Nach Studium Beruf aufgeben & schlechteren Job machen?
Nach meinem Studium der Rechtswissenschaften arbeite ich momentan in der Justiz und werde für sehr wenig Arbeit relativ gut bezahlt. Auch sind die Zukunftsaussichten nicht schlecht, was die Finanzen betrifft. Leider bekomme ich immer mehr eine Abneigung gegen meine Arbeit. Ja, mir macht das was ich mache schon Spaß, aber immer geht es nur um oberflächlichen Mist, Streitereien und um's liebe Geld. Es kotzt mich geradezu an, rein menschlich.
Nebenbei helfe ich ehrenamtlich im Tierheim. Und ich merke, wie gut die Arbeit mit den Tieren meiner Seele tut. Es gibt für mich nichts schöneres, als in treue Tieraugen zu schauen und zu sehen, wie die Vierbeiner sich freuen, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Es ist völlig egal wie man aussieht, welche Einstellung man hat - allen Helfern dort ist nur eins gemeinsam: Das Wohl der Tiere. Ich sehe so viel Freude und Herzlichkeit dort, dass es mir wirklich, wirklich gut tut.
Ich wollte früher gerne mit Tieren arbeiten, habe mich dann aber aus Gründen der Chancen zum Aufstieg und aus finanziellen Gründen für ein Studium entschieden. Und keine Frage, rein vom "Status" her wäre es ein Abstieg, vom Jurist zum Tierpfleger zu werden. Aber ich ziehe ernsthaft in Erwägung, die Gesetzesbücher in die Tonne zu schmeißen und das zu machen, was mein Herz glücklich macht, auch wenn ich meinen Lebensstandard dafür herunterschrauben müsste.
Wie seht ihr so eine Situation? Denkt ihr, man sollte in seinem Beruf bleiben, wenn man schon so lange studiert hat? Oder würdet ihr vielleicht auch in Kauf nehmen, euren Lebensstil zu verändern um einen schlechter bezahlten Job zu machen, der euch aber glücklich macht?
Man sollte das machen, was einen befriedigt. Was macht es für einen Sinn, sein Leben zu leben, ohne Spaß daran zu haben? Immerhin ist es der ganze Tag, der mit der Arbeit gefüllt ist. Ich habe auch down geshiftet und bin jetzt zufriedener.
Trotzdem sollten die finanziellen Aspekte nicht ganz unberücksichtigt bleiben, wenn man mit ganz wenig Geld nur schlecht umgehen kann. Eine Alternative wäre zum Beispiel eine Reduzierung der Arbeitszeit auf eine Teilzeitstelle und ein langsames Hineinwachsen in andere Tätigkeiten.
Ich habe im Laufe meines Lebens einige Leute kennengelernt, die ihren ungeliebten Beruf aufgegeben haben. Ein gut bezahlter Ingenieur ist Mitarbeiter einer Kletterhalle geworden, ein Softwareentwickler ist von einer Urlaubsreise nach Südamerika nicht zurückgekommen und dort, glaube ich, eine Farm, ein fertig studierter Diplom-Mathematiker ist Barmixer geworden.
Ich finde es auch recht wichtig, etwas zu tun, was einem gut tut, aber dummerweise muss auch das Essen, die Wohnungsmiete und so weiter bezahlt werden. Sicherlich kann man auch als Tierpfleger sein Geld verdienen, und ich würde daher auch schon schauen, ob es konkrete Möglichkeiten gibt und auch, wie die beruflichen Aussichten sind. Beides wirst Du wohl nicht machen können, irgendetwas kommt immer zu kurz, insofern kann man Dir auch nichts raten, die Entscheidung musst Du leider allein treffen.
Ich weiß nicht, wie weit Du mit Deinem Studium bist, das käme auch darauf an, ich würde es aber in Betracht ziehen, dann vielleicht in Richtung Tiermedizin zu gehen oder vielleicht kannst Du die Rechtswissenschaften ja auch in Richtung Veterinär treiben und somit beides verbinden. Ansonsten besteht die Gefahr, wie anlupa schon schrieb, dass Du im Laufe des Berufsleben doch aussteigst und etwas ganz anderes machst.
Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf? Es hört sich für mich so an, als ob du noch nicht so sehr lange mit deinem Studium fertig bist, sodass ich jetzt mal vermuten würde, dass du höchstens um die 30 Jahre alt sein dürftest. Überlege dir jetzt mal, wie lange du in deinem Leben noch arbeiten musst. Wenn du dir nicht vorstellen kannst, deinen jetzigen Beruf noch 30 Jahre lange auszuüben, solltest du dir etwas anderes suchen. Ich könnte das jedenfalls nicht, meine Arbeit muss mir Spaß machen. Wenn es wirklich dein Traum ist, etwas mit Tieren zu machen, dann mach das doch. Natürlich wäre das gewissermaßen ein kleiner "Abstieg", aber mir wäre es das wert.
Außerdem handelt es sich bei einem Tierpfleger ja immer noch um einen vernünftigen Beruf, von dem man auch leben kann. Vielleicht solltest du aber auch darüber nachdenken, dass es möglicherweise andere Bereiche in deinem erlernten Beruf gibt, die dir mehr Spaß machen als dein jetziger. Bloß weil es dir dort, wo du jetzt arbeitest, nicht so gut gefällt, heißt es ja nicht, dass du überhaupt nichts mehr mit Rechtswissenschaften zu tun haben willst.
Ich bin 26 und mache derzeit mein Referendariat, d.h. in 1,5 Jahren wäre ich nach dem zweiten Examen komplett fertig. Es ist natürlich schon so, dass ich es irgendwo ärgerlich fände, jetzt alles hinzuschmeißen, weil ich dann völlig umsonst studiert hätte. Denn mit dem ersten Examen in der Tasche kann man nicht so wirklich viel anfangen.
Ich wollte ja Jura machen, weil ich Strafrecht schon immer super spannend fand. Das ist auch nach wie vor so, wenngleich die Begeisterung natürlich im Laufe der Jahre etwas nachgelassen hat. Soll heißen, ich stand durchaus hinter der Entscheidung für das Studium und hatte auch meist Spaß daran. Und dieser Wunsch nach Arbeit mit Tieren wurde weitestgehend verdrängt. Das Ganze ging so lange gut, bis ich gemerkt habe, wie sehr mich die Arbeit mit den Tieren erfüllt. Dieses Gefühl werde ich mit dem was ich jetzt mache niemals erreichen.
Ich denke grundsätzlich auch, dass man das machen sollte, woran man Freude hat. Jedoch ist dies nicht in allen Bereichen so einfach möglich. Im Tierheim aushelfen kann man natürlich jederzeit, aber um einen festen Job zu bekommen, muss man das schon gelernt haben und zudem sind auch dann die Jobchancen eher schlecht.
An deiner Stelle würde ich mich aber trotzdem informieren, was möglich ist. Wenn du sicher gehen könntest in dem Tierheim einen festen Arbeitsplatz zu bekommen, kann man sicherlich weiter überlegen. Das ist aber in den wenigsten Fällen so. Und Vollzeit in dem Job zu arbeiten ist zudem etwas anderes als ehrenamtlich ein bisschen mitzuhelfen. Ich möchte dein Engagement dabei keineswegs herunterschrauben, habe es aber selbst bei Menschen erlebt, die nach langem Ehrenamt im sozialen Bereich Vollzeit dorthin wechselten und danach ständig unglücklich waren.
Ich denke auch, dass es sinnvoller wäre nebenbei einen gut bezahlten Job zu haben. Dabei ist ja durchaus Teilzeitarbeit denkbar. So hättest du dein sicheres Einkommen und könntest dich nebenbei noch mehr mit Tieren beschäftigen oder auch Weiterbildungen besuchen oder eine nebenberufliche Umschulung machen.
Und zudem kannst du die Augen nach Alternativen offen halten. Vielleicht ergibt sich irgendwann eine schöne Jobalternative für dich. Oder du sparst etwas Geld an und machst dann irgendwann dein eigenes Ding, vielleicht mit einem Geschäftspartner, den du lange aus dem Bereich kennst.
Vorweg: Ich studiere ebenfalls Rechtswissenschaften, allerdings im ersten Semester, sodass eine solche Entscheidung bei mir bisher noch nicht wirklich anstand, auch wenn ich hin und wieder doch etwas frustriert über meine Studienwahl bin. Was ich dir ganz abgesehen vom jetzigen Berufswechsel raten würde, wäre aber dennoch, die vergleichsweise kurze Zeit bis zum zweiten Staatsexamen noch durchzuziehen und mich erst dann nach etwas Anderem umzusehen, wenn dieser Wunsch weiterhin vorhanden sein sollte.
Ich weiß, diese Monate kommen dir wahrscheinlich jetzt, wo du darüber nachdenkst, wie eine Ewigkeit vor, sind aber im Verhältnis zu der Zeit, die du jetzt schon studiert hast, relativ wenig und du hättest nach der Prüfung den unschätzbaren Vorteil, dass du, wenn du mit einem anderen Job auf die Nase gefallen sein oder doch den Spaß verlieren solltest, jederzeit in die Justiz zurückkehren könntest, ohne erneut irgendwelche Prüfungen absolvieren zu müssen. Ich sehe zudem gerade auch bei Kommilitonen, wie lange sie gekämpft haben, um so weit zu kommen - willst du das wirklich alles hinschmeißen, ohne einen wirklich wertvollen Abschluss in den Händen zu halten?
Mit meiner nächsten Aussage will ich weder dir, noch jeglichen Mitarbeitern in einem Tierheim zu nahe treten, aber die Juristen, die ich kenne, sind meistens Gehirnakrobaten und brauchen die geistige Herausforderung und Abstraktion - das kenne ich von mir. Wenn ich danach gehe, dann fände ich es wohl auch befriedigend, mich nebenberuflich um Tiere zu kümmern und übe auch mein Ehrenamt mit Jugendlichen wahnsinnig gerne aus, aber obwohl mich das mit Wärme und Zufriedenheit erfüllt, würde mir wohl auf die Dauer die geistige Herausforderung fehlen, würde ich mein Leben lang Tiere versorgen. Bist du dir sicher, dass du diese Wärme nicht nur neben der manchmal kühlen Juristerei genießt, sondern dass sie dich auch wirklich ausfüllen würde?
Ich will nicht abraten, genauso wenig, wie ich antreiben möchte, dafür kenne ich dich einfach aufgrund dieses einen Beitrags deutlich zu wenig. Ungeachtet dessen würde ich eben raten, den Berufsabschluss zu komplettieren und erst dann in eine andere Richtung zu gehen bzw. mehrere Standbeine aufzubauen. Warum nicht in Teilzeit im rechtswissenschaftlichen Bereich bleiben und nebenbei eine Umschulung machen oder ein Ehrenamt ausüben?
Ich schätze, dass es sehr schwierig wird, eine einigermaßen vernünftig bezahlte Stelle in einem Tierheim zu bekommen. Von daher solltest du erst einmal diesen wichtigen Punkt klären, bevor du überhaupt diese Entscheidung treffen kannst.
Ich kann deine Situation verstehen. Dennoch würde ich an deiner Stelle darüber noch einmal genau nachdenken. Einen perfekten Job wird es nicht geben. Es gibt eine durchaus reale Gefahr, dass dich die Arbeit im Tierheim auch irgendwann nicht mehr gefallen wird. Und den Weg zurück in die Rechtswissenschaften wird sicherlich nicht leicht werden.
Von daher könntest du durchaus über einen Alternativweg nachdenken: Es ist sicherlich möglich, in der Justiz eine Teilzeitstelle zu bekommen. Somit müsstest du nur noch die Hälfte der Zeit mit dem unliebsamen Beruf verbringen. Unter Umständen verdienst du so viel, dass du deine Tätigkeiten im Tierheim dann komplett ehrenamtlich oder als Minijob durchführen kannst. So hast du die finanzielle Sicherheit auf der anderen Seite, und trotzdem genug Zeit für deine Wunschtätigkeit.
Ich finde deine Situation wirklich sehr schwierig. Immerhin handelt es sich dabei um eine Frage, die das gesamte Leben verändert und das gesamte Leben komplett umstellt. Von daher sollte diese Entscheidung wirklich reichlich überlegt sein.
Ich denke, dass bei mir an deiner Stelle die Vernunft siegen würde. Das heißt, dass ich zunächst in deinem jetzigen Beruf bleiben würde. Immerhin hast du dir mühevoll deine Karriere aufgebaut, um da zu landen, wo du jetzt bist. Jetzt alles hinzuschmeißen, wenn du es fast geschafft hast, deinen ehemaligen Traum zu verwirklichen, fände ich nicht richtig. Stattdessen würde ich also schauen, dass ich das Referendariat abschließe und noch zwei oder drei Jahre in diesem Bereich arbeite. Drei Jahre sind nun wirklich keine so lange Zeit.
Ich denke aber, dass man einfach mindestens zwei oder drei weitere Jahre braucht, um sich einfach richtig klar zu werden, was man wirklich möchte. Zudem sollte man innerhalb von dieser Zeit auch erkennen, ob dieser Beruf wirklich etwas für einen ist, oder nicht. Ist dieser Beruf nichts für einen und man fühlt sich auch nach drei Jahren nicht richtig wohl in dem Beruf, kann man sich ja immer noch für eine andere Möglichkeit entscheiden. Immerhin hat man dann wirklich nichts überstürzt und man wird seine Entscheidung somit auch nicht bereuen.
Wenn du eben noch einige Jahre abwartest und dann merkst, dass du in deinem jetzigen Beruf nicht glücklich wirst, hast du ja immer noch die Möglichkeit, einen völlig anderen Weg einzuschlagen. Du wirst dir dann nach dieser Zeit eben richtig sicher sein, was du möchtest. Und wenn du dann merkst, dass du lieber mit Tieren arbeiten willst, dann solltest du das auch tun. Immerhin bringt einem das Leben doch nur Kummer und Sorgen, wenn man nicht das macht, was das Herz möchte. Von daher muss man einfach ab und zu auf das Herz hören, auch wenn der Kopf einem etwas anderes sagt. Doch nur das Herz zeigt einem, was einem was einen wirklich glücklich macht und nicht nur das, was vernünftig ist.
Wie viele mögliche Arbeitsstellen hast du denn schon erlebt? Welche Jobs könntest du mit deiner Ausbildung noch ausüben? Oder ist es vielleicht nur der Arbeitgeber, bei dem es so schlimm ist?
Wenn ich es recht verstanden habe, hast du bisher eine Stelle besetzt. Daher würde ich die Arbeit im Tierheim erst einmal weiterhin ehrenamtlich betreiben. Daneben würde ich schauen, ob meine Frust in der aktuellen Stelle oder im aktuellen Arbeitgeber begründet liegt und mich möglichst darum bemühen eines oder auch beides zu ändern. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, die *steph* schon beschrieb, dass Aspekte der ehrenamtlichen Arbeit mit der Juristerei verknüpft werden.
Den Ausstieg würde ich in deinem Fall als letztes Mittel in Betracht ziehen. Denn wie lange, würdest du den Abstieg durchhalten? Wann würde die Befriedigung, die du bei der Arbeit empfindest, weniger wiegen als Status und nicht zuletzt auch das liebe Geld?
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