Jemandem Buch aus dem Altpapier schenken beleidigend?

Gestern habe ich im Altpapier ein wunderschönes Buch über Harley Davidson Modelle gefunden. Dies hat mal 70 DM gekostet und ist noch ganz intakt. Mein Frisör ist ein großer Harley Fan und ich wollte ihm das beim nächsten Besuch schenken. Nun denke ich nach, ob ich lügen soll, falls es fragt, woher das Buch ist. Ich kann doch schlecht sagen, dass es aus der Altpapiertonne kommt.

Ist jemandem Buch aus dem Altpapier schenken beleidigend oder auch nett, wenn jemand ein Sammler oder Fan von gewissen Sachen ist? Sollte man sagen, dass es aus der Altpapiertonne kommt oder lieber sagen, dass man es als Schnäppchen am Flohmarkt erworben hatte?

Ich würde nun auf keinen Fall sagen, dass man es aus einer Altpapiertonne hat, weil das so klingt, als ob man den ganzen Tag in irgendwelchen Tonnen hängen würde. Ich würde dann einfach sagen, dass man es bei eBay günstig bekommen hat. Immerhin ist es ja auch gebraucht gewesen und so muss man diesen Zustand schon einräumen, aber nicht den Fundort.

Dann sag wirklich lieber, dass du das Buch günstig irgendwo erstanden hast. Ich denke nicht, dass es so gut ankommt, wenn du ihm sagst, dass du das Buch im Altpapier gefunden hast. Ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand ein Buch aus dem Altpapier schenkt, aber wenn man es man mir dann sagen würde, dann hätte es einen leichten unangenehmen Beigeschmack für mich.

Ist es denn so, dass du den ganzen Tag in fremden Altpapiertonnen rumwühlst? Ich stelle es mir eher so vor, dass du dein Altpapier wegwerfen wolltest, die Tonne aufgemacht hast und da lag das Buch. Und diese Geschichte fände ich persönlich gar nicht schlimm.

Er ist ja auch nur dein Friseur. Dem gibt man ein Trinkgeld, aber normalerweise kauft man seinem Friseur keine Geschenke. Es könnte ihm auch unangenehm sein, wenn er denkt, dass du Geld ausgegeben hast und eher auf die Suche nach einem Geschenk extra auf den Flohmarkt gegangen bist oder auf Ebay unterwegs warst. Es kommt darauf an, was für ein Verhältnis du zu deinem Friseur hast.

Du könntest ihm aber auch sagen, dass du deinen Nachbarn bei den Mülltonnen getroffen hast, als er gerade eine Kiste Bücher wegwerfen wollte. Da hast du das Buch gesehen und es bekommen, bevor es in der Tonne gelandet ist. Diese Geschichte ist nicht ganz so weit weg von der Wahrheit wie mit der Ebay-Lüge.

Ich finde die Idee von Bienenkönigin sehr gut, dass du sagen solltest, dass du deinen Nachbarn an der Tonne getroffen hast und das Buch vor dieser retten konntest. Das ist dann ja auch nicht viel anders, als wenn du das Buch gebraucht auf einem Flohmarkt erstanden hättest. Aber es ist eben auch fast die Wahrheit, was ich schon sinnvoller finde, als zu erzählen, dass man das Buch irgendwo gekauft hätte.

Ich glaube auch das die Bienenköniginnen-Lösung am Besten ist. Das Buch ist von DK und komplett wie neu. Der Besitzer war wohl in einem Buchclub und hat es ungelesen eingeworfen. Für meinen Schatz habe ich ein brandneues Evita Peron herausgefischt.

Natürlich lauer ich nicht den ganzen Tag an irgendwelchen Tonnen herum, denn ich muss ja bei talkteria schreiben. Ich habe den neuen Mieter mit einer ganzen Ladung Bücher hinausgehen gesehen. Der Rest geht an ein Antiquariat für 38,70 Euro, immerhin auch ein nettes Taschengeld und jemand findet noch Freude an den Büchern, anstatt dass die meisten ungelesen in der Müllverbrennung oder im Recycling enden.

Ich würde auf keinen Fall sagen, dass ich das Buch quasi aus dem Mülleimer gefischt hätte. Auch wenn das Buch einwandfrei aussieht, wirkt das einfach merkwürdig und ich könnte es mir gut vorstellen, dass die meisten Menschen im ersten Moment auch angeekelt schauen würden, wenn man ihnen das erzählt. Müll wird ja automatisch mit Schmutz verbunden, auch wenn es sich in deinem Fall um die Altpapiertonne handelt. Dennoch wird man in so einem Fall eher an Schmutz und Dreck denken und ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute so ein Buch, welches schon einmal im Müll lag, nicht mehr bei sich zu Hause haben wollen.

Ich würde generell niemandem sagen, dass ich ein Buch aus dem Altpapier hätte, wenn ich dieses denn verschenken wollen würde. Ich hätte Angst vor angeekelten Blicken und würde befürchten, dass das Buch dann gar nicht erst angenommen werden würde. Von daher würde ich in so einem Fall dann doch lieber zu einer kleinen Notlüge greifen.

Ich denke auch, dass ich sagen würde, dass ich das Buch eben günstig erstanden oder auch geschenkt bekommen hätte. Ansonsten finde ich die Lösung auch sehr gut, dass man eben sagt, dass man das Buch kurz vor der Mülltonne abgefangen hat. Dass das Buch jedoch schon im Müll lag, würde ich aber nicht erwähnen.

Sag ihm du hast es vor der Altpapiertonne gerettet, und du hast gleich an ihn gedacht weil er auf Motorräder steht. Das hört sich nett an, und du musst nicht lügen.

Aber ich bin schon ein bisschen erschrocken das du den Müll von deinem Nachbarn verkaufst. Du hast ernsthaft die Bücher an ein Antiquariat weiterverkauft, die dein Nachbar entsorgt hat? Dir ist schon klar das du dich mit dem Verkauf strafbar machst?

Das ist Diebstahl, auch wenn dein Nachbar die Bücher weg wirft. Wenn er das herausbekommt kann er dir den Erlös der Bücher abnehmen, und dich bei der Polizei anzeigen. Also trete die Geschichte lieber nicht zu breit.

Ich würde jetzt auch nicht unbedingt erwähnen, dass es aus der Altpapiertonne stammt, weil ich dann einfach gleichsetze, dass es sich um Müll handelt. Wahrscheinlich würde ich die Wahrheit einfach verschönern und sagen, dass jemand das ins Altpapier werfen wollte und ich es dann lieber mitgenommen habe, weil ich jemand kenne, der vielleicht Interesse hätte.

Ich gebe zu, ich würde frei heraus ausplaudern woher ich das Buch habe. Denn ich finde da absolut nichts dabei, wenn man gute Sachen rettet und an jemand verschenkt, der so Sachen liebt.

Ich habe vor ein paar Wochen mit einer Bekannten Altkleider sortiert. Die Sachen wurden in zwei Kategorien unterteilt. Einmal eben alles was wirklich Altkleidung ist und entsorgt werden kann und dann eben alles was noch gut tragbar ist. Wobei da sicherlich auch Geschmack eine Rolle bei spielt und ich da eher Sachen aufhebe, statt sie zu entsorgen.

Nun wollte eine Bekannte eben eine lila Bluse entsorgen. Da meinte sie zu mir, ich würde doch nähen und ich würde doch lila mögen, ob ich die Bluse mitnehmen möchte. Den Lilaton fand ich selbst sehr ansprechend und ich packte die Bluse ein. Das sie mir zu klein sein würde, wusste ich da bereits.

Daheim packte ich die Bluse aus und wollte sie auseinander trennen. Das mache ich mittlerweile bei alten Kleidungsstücken recht zeitnah, weil ich sonst dem Stoffresteberg nie Herr werde. Als ich die Bluse in die Hand nahm dachte ich nur, da ist doch gar nichts dran. Nur relativ klein war sie. Eben eine kleine Frauengröße.

Nun fiel mir jemand ein, der diese Größe passen müsste. Die Farbe passte zu der betreffenden Person auch. So drückte ich ihr beim nächsten Sehen die Bluse in die Hand, sagte woher ich sie habe und ob sie die Bluse eventuell haben will. Sie hat sie gerne mitgenommen und fand auch, dass die neuwertige Bluse zu gut für die Altkleidertonne ist.

So geht es mir öfters mit gebrauchten Dingen, die teilweise noch neuwertig aussehen und die jemand entsorgen will. Deshalb finde ich es an sich keine Schande, wenn man zugibt, dass man etwas vor dem Müll gerettet hat.