig Wahre für sie auf der Welt, ihre Religion, die sie meinen verteidigen zu müssen. Mit Ärger und Wut können sie nicht vernünftig umgehen und so werden sie zu gefährlichen Werkzeugen der Islamisten. Ich hoffe nur, dass bald wieder Frieden einkehrt. Wie urteilt ihr über die Demonstrationen?

Wenn man so etwas hört, dann fragt man sich schon, was denn in den Menschen vorgehen mag. Das ist doch nicht normal, auch ohne weitreichende Schulbildung weiß man doch, dass es falsch ist, andere umzubringen oder Gebäude anzubrennen. Dazu muss man doch keine Schule durchlaufen oder Abitur gemacht haben, das müsste doch eigentlich in jedem Menschen instinktiv drin sein, dass das falsch ist, auch wenn man das Konzept von Satire nicht verstanden hat.

Man bekommt richtig den Eindruck, dass mit diesen Menschen irgendwas nicht stimmt, dass sie so reagieren, dass die nicht ganz normal sind und auch gar nicht richtig menschlich. Die verhalten sich doch wie Tiere. Normale Menschen entwickeln doch gar nicht solche Wut, dass sie sich so verhalten und auch ohne Schule lernt man doch, seinen Ärger zu kontrollieren.

@Zitronengras, dass diese Menschen auch ohne Schulbildung nicht morden dürfen und Gebäude anzünden, dass vermittelt ihnen ihre Religion bestimmt.

Aber mir geht es darum zu erfahren, ob sie fähig sind, eine Satire zu erkennen oder überhaupt zu wissen, was das ist. Wenn ich diesen wutentbrannten, schreienden Mob im Fernsehen sehe, denke ich, dass sie gar nicht richtig wissen, warum sie eigentlich schreien. Sie machen das, was andere ihnen im Namen der islamischen Religion vormachen, die die Massen beeinflussen.

Ich bin mir sehr sicher, dass auch "diese" Menschen Satire verstehen. Aber sie müssen deshalb noch lange nicht das, was für uns Satire ist, auch als Satire empfinden.

Fremde Sprach- und Denkmuster sind auch für viele Menschen in unserem Land nur sehr schwer zu entschlüsseln. Etwas, das wir als satirischen Ausdruck empfinden, kann für jemand anderen bereits ein schwerer, persönlicher Angriff sein.

Ein wichtiges Element der Satire ist bis heute, dass sie den Gegenstand der Betrachtung der Lächerlichkeit preisgibt. Und den Glauben anderer lächerlich zu machen, kann heftige Reaktionen auslösen.

Dazu muss man dann einfach mal die andere Seite betrachten. Dort leben Menschen nach ihrer Ansicht sehr gottesfürchtig und nach den Regeln des Glaubens. Dazu geht es ihnen im Vergleich schlecht, die soziale und wirtschaftliche Lage ist eher übel.

Und dann kommen aus deren Sicht gottlos lebende Menschen (schließlich sind Christen kaum noch zu einem gottgefälligen Leben bereit), denen es auch noch viel besser geht und ziehen ihren einzigen Halt ins Lachhafte. Das kann zu massiven Protesten führen.

Natürlich sind extrem Aufstände und Mord keine Lösung und nicht der richtige Weg. Aber wenn es um existenzielle Fragen geht (und für viele Menschen ist das eine), dann verliert sich schnell die normale Ordnung. Nimm den Miners´ Strike in Großbritannien. Dort gab es mehrere Tote und Tausende Verletzte, weil es für die Betroffenen um etwas Essenzielles ging. So wichtig kann auch der Glaube sein.

Ich könnte mir vorstellen, dass es Ecken auf der Welt gibt, wo die einzige Form der Bildung eben die Religion ist. Und wenn man da von klein auf die schlechteren Aspekte wie Auge um Auge oder die Verteidigung mit Feuer und Schwert eingebläut bekommt ohne über den Tellerrand schauen zu können, dann ist das schon eine kritische Sache. Denn dann kann man sich in anders Denkende nur schwer reinversetzen, bzw. es existiert gar keine Diskussionsebene.

Ich denke, das Problem an diesem Diskussionsthema ist, dass man viel mehr differenzieren müsste, es wird so viel darüber geredet und debattiert, aber an vielen Stellen habe ich persönlich das Gefühl, dass es genau dort hakt, dass nämlich nicht zwischen den Empfindungen der muslimischen Empörten und ihren Reaktionen differenziert wird.

Ich finde es absolut legitim, empört und verärgert über eine Karikatur zu sein. Das ist ihr gutes Recht und darf ihnen von niemandem abgesprochen werden.

NICHT legitim ist, mit Gewalt und Terror darauf zu reagieren. Da gebe ich meinem Vorredner recht, so etwas darf nicht mit Religion begründet werden. Solche Grundwerte sollten eigentlich im Bewusstsein jedes Menschen verankert sein, zumindest aus meiner Perspektive ist das so. Ich kann mich allerdings auch nicht in die Position eines religiösen Extremisten hineinversetzen, wirklich schwierig!

Aber im Grunde meine ich, dass es doch selbst in einem extremen Zweig einer Religion üblich sein sollte, Gleiches mit Gleichem zu vergelten: Also Beleidigung mit Beleidigung, Spott mit Spott aber doch nicht Beleidigung mit Mord.

Es will mir nicht in den Kopf, dass Menschen das tun würden. Wie gesagt, die Beleidigung und ihren Ärger verstehe ich vollkommen (auch im Hinblick auf das, was hier schon erwähnt wurde, dass nämlich andere Kulturen Dinge anders wahrnehmen), aber die Reaktion ist für mich unnachvollziehbar.