Provoziert Charlie Hebdo zu stark?
Diesen Vorwurf hat das ehemalige Gründungsmitglied Henri Rousell gegenüber dem ehemaligen Chefredakteur von Charlie Hebdo Stéphane Charbonnier erhoben. Dieser habe bewusst übertrieben und dabei alles riskiert.
Nachdem ich einige Karikaturen von Charlie Hebdo gesehen habe, finde ich auch, dass man nicht gerade sehr viel Rücksichtnahme auf die Gefühle der Gläubigen nimmt und unnötig den Islam verunglimpft statt Misstände zu benennen.
Ist Provokation ein Grund zum Mord? Nicht nur Charlie Hebdo provoziert und das gehört auch zu Satire dazu. Satire kritisiert gesellschaftliche, politische und religiöse Probleme. Wem Satire nicht gefällt, der kann doch ganz einfach wegschauen. Selbstverständlich gehört Übertreibung und Sarkasmus dazu, Satire muss nicht zwangsläufig lustig sein, sondern zum Nachdenken anregen. Natürlich kommt nicht jeder damit zurecht, aber muss man sich deswegen alles verbieten lassen?
Übrigens ist nicht nur Charlie Hebdo so schlimm, sogar in deutschen Satiremagazinen gibt es "blöde Kommentare". Da verweise ich gerne mal auf den Eulenspiegel hin und da muss man sich die Überschrift des ersten kleinen Artikels namens "In eigener Sache" durchlesen. Ist auch nicht unbedingt schmeichelhaft für gewisse Personen, oder etwa nicht? Aber Charlie Hebdo ist ja so böse und so schlimm.
Natürlich das hat ehemalige Gründungsmitglied Henri Rousell absolut recht, man darf die Augen nicht davor verschließen das sich Mitbürger durch diese fiesen und gemein gefährlichen Bilder so stark bedroht sehen, dass sie einfach anfangen Menschen zu erschießen um ihrem Unmut zum Ausdruck zu bringen.
Andere Gruppen gehen auf die Straße oder nehmen es einfach so hin weil es ja eigentlich nur Kleinkram ist, aber nicht die Muslime! Nein, diese in ihren Grundfesten friedliche Religion, die nur Frieden und Vergebung predigt schlägt zurück! Deswegen sollte man sofort und unwiderruflich sämtliche zur Diffamierung des Propheten geeignete Mittel verbrennen, um diese friedlichen Religion mit ihrer "liebe die ungläubigen" Einstellung gerecht zu werden.
Parallel dazu könnten wir natürlich auch alle zum Islam konvertieren, unsere Frauen und Töchter mit der Stubengardine einwickeln und die Scharia einführen. Werfen wir doch einfach die paar Errungenschaften der modernen Welt über Bord und wenden uns wieder dieser rückständigen Religion, mit ihren unmenschlichen Strafen und Frauenverachtung zu.
Sorry, aber der Islam hat keine Sonderstellung, er hat sich wie jede andere Gruppierung auch den Regeln und Gesetzen zu unterwerfen und nicht zuletzt auch die Menschenrechte anzuerkennen und dazu zählt auch die Meinungsfreiheit!
Die, die es nicht wollen, die lieber dieses verfluchte Buch anhimmeln, die denken das Menschenrechte und Grundgesetz den Gesetzen des Propheten untergeordnet sind, denen steht es doch frei in das neue Paradies für Muslime zu gehen... und mit etwas Glück (und ein wenig Hilfe einer amerikanischen Bombe) den Weg ins wahre Paradies zu finden!
Ich persönlich halte den Islam für gefährlich und es nützt niemandem etwas wenn man nun anfängt Beleidigungen an einer imaginären Figur unter Strafe zu stellen nur weil irgendwelche islamischen Spinner meinen durchzudrehen.
Was kommt als nächstes? Anschläge weil sich der Islam durch nicht verschleierte Frauen bedroht sieht? Vielleicht auch weil zu viele Ungläubige in der Stadt leben? Gibt man ihnen was sie wollen, werden sie weitermachen, so oder so. Und das was Henri Rousell da sagt, ist doch nur ein Versuch das Verhalten zu erklären und somit ein Stück weit zu legitimieren.
Ich finde, dass die Karikaturen schon zu weit gingen, aber das kann kein Grund für Morde oder ein solches Verhalten sein. Wir können alle unsere Meinung äußern und wenn jemand zu weit geht, kann man sich auch verbal wehren. Das, was nun gegen den Terror stattfindet, hätte man auch wegen Gottesbeleidigung machen können und dann wäre es gut gewesen.
Dennoch bin ich weiterhin der Meinung, dass man keinen Gott karikatieren sollte. Das ist einfach etwas, was zu weit geht und man muss Menschen auch nicht auf diese Art und Weise reizen. Das ist keine Entschuldigung für Gewalt, diese darf auf keinen Fall im Namen des Glaubens stattfinden, aber ich kann diese Menschen und den Unmut generell schon verstehen, wenngleich sie sich verbal hätten wehren müssen. Man kann über jeden herziehen, aber Gott ist eine Übermacht für gläubige Menschen und das geht einfach zu weit.
RavenThunder hat geschrieben:Ich persönlich halte den Islam für gefährlich und es nützt niemandem etwas wenn man nun anfängt Beleidigungen an einer imaginären Figur unter Strafe zu stellen nur weil irgendwelche islamischen Spinner meinen durchzudrehen.
Genau hier setzt doch das Problem an. Keiner hat so richtig Ahnung und alle verabschieden sich lieber in die einfache Stammtischpolemik bei der man nur ein paar Schubladen auf und zu machen muss um seine Meinung zu bilden.
Warum ist denn nun der Islam gefährlicher als das Judentum oder das Christentum? Als wenn andere Religionen nicht für Kriege missbraucht werden würden. Juden unterdrücken Palästinenser und Israel baut Atombomben fernab jeder Kontrolle (wer hat nochmal den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet?). Das Christentum wird ebenso gerne von amerikanischen Spinnern auf Präsidentenposten missbraucht um im Namen Gottes Krieg zu führen um an Öl zu kommen. Aber natürlich ist das alles harmlos und der Islam viel gefährlicher.
Aber eigentlich hast du damit völlig recht. Der Islam ist eine der gefährlichsten Religionen derzeit. Niemand lebt gefährlicher als ein Moslem. Sei es IS, Boko Haram oder die Taliban, alle foltern und schlachten tausende gläubige Muslime ab. Als Christ dagegen passiert ja fast nichts, gut jetzt gab es mal ein paar medienwirksame Anschläge, aber unterm Strich sind da in Paris "nur" eine handvoll Menschen getötet worden. Dass erst kürzlich in Baga hunderte oder vielleicht sogar tausende Menschen und darunter wohl mehrheitlich auch Moslems getötet wurden, dass wird nur mal nebenbei erwähnt.
Wenn man ehrlich ist, dann hat das Ganze doch schon lange nichts mehr mit Religionen zu tun. Die Religionen werden nur noch missbraucht und vorgeschoben um seine eigenen verrückten Ideen durchzusetzen. Kein normal denkender Mensch, egal ob Christ, Jude, Moslem, Hindu oder sonstwas würde es glauben, wenn da jemand ankommt und meint sein Gott habe ihm gesagt er solle jetzt mal losziehen und die Hälfte seiner Glaubensgenossen umbringen. Das ist doch reiner Unsinn.
Vielmehr sind es relativ pragmatische Gründe in meinen Augen, warum augenscheinlich viele Terroristen oder wie man sie nennen mag nun gerade im Namen des Islam töten. Das Judentum ist viel zu klein dafür um da Woche für Woche Terroristen hervorzubringen. Zudem haben sie ja auch ihr Feindbild in der Region, dass man ja schon staatlicher Seits immer mal wieder angreift. Da gibt es also nicht viel Grund für Terrorakte.
Das Christentum ist mehrere hundert Jahre älter als der Islam, hat dadurch einfach schon früher seine Gräueltaten hinter sich gebracht und ist in gewissem Maße einfach schon eine Stufe weiter. Es hat sich im gefestigten Westen verbreitet (ja auch außerhalb Europas und Nordamerikas gibt es sehr große christliche Glaubensgemeinschaften) und steht damit schon irgendwo auf sicheren Standfüßen. Zudem gibt es mehr und mehr Staaten wo das Christentum mehr nebenbei läuft und ist damit als Religion ja gewissermaßen auf dem Rückzug oder zumindest für das tägliche Leben lange nicht mehr so prägend.
Der Islam dagegen ist nun mal in wirtschaftlichen Schwachen Regionen weit verbreitet und Regionen in denen auch durch die tägliche Not irgendwie zu überleben oft Krieg herrscht, Regionen, die oft und lange durch den Westen unterdrückt wurden und darunter auch heute noch leiden. Vielerorts ist da auch der Islam bzw. die Religion der einzige Rückhalt, den die Menschen noch haben und bietet sich damit eben perfekt an um instrumentalisiert zu werden.
Wenn der Islam per se so schrecklich wäre, warum rennen dann nicht weltweite 1 Milliarde muslimische Terroristen umher? Weil der Islam in der heutigen Auslegung eben nicht sagt, dass man alle anderen umbringen muss. Nein es gibt ein paar Geisteskranke, die glauben sich mit dem Islam rechtfertigen zu müssen.
Und um jetzt zu Charlie Hebdo zurückzukommen. Das alles ist glaube ich auch der Grund, warum es am Ende völlig egal ist ob man Mohammed nur karikiert oder nicht. Da könnte man auch ein Abbild auf das Cover setzen und runterschreiben, er wäre der Größte. Auch dann würde es jemanden geben, der behaupten würde, man würde den Islam verarschen und damit einen Anschlag rechtfertigen.
Wer klar denken kann, der wird immer darauf kommen, dass kein Gott der Welt wegen einem Bild einen Mord rechtfertigen wird. Und ich glaube das wissen auch die meisten Moslems und selbst unter denen, die sich damit provoziert fühlen, wird so gut wie niemand auf die Idee kommen, sich eine Waffe zu greifen und ein paar Zeichner zu erschießen.
Gerade bei solchen Anschlägen wie in Paris reden wir ja nicht vom Moslem, der bei uns um die Ecke wohnt. Da reden wir von Terroristen, die gezielt für so etwas ausgebildet wurden. Das sind keine Taten von Leuten, die gerade provoziert wurden und aus reiner Wut plötzlich losrennen. Das sind Leute, die jahrelang ausgebildet wurden um Menschen zu töten und nur darauf warten endlich losschlagen zu können. Die suchen nur einen fadenscheinigen Grund um loszuziehen. Ob das nun ein Bild ist oder etwas anderes ist da doch völlig egal.
Ich halte nichts davon sogenannten religiösen Gefühlen irgendeine Sondereinstellung einzuräumen. Ich habe das hier schon mal gesagt, wenn ein Politiker satirisch durch den Kakao gezogen wird redet kein Mensch davon, dass hier auf mögliche Gefühle keine Rücksicht genommen wurde. Obwohl es sich um eine reale Person handelt die sich sehr wohl verletzt fühlen könnte. Aber wenn ein man sich über einen "Propheten" lustig macht, der schon lange tot ist, ist das Geschrei groß, obwohl es in dem Fall gar kein Opfer gibt. Das ist doch lächerlich.
Ja, andere Religion sind auch nicht besser und fast jede Ideologie kann gefährlich werden wenn sie bis zum Extrem und ohne Rücksicht auf Verluste ausgelebt wird. Der RAF Terror hatte zum Beispiel mit Religion nicht mal was zu tun, da ging es um rein politische Ideologien. Aber Tatsache ist nun mal, dass das aktuelle Problem Islam heißt und man kann noch so oft "die anderen auch" schreien, das ändert nichts an der Tatsache, dass die meisten Terroristen in den letzten Jahren gläubige Muslims waren.
Die Provokation nach einem solchen Attentat finde ich schon ziemlich krass und ich denke, dass man damit hätte noch warten sollen, wenn man unbedingt mit der Satire weiter provozieren will.
Viel schlimmer allerdings finde ich, dass durch dieses Attentat Geld gemacht wird, indem auf einmal die Auflagen derart erhöht werden und in vielen Sprachen übersetzt werden und überall verkauft werden.
Aus dem Tod der Leute wird Profit geschlagen und das finde ich viel schlimmer als die Provokation. Obwohl ich auch die Provokation schon nicht gerade gering finde. Aber das alles ist kein Grund zu morden.
Diamante hat geschrieben:Viel schlimmer allerdings finde ich, dass durch dieses Attentat Geld gemacht wird, indem auf einmal die Auflagen derart erhöht werden und in vielen Sprachen übersetzt werden und überall verkauft werden.
Das, was du als Geld machen bezeichnest, sorgt wahrscheinlich schlicht und einfach dafür, dass die Zeitschrift weiter bestehen kann. Oder denkst du, dass die Zeitschrift eine Versicherung hat die jetzt einspringt, da ein Teil der Redaktion tot ist und die Redaktionsräume wahrscheinlich verwüstet sind? Und denkst du, dass diese hypothetische Versicherung auch in Zukunft die Kosten für die ganzen Sicherheitsmaßnahmen übernehmen wird, die mit Sicherheit nötig sein werden?
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