Angst vor verurteiltem Gewalttäter / Mörder in Nachbarschaft

Bei A in der Nachbarschaft ist ein verurteilter Mörder eingezogen. Er hat 15 Jahre abgesessen und ist nun entlassen worden. Der Mann verhält sich zwar unauffällig, aber alle Nachbarn haben Angst und wollen diesen Mann nicht in der Nachbarschaft haben.

Hättet ihr Angst, wenn ein verurteilter Gewalttäter, wie in diesem Fall ein Mörder, in der Nachbarschaft wohnen würde? Bei Kinderschändern ist es ja oft der Fall, dass die Nachbarn auf die Barrikaden gehen. Aber wie seht ihr es bei einem Mörder, der seine Strafe verbüßt hat?

Mord ist nicht gleich Mord. Vom Auftragskiller über einen Psychopathen bis zum Vater, der seine vergewaltigte Tochter gerächt hat, gibt es da tausend Facetten. Wirklich Angst muss man nicht vor allen haben. Der Auftragskiller und der Vater werden sich für mich überhaupt nicht interessieren, solange ersterem kein Geld für meinen Kopf geboten wird und ich die Tochter des letzteren in Ruhe lasse.

Wirklich Angst hätte ich nur vor Psychopathen und Menschen, die ihr Gewaltpotential allgemein nicht unter Kontrolle haben. Die man nur schief anschauen muss, damit sie ausrasten. Da hätte ich aber keine Angst, dass ich ermordet werde, sondern verprügelt. Daher ist es eigentlich egal, ob der Mann nun wegen Mordes saß oder wegen schwerer Körperverletzung.

Solange der Mann also einen "guten Grund" für den Mord hatte und sich ruhig verhält, würde ich nicht auf die Barrikaden gehen. Mir wäre nicht wirklich wohl, weil es für mich das erste Mal wäre, dass ein Gewalttäter in der Nachbarschaft wohnt. Aber mir wäre auch nicht wohl dabei, in Panik zu geraten und mit einem selbstgebastelten Schild zu skandieren.

(Und mit "gutem Grund" meine ich eben solche Dinge, die wirklich nur auf einen einzigen Menschen gerichtet waren, auf das Opfer. Und solange ich nicht in der gleichen Beziehung zu dem Typen stehe wie das Opfer, bin ich für ihn nur ein anderer Mensch. Aber es gibt eben auch Menschen, die ohne "guten Grund" zuschlagen; einfach auf jeden anderen Menschen einschlagen. Aber natürlich gibt es keine wirklichen guten Gründe. Ich will das nicht verteidigen!)

Gerade bei einem Mörder würde ich mir wohl eher weniger Sorgen machen. Ein Mensch, der wirklich auch nicht auf die Öffentlichkeit losgelassen werden kann, wird dann nach der Tatverbüßung auch weiterhin weggesperrt werden in anderen Einrichtungen und bei einem normalen Mörder kann man auch davon ausgehen, dass es einen Auslöser gab und es so nicht mehr vorkommen wird oder er eben wieder gesellschaftlich integriert werden kann.

Jeder kann zum Mörder werden und es kann nie komplett ausgeschlossen werden. Einen solchen Menschen würde ich bei normalen Verhalten nicht ausgrenzen. Immerhin wird er sich Mühe geben und wenn er seine Tat bereut, sollte man ihm auch die Möglichkeit geben ein normales Leben zu führen.

Spontan fallen mir da Kinderschänder ein, die in einem Dorf wieder leben sollten, wollten oder wie auch immer und das ganze Dorf sich dann gegen diese beiden Menschen gewendet hat. Menschen verändern sich und können durchaus auch an sich arbeiten, meiner Meinung nach hat jeder eine 2. Chance verdient.

Ich hätte schon ein mulmiges Gefühl wenn ich wüsste das ein Mörder in meiner Nachbarschaft wohnt. Ich habe Kinder und da ist man doch ein bisschen vorsichtiger und möchte seine Kinder nicht in der Nähe eines Mörders wissen. Den Grund warum dieser Mensch einen anderen Menschen getötet hat, ist mir dabei total egal. Wobei wohl selten bekannt wird, wenn ein Mörder in die Nachbarschaft zieht. Der zieht doch nicht mit einem Schild um den Hals ein.

Ein Mörder, der seine Strafe abgesessen hat und sich in seinem früheren Wohnort wieder niederlässt, wird es sehr schwer haben, nicht gemieden zu werden und Kontakt zu bekommen. Die meisten Menschen werden ihn wiedererkennen, weil eine solche Tat ja ziemlich aufgebauscht wird und jedem lange im Gedächtnis bleibt. Aber es kommt darauf an, aus welchen Gründen er einen Mord begangen hat. Es gibt so viele nachvollziehbare Gründe, warum jemand mordet.

Ich sehe das wie Bienenkönigin, dass ein Mörder nicht gleich Mörder ist. Auch ich könnte zum Mörder werden, wenn jemand meinem Kind etwas antut oder einem mir nahestehenden Menschen. Man muss erst einmal sondieren, warum ein Mensch zum Mörder wurde. Grundsätzlich ist für mich Mord nicht das richtige Mittel, egal aus welchem Grund. Aber manchmal ist er verständlich. Ein solcher Mensch in der Nachbarschaft würde mich nicht stören. Dagegen wäre mir ein unberechenbarer Typ, der bei der geringsten Kleinigkeit ausflippt schon suspekt.

Nachbarn, die eine große Angst haben, weil ein ehemaliger Mörder in der Nähe wohnt, sollten sich erst einmal fragen, was sie an seiner Stelle getan hätten, falls sie den Fall kennen. Wenn er aus nachvollziehbaren Gründen gemordet hatte, dürfte ihre Angst lächerlich und unbegründet sein. Er hat nichts anderes getan, als die meisten von ihnen es ebenso tun würden. Dass ein solcher Grund vorliegt muss man annehmen, sonst wäre er nicht nach 15 Jahren entlassen worden. Also sollten die ach so lieben und netten Nachbarn erst einmal überlegen, bevor sie öffentlich sagen, dass sie Angst haben. Wer kann wissen, was sich hinter ihrer bürgerlichen Fassade verbirgt.

Ich würde mich wohl erst einmal dran gewöhnen müssen, einen so speziellen Nachbarn zu haben. Würde die Person aber niemals versuchen auszugrenzen. Der Mensch wird einen für sich stimmigen Grund gehabt haben, auch wenn andere Personen dies nicht nachvollziehen können. Wie meine Vorschreiber schon sagten, Mord ist nicht gleich Mord. Es gibt viele verschiedene Grunde, warum Menschen morden. Sei es aus Rache, Schutz oder impulsiven Verhalten.