U-Bahnzüge und Lifte als Notkloake für Obdachlose OK?

vom 18.01.2015, 17:43 Uhr

Bei uns in Wien gibt es immer wieder Diskussionen mit dem Betreiber, den "Wiener Linien", warum keine Zugangssperren in den U-Bahnstationen gemacht werden und die U-Bahnwaggons und auch die Lifte als auch teils die Linienbusse selbst als Notkloaken für Obdachlose herhalten müssen.

Manche zahlende Fahrgäste sehen nicht ein, warum sie im Winter aus einem Lift, einem Bus oder einer U-Bahn sofort wieder aussteigen müssen, weil es dort penetrant nach Fäkalien riecht. Einzelne Fahrgäste sollen auch schon deswegen zu spät in die Arbeit gekommen sein.

Ist es in Ordnung, wenn U-Bahnzüge und Lifte als Notkloake für Obdachlose herhalten müssen? Man kann angeblich diese Menschen nicht im Winter draußen erfrieren lassen und irgendwo müssen diese Obdachlosen auch ihr Geschäft verrichten oder nicht? Sollten die Fahrgäste weniger empfindlich sein oder haben sie Recht, wenn sie aus übelriechenden Bussen oder U-Bahnen sofort wieder aussteigen wollen?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Natürlich ist das nicht in Ordnung! Wer setzt sich schon gerne in einen Zug, der nach Fäkalien riecht? Irgendwo müssen Obdachlose ihr Geschäft verrichten, ja sicher, aber dann doch besser irgendwo im Freien, als in einem Zug oder Lift, wo man den Geruch nur äußerst schlecht jemals wieder rausbekommt.

Außerdem gibt es doch bestimmt auch bei euch soziale Einrichtungen für Obdachlose, sodass es deren freie Entscheidung ist, wenn sie sich lieber draußen in der Kälte herumtreiben. Von daher fände ich es durchaus legitim, sie aus den U-Bahnhöfen mit entsprechenden Maßnahmen auszusperren.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich finde das hier beschriebene Verhalten der Obdachlosen in keiner Art und Weise gut und verurteile es sogar. Ich finde einen solchen Akt sehr respektlos und unhöflich, auch wenn Obdachlose es sicherlich nicht leicht haben. Sie können aber doch öffentliche Sanitäranlagen nutzen, welche oftmals auch kostenlos und recht sauber sind. Im Notfall können auch Dixies herhalten, denn alles ist besser als die U-Bahn oder Fahrstühle!

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es ist niemals in Ordnung, öffentliche Einrichtungen auf diese Weise zu zweckentfremden. Das ist den Fahrgästen und den Reinigungskräften gegenüber unfair. Die Frage ist, ob man dafür den Obdachlosen die Schuld gibt oder die Ursache nicht eher bei einem Mangel an Alternativen zu suchen ist. Was für Einrichtungen gibt es denn? Haben die genug Plätze? Haben die eventuell solche weltfremden Regeln, wie dass jeder, der ein Bett für die Nacht haben will, nüchtern oder um 20 Uhr da sein muss? Gibt es genug öffentliche, kostenlose Sanitäranlagen?

Also meiner Meinung nach sind die Fäkalien in den U-Bahnen nur ein Symptom eines größeren Problems. Die U-Bahn-Zugänge nachts abzuschließen würde dieses Symptom verhindern, aber das Problem wäre nicht gelöst. Und es würden neue, womöglich viel schlimmere Symptome auftreten.

Und die Formulierung "Man kann angeblich diese Menschen nicht im Winter draußen erfrieren lassen..." ist extrem daneben und menschenverachtend. Da hast du dich wohl vertippt! Nur, dass die U-Bahn, der öffentliche Personennahverkehr, eigentlich nicht die Institution ist, die sich darum kümmern sollte. Dass sie es dennoch tut, indem sie die Zugänge nicht abschließt, zeugt von viel Nächstenliebe. Aber es ist eben nur ein Pflaster auf eine klaffende Wunde.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Und die Formulierung "Man kann angeblich diese Menschen nicht im Winter draußen erfrieren lassen..." ist extrem daneben und menschenverachtend. Da hast du dich wohl vertippt!

Diese Formulierung ist mir in dem Beitrag auch direkt negativ aufgefallen und ich finde auch, dass man den Menschen helfen muss. Natürlich finde ich es auch nicht in Ordnung, wenn Obdachlose einen Fahrstuhl oder einen stehenden Zug dazu nutzen, um sich zu erleichtern. Aber dann sollte die Stadt auch mal schauen, dass Alternativen für diese Menschen gefunden werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Das Problem ist, dass eine größere Anzahl an Obdachlosen entweder nicht in die Einrichtungen, die für sie gedacht sind, wollen oder auch kein Platz mehr vorhanden ist. Dass ein verwahrloster Obdachloser in einem Wiener Bus viele Runden dreht, ist keine Sensation. In manchen Städten kann man im Bus nur vorne einsteigen, in Wien kann man bei jeder Tür einsteigen und wenn es passiert, dann ist es so und teils schon live erlebt.

In den U-Bahnen und S-Bahnen ist es auch sehr leicht, denn es gibt keinerlei Sperren und ich weiß nicht, ob die nachts erfolgreich zum Aussteigen bewegt werden können. Ihr könnt Euch mal die Facebookseite der Wiener Linien ansehen und Ihr müsst dort nicht lange suchen.

Vor allem die Linie U6 ist auch eine Linie, die ich selbst sehr meide, wenn es Alternativen gibt. Ich steige auch teils aus, wenn es geruchsmäßig zu bunt wird, oder wenn der Boden im Linienbus mal wieder so markiert ist, dass es einen nur ekeln kann.

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