Kumpel will Aussteiger werden - trotzdem befreundet sein?

vom 12.01.2015, 20:12 Uhr

Ein Freund von uns will ein Aussteiger werden und eben sein ganz eigenes Leben haben wollen mit eigenem kleinen Haus als Selbstversorger und wirklich alles selber machend. Nun hat er sich tatsächlich Sorgen gemacht, dass einige seiner Freunde wohl in Zukunft nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, weil er bisher eben ein Partygänger ist, der mit seinen Freunden eine Menge Spaß hat, was so vielleicht in der Form nicht mehr geht. Uns ist das egal, es ist unser Kumpel und wenn er das macht, hat er da unseren Respekt und wir bleiben auch Freunde. Würdet ihr wegen so etwas einer Freundschaft entsagen?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Gibt er sein Handy oder sein Mobiltelefon auch weg? Ich habe schon öfters etwas von Aussteigern gehört, allerdings wurde auch nicht festgelegt, was man wirklich alles abgeben muss um Aussteiger zu werden, oder verstehe ich das falsch? Mit einer Freundin war ich ein Jahr befreundet - obwohl sie kein Handy und auch zeitweise kein Internet hatte, trotzdem ging es irgendwie. Klar, man muss damit rechnen, dass es zu einem geringeren Kontakt kommt, aber das bedeutet auch nicht gleich das Ende der Freundschaft.

Bei einer oberflächlichen Partymeute kann es aber natürlich sein, dass anschließend kein Hahn mehr nach ihm kräht. Das ist natürlich nicht so schön, kann aber eine Befreiung von oberflächlichen Freunden sein. Ich meine, wenn man das Leben in der Gesellschaft und sogar in der Wirtschaft(?) aufgeben möchte, wieso dann auch nicht Freundschaften ohne tiefere Bedeutung. Nach irgendeiner Art von Befreiung wird er sich mit seinem Ausstieg aus dem System wohl sehnen, wieso auch nicht mit der sozialen Welt ausmisten?

Das Leben von einem Aussteiger muss für uns wohl interessant sein, weswegen ich mir schon vorstellen könnte, dass ich mit dieser Person weiterhin einen Kontakt pflege und die Freundschaft versuche aufrecht zu erhalten. Ich meine, vielleicht sitzt man abends dann mit einem warmen Getränk nach einem Spaziergang in der Natur und genießt die Stille - das ist doch auch eine Abwechslung zum Stadtleben und zwar auch eine ganz schöne Abwechslung, wie ich finde. Wenn man Interesse an einer Person hat, können Freundschaften auch trotz unterschiedlicher Ansichten und Lebensweisen erhalten bleiben.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mein Mann war früher auch viel auf Partys. Seine Freunde kennt er aus der Uni und hat mit ihnen eben jahrelang Party gemacht. Seit wir auf dem Land leben, geht er gar nicht mehr auf Partys, weil wir zu weit weg wohnen und auch weil ihm die Musik in der Szene nicht mehr gefällt. Aber seine Kumpels besuchen uns wirklich regelmäßig.

Für die ist es wirklich Urlaub auf dem Land, abseits vom Stress. Sie packen gerne mal mit an, um sich endlich mal wieder körperlich zu betätigen, was ansonsten in ihrem Leben zu kurz kommt. Wenn sie ankommen, wollen sie auch gleich erst mal einen Rundgang durch den Garten machen, um zu sehen, was wir dieses Jahr alles anbauen und wie es den Bienen geht. Auch wenn wie nur jedes zweites Gemüse kennen. :D

Also es war schon so, dass natürlich nicht alle Freunde erhalten blieben. Vor allem eben die, die eher in die Kategorie Bekannte gehörten. Aber die anderen sind wirklich sehr treu. Auch wenn von meinem Mann sozusagen nicht viel zurückkommt, also er sie nicht besucht. Er kann hier eben nicht so einfach mehrere Tage weg. (Von meinen Freunden erzähle ich hier nichts, weil die alle 500 km entfernt wohnen. Da ist es nochmal was anderes.)

Aber ich könnte auch verstehen, wenn es anders laufen würde. Im Falle meines Mannes handelte es sich um eine Musikrichtung, bei der eine gewisse Naturverbundenheit generell vorhanden ist. Die Partys finden beispielsweise gerne in freier Natur statt. Bei Techno beispielsweise kann ich mir schon eher vorstellen, dass die Leute mit so einem Aussteigerleben nicht viel anfangen können.

Vielleicht hilft es, wenn er seine Kumpels in den Prozess mit einbezieht. Uns hat vor allem ein Kumpel beim Umzug und Renovieren geholfen, weil bei ihm zu der Zeit gerade in der Uni nicht viel los war, während andere gerade ihren Abschluss geschrieben haben. Er fühlt sich richtig verbunden mit unserem "Projekt". Mittlerweile wohnt er in Wien, besucht uns aber dennoch regelmäßig.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wenn jemand sein Leben radikal ändert, heißt es nicht zwangsläufig, dass Beziehungen auseinander gehen müssen. Aber vielfach ist es dann tatsächlich so, dass Anknüpfungspunkte verschwinden und man die gemeinsame Basis verliert. Dann verliert man sich halt dann doch aus den Augen. Ich denke, das ist ein Prozess mit einer gewissen Eigendynamik, der eigentlich nicht unbedingt bewusst abläuft. Es werden sich also mit Sicherheit Leute aus seinem Leben entfernen, andere werden aber trotzdem da bleiben.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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