Totgeburt besser verkraften, wenn Kind ungewollt?
In meinem Bekanntenkreis ist vor einiger Zeit ein Mädel ungewollt schwanger geworden. Die Eltern haben sich über die frohe Kunde gefreut und der Vater hat sich auch gefreut. Das Mädel aber war absolut enttäuscht und wollte das Kind nicht, weil sie erst ihr Studium beenden wollte und eigentlich gar keine Kinder geplant hatte. Im sechsten Monat hatte sie dann eine Fehlgeburt und sie konnte außergewöhnlich gut damit umgehen. Bereits kurz nach der Geburt hat sie wieder gelacht und konnte sich freuen. Nachdem sie aus dem Krankenhaus gekommen war, machte sie wieder alles was sie vor der Geburt getan hatte und konnte sich am Leben freuen.
Tatsächlich waren die Eltern und der Vater des toten Kindes trauriger und hatten mehr mit der Fehlgeburt zu kämpfen, als die Mutter selbst. Der Vater war sehr enttäuscht und die Eltern haben ihre Trauer schnell in Wut geändert und haben dem Mädel dann vorgeworfen, dass sie das Baby nicht geliebt und sich nicht gut genug um sich gekümmert hätte, weswegen die Fehlgeburt ihre Schuld war. Tatsächlich hatte sie das Kind auch nicht geliebt, allerdings war das sicherlich nicht der medizinische Grund für die Fehlgeburt.
Ich habe ein wenig dazu im Internet recherchiert und es scheint wohl schon so zu sein, dass man besser mit einer Fehlgeburt umgehen kann, wenn man das Kind bis zuletzt nicht gewollt hat. Dazu gab es einige Beiträge. Die Eltern des Mädchens bestehen aber auch darauf, dass das Mädchen eine Therapie macht, da sie vermuten, dass sie ihre Trauer nicht zeigen kann und verdrängt. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, denn die Therapie ist inzwischen zu Ende und das Mädchen ist nach wie vor erfreut und sehr gut gelaunt.
Obwohl ihre Eltern das kaum nachvollziehen können verstehe ich das durchaus. Ich selbst wünsche mir auch keine Kinder und wenn es für eine Abtreibung zu spät sein sollte und ich dann eine Fehlgeburt bekommen würde, wäre ich wahrscheinlich auch sehr erleichtert, dass mein Leben nicht mit einem ungewollten Kind belastet wird. Für jemanden der Kinder will, ist das natürlich schwer nachzuvollziehen. Denkt ihr auch, dass Menschen Fehlgeburten besser verarbeiten können, wenn sie das Kind nicht gewollt haben? Wie würdet ihr in einem solchen Fall damit umgehen? Wärt ihr auf eine Person böse, die nach einer Fehlgeburt nicht trauern würde?
Ist das nicht normal, dass man einen Tod eines Menschen besser verkraften kann, wenn man keine Bindung zu diesem Menschen aufgenommen hat oder überhaupt hat? Wenn ich etwas nicht will, dann interessiert mich der Verlust wohl weniger, als wenn ich mich freue es zu haben. Das ist doch nicht nur bei dem Verlust eines Menschen so, sondern auch, wenn man was anderes verliert und ich denke, dass man das mit einem Embryo schon auch vergleichen kann.
Es ist immer eine Erleichterung, wenn sich ein scheinbar unlösbares Problem dann doch praktisch von selbst löst. Aber ich denke, dass sich auch einige solcher ungewollt Schwangeren nach einer Fehlgeburt Vorwürfe machen. Eben weil sie erleichtert sind über den Tod, könnten sie ein schlechtes Gewissen haben.
Ich denke, es kommt da auf sehr viele Faktoren an. Wie man generell zu Abtreibung steht. Ob man das Gefühl hat, dass da gerade jemand gestorben ist oder ob man das noch lange nicht als Leben bezeichnet hätte. Ob man an einen strafenden Gott glaubt und somit, dass man das praktisch verdient hat, weil man das Kind nicht wollte. Ob man daran glaubt, dass der Körper den Fötus wegen der mangelnden Liebe abgestoßen hat.
Ich sage nicht, dass ich an alles davon glaube. Aber es gibt eben viele verschiedene Ansichten auf dieses Thema. Und daher denke ich nicht, dass jede ungewollt Schwangere so gut mit einer Fehlgeburt umgehen kann. Manche trifft es womöglich aufgrund ihrer Ansichten härter als Frauen, die sich auf das Kind gefreut haben. Es ist kein Patentrezept.
Ich habe mich vor drei Jahren endgültig gegen Kinder entschieden und je tiefer diese Entscheidung sitzt, desto mehr habe ich Angst, dass ich ungewollt schwanger werden könnte. Das wäre jetzt echt richtig beschissen. Dennoch würde ich das Kind auf keinen Fall abtreiben lassen und eine Fehlgeburt wäre für mich schrecklich. Ich denke schon, dass ich dann irrationalerweise eine Zeitlang den Gedanken hätte, daran Schuld zu sein.
Nur weil das Mädchen nach außen hin fröhlich scheint, heißt das doch nicht, dass sie nicht auch um das verlorene Kind trauert. Nicht jeder Mensch zeigt seine Trauer seiner Umgebung. Als mein Vater gestorben ist, haben es mir auch nur sehr wenige Menschen angemerkt, das etwas passiert ist. Wer davon nichts wusste, hat auch keinen Unterschied in meinem Verhalten feststellen können.
Ob sie das Kind nicht doch langsam lieb gewonnen hatte, weiß außer dem Mädchen doch niemand. Immerhin hatte ein Kind nur im Moment nicht in ihre Lebensplanung gepasst. Bei vielen Frauen ändert sich dann auch die Einstellung mit fortschreitender Schwangerschaft und sie sind dann traurig, wenn sie eine Fehlgeburt hatten.
Was genau sie angeblich an ihrem Leben nicht zu Gunsten des Kindes geändert haben soll, schreibst du ja nicht. Aber ich kenne auch Frauen, die bis kurz vor der Entbindung weiterhin Sport gemacht haben. Da waren sportliche Aktivitäten dabei wo man auch davon ausgehen würde, dass dies eine Fehlgeburt begünstigen wird. Aber diese Frauen haben sogar nach dem errechneten Termin entbunden.
Nein man kann damit nicht besser umgehen, und ich verstehe auch die Reaktion deiner bekannten nicht. Selbst wenn sie das Kind nicht wollte, hatte sie es sechs Monate im Bauch. Wie kann man in dieser Situation erleichtert sein, wenn sein eigenes Kind tot ist?
Das die Eltern deiner Bekannten mit Wut reagiert haben, ist nicht richtig. Das die die Frau zur Therapie geschickt haben schon. Das hätte ich an der Stelle der Eltern wohl auch getan. Egal ob ein Kind gewollt ist oder nicht, man erfreut sich nun mal nicht am Tod!
Zu dem Punkt du hast recherchiert, so eine Situation kann man nicht recherchieren. Was ist das für ein Quatsch den du von dir gibst? Ich kann mir vorstellen das du so eine Situation nicht begreifen kannst, denn du wirst nie in der gleichen Situation gewesen sein. Den Schmerz den eine Mutter fühlt, wenn sie weiß das das Baby tot ist kann ich dir leider schriftlich hier nicht wiedergeben.
Und ja ich wäre auf deine Bekannte bitterböse wenn ich ehrlich bin. Ich würde sogar so weit gehen den Kontakt abzubrechen. So Menschen kann und will ich nicht verstehen, weil sie meiner Meinung nach nicht normal sind.
Man kann doch gar nicht sagen, ob sie das Kind wirklich nicht geliebt hätte. Im sechsten Monat fängt das Baby gerade mal an sich spürbar zu bewegen. Mit dem Baby kommunizieren kann man erst später. Dabei entsteht eine Bindung und Liebe kann wachsen. Man kann also nicht pauschal sagen, dass sie das Kind nach der Geburt nicht geliebt hätte.
Ob man sich darüber freuen oder erleichtert sein sollte, wenn ein Baby stirbt, wage ich zu bezweifeln. Sie hätte das Baby auch weggeben können. Ich glaube auch, dass die Gefühle erst im Nachhinein kommen können, auch Jahre später, wenn man sich vielleicht doch noch für ein Baby entscheidet.
Vielleicht lässt sie die Gefühle auch einfach nicht zu. Sie wollte das Baby am Anfang nicht, aber vielleicht hat sie im Laufe der sechs Monate doch eine Beziehung zu ihm aufgebaut. Um nicht in Trauer zu versinken, ist es ein praktischer Verdrängungsmechanismus sich einzureden, dass das Baby eh nicht gewollt war. Das sie es sowieso nicht wollte und es so besser ist. Damit kann man besser leben als sich mit dem Verlust auseinanderzusetzen.
Die Großeltern sollten sich da zurück nehmen und sich mit ihrer eigenen Trauer beschäftigen. Es hilft doch nichts, wenn sie ihrer Tochter Vorwürfe machen. Selbst wenn es der Tochter wirklich egal ist, kann man das vielleicht als herzlos empfinden, aber nur weil es ihnen nicht passt, wird die Tochter nicht anfangen um das Baby zu trauern. Jeder Mensch ist anders und geht anders mit solchen Situationen um und das sollte man respektieren. Man kann da nichts erzwingen.
Ich denke dies kann man nicht generell sagen. Es fängt schon damit an, ist das Kind nur ungewollt entstanden, oder kann man sich auch während der Schwangerschaft absolut nicht mit dem Gedanken anfreunden Mutter beziehungsweise Vater zu werden.
Auch wenn sie bis zu Letzt das Kind nicht wirklich wollte heißt das nicht dass sie nicht trauert. Gerade wenn man immer gesagt hat, dass man das Kind nicht wollte trauert man oft eher still. Auch die Tatsache dass jeder schaut und jeder Überlegt ist etwas was das stille Trauern unterstützen kann. Und auch dass sie nach der Therapie immer noch glücklich wirkt heißt nicht dass sie nicht trauert. Wer weiß was in der Stunde war. Vielleicht zeigt sie es einfach niemanden außer dem Therapeuten und vielleicht kam auch der Therapeut nicht an sie ran. Und auch wen sie jetzt nicht trauert, kann es sein das es sie irgendwann wieder einholt.
Natürlich kann es sein, dass sie jetzt wirklich nicht trauert und es auch nie wird und das ist auch in Ordnung. Ich finde niemand hat das Recht sie dafür zu Verurteilen oder das verhalten anzuprangern. Jeder trauert anders und wenn sie nicht trauern kann, dann ist das nun mal so. Und egal wie viel oder wie wenig jemand trauert, hat niemand das recht diese Person dafür anzugehen.
Ich finde es absolut daneben, dass die Eltern ihr Vorwürfe machen und ihr so etwas an den Kopf werfen. Solche Anschuldigungen können sie kaputt machen und können lange Folgen haben auch wenn sie es nicht zeigt oder es sich jetzt noch nicht zeigt.
Meine Schwester und ihr Freund wollten ihr Kind auch nicht. Sie hat sich damit mit der Zeit angefreundet, er nicht. Sie hat sehr getrauert nach der Todgeburt und ihr Freund hat sich kaum was anmerken lassen. Hat das Kind nach der Geburt nicht angeschaut, war nicht bei der Beerdigung und hat so getan als wäre nichts gewesen. Wer ihn nicht sehr gut kannte hat nichts gemerkt und doch hat er abends heimlich in sein Kopfkissen geweint und gehofft dass meine Schwester es nicht mitbekommt. Also nur weil man wirkt als würde man nicht trauern, heißt das nicht, dass es so ist. Meine Schwester hatte übrigens furchtbare Schuldgefühle, weil sie es nicht wollte und es jetzt Tod ist. Sie hat lange gebraucht zu verstehen, dass sie nichts dafür konnte.
Egal ob sie innerlich trauert oder wirklich gut damit klarkommt, Vorwürfe darf ihr niemand machen. Ich denke auch man kann nicht pauschal sagen, dass man besser damit klarkommt, wenn man das Kind nicht wollte. An sich kann es denke ich durchaus einfacher sein. Aber wie gesagt es muss nicht einfacher sein und durch die Schuldgefühle kann es sogar durchaus schlimmer für die Eltern sein. Wie bei allem im Leben kann man es nicht pauschalisieren. Jeder Mensch trauert anders und unterschiedlich stark und nur weil jemand nach außen nicht trauert, heißt das nicht, dass es innen genauso ist- Schließlich kann man in niemanden rein sehen, egal wie gut man denjenigen kennt.
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