Mann wirft eigene Habilitation ins Altpapier

Heute habe ich gesehen, wie ein ganz neuer Untermieter haufenweise Bücher ins Altpapier warf. Ich habe mir hier vier interessante und noch im Original verpackte Bücher herausgenommen. Dann wunderte ich mich, was für ein gebundenes, glattes Buch daneben lag. Das war die Doktorarbeit aus Physik des neuen Untermieters und die schien ihm jetzt schon egal zu sein. Ich hätte diese nicht weggeworfen.

Warum wirft ein Mensch seine eigene Habilitation ins Altpapier, obwohl sicher daran Monate lang gearbeitet wurde? Kann man dies so sehen, dass sie ihm nie etwas wert war und es nur eine Zwangsarbeit war oder kann man so eine Doktorarbeit nach langen Jahren einfach nicht mehr ertragen?

Vielleicht hat er diese zwar verfasst, aber ist dann durch Prüfungen gefallen und kann diese nun nicht mehr abgeben, weil er das Studium nicht beenden kann und hat sie deswegen entsorgt. Ansonsten kann ich nicht nachvollziehen, warum man darauf nicht stolz ist und es nicht behält. Meiner Meinung nach sollte man so etwas schon aufheben und es nicht gezielt wegwerfen, vielleicht ist es aber auch unabsichtlich passiert im Bücherstapel mit unwichtigen Büchern.

Wissen wir denn, ob diese Doktorarbeit erfolgreich war? Wie Ramones schon sagte, hat der Mann im Nachhinein Prüfungen nicht bestanden und keinen Abschluss bekommen. Vielleicht lag es auch an der Doktorarbeit selber, die als zu schlecht befunden wurde. Dann wäre das sicherlich nichts, was man lange aufhebt.

Aber auch wenn sie erfolgreich war und er daraufhin seinen Doktortitel bekommen hat. Zum einen gibt es Menschen, die sich regelmäßig von unnützen Dingen trennen. Die Doktorarbeit ist vielleicht schon überholt, wissenschaftlich nicht mehr von Wert. Das ist sicherlich eine Einstellung, die nicht jeder nachvollziehen kann. Andere heben von Grundschulheften bis zur Doktorarbeit alles auf, aber wirklich brauchen tut es niemand. Man schaut doch eh nicht mehr rein.

Zum anderen kann es auch sein, dass er mehrere Exemplare hat. Im Überschwang besorgt man sich mehrere Exemplare, falls die Verwandten eines haben wollen, aber letztlich versteht eh keiner ein Wort von dem hochwissenschaftlichen Text und will es gar nicht haben. Dann hat er jetzt noch ein einziges Exemplar behalten, weil man mehr auch gar nicht braucht und der Rest ist eben im Altpapier gelandet.

Zu erst einmal ist zu sagen, dass Habilitation und Dissertation zwei vollkommen verschiedene Dinge sind. Eine Dissertation oder Promotion ist dasselbe wie eine Doktorarbeit, man erwirbt damit den Doktortitel und erbringt damit den Beweis zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten. Eine Habilitation jedoch setzt eine Promotion voraus, also muss man vorher eine Doktorarbeit geschrieben haben um überhaupt habilitieren zu dürfen.

Eine Habilitation hat noch einige andere Voraussetzungen die man auch bei Wikipedia nachlesen kann und ist die höchste akademische Prüfung, wie gesagt noch höher als die Dissertation. Wenn man Professor also Lehrstuhlinhaber sein möchte, muss man habilitiert haben, da reicht eine simple Dissertation definitiv nicht aus.

@ Olly: Da hast Du aber Recht. Stimmt, mit einer Dissertation ist man nur Doktor und dann meisten außerordentlicher Universitätsprofessor. Wenn man ein ordentlicher Professor werden will, muss man habilitiert sein. Das habe ich ganz vergessen, aber es stand Habilitation auf der auf der Arbeit und diese stammte auch aus der DDR aus dem Jahre 1985.

Ich verstehe nicht ganz wieso du voraussetzt, dass dein Untermieter das einzig existierende Exemplar weg geworfen hat und kein Interesse mehr an der Arbeit hat.

Eine Doktorarbeit muss veröffentlicht werden und das heißt normalerweise, dass ein Verlag eine bestimmte Auflage drucken muss Für die meisten Arbeiten interessiert sich aber kaum einer aus dem Lehrstuhl und deshalb werden wohl oft einige Exemplare übrig bleiben. Wahrscheinlich hat dein Untermieter einfach nur ein überflüssiges Exemplar weggeworfen.

Außerdem ist es wahrscheinlich, dass es eine digitale Fassung gibt. Auch wenn die Arbeit aus den 80ern stammt muss zum Drucken des Buches ja ein Drucksatz erstellt werden. Womöglich hat er auch die Arbeit nachträglich digitalisiert.