Trauer um Fehlgeburt - Abschied ohne Mutter?
Ich habe in diese Thread Totgeburt besser verkraften, wenn Kind ungewollt? bereits erwähnt, dass es in unserem Bekanntenkreis ein Mädchen gibt, was während ihres Studiums ungewollt schwanger geworden ist und dann eine Fehlgeburt im sechsten Monat erlitten hat ohne darüber wirklich zu trauern. Die Eltern haben dem Mädchen nun gut zugeredet, damit das tote Baby ein Grab bekommt, was das Mädchen eigentlich gar nicht wollte.
Nun ist die Situation etwas unklar. Die Eltern möchten um das tote Baby trauern und möchten eine kleine Trauerfeier mit wenigen Familienmitglieder. Auch das Vater möchte trauern, aber im Moment ist das etwas schwierig, weil die Mutter sich über die Fehlgeburt offenbar freut oder zumindest darüber erleichtert ist, dass sie das Kind nicht bekommt. So fällt es allen anderen Familienmitgliedern aber auch schwer, mit der Trauer zurecht zu kommen.
Könnt ihr normal mit der Trauer um eine Fehlgeburt umgehen wenn die Mutter darüber gar nicht trauern würde? Wie würdet ihr das finden, wenn die Mutter bei der Trauerfeier gar nicht anwesend wäre und auch keine Grabpflege betreiben würde, weil sie das Kind einfach nicht gewollt hat und gewünscht hatte, es abtreiben zu können? Würde euch das Trauern dann schwerer fallen? Könntet ihr überhaupt noch vernünftig trauern?
Die Mutter kann doch, so viel ich weiß, bei einem Sternenkind auch entscheiden, ob sie es beerdigen lassen will oder nicht. Denn eine Fehlgeburt in diesem Stadium muss ja nicht unbedingt beerdigt werden. Je nachdem, wie schwer das Kind gewesen ist und wenn die Mutter das nicht will, sollte man das akzeptieren und wenn das Kind beerdigt wird, dann sollte man auch akzeptieren, dass die Mutter nicht zur Beerdigung geht. Warum sollten dann die anderen Angehörigen nicht trauern dürfen oder können.
Die Mutter des Kindes hat das Kind nie begrüßt und muss also auch kein Abschied nehmen, wenn sie nicht will. Warum kann man denn nicht einfach akzeptieren, dass die Mutter dieses Kind nicht wollte. Immer noch besser als wenn sie jetzt auch daran zerbrechen würde. Vielleicht war es auch ein Urinstinkt der Mutter, dass sie das Kind schon im Bauch abgelehnt hat. Man weiß nie, was das Unterbewusstsein mit einem macht. Ein gesundes Kind stirbt nicht so einfach im Mutterleib und wenn die Mutter schon gespürt hat, dass mit dem Kind was nicht in Ordnung ist, dann sollte das so sein.
Dass andere, die sich auf das Kind gefreut haben trauern ist ja auch ok. Aber über den Kopf der Mutter hinweg das Kind beerdigen lassen, obwohl sie es nicht will finde ich schon krass.
Um zu trauern braucht man doch nicht zwangsläufig ein Grab. Und wenn hier noch keine gesetzliche Pflicht für eine Beerdigung vorhanden ist und das Mädchen das auch nicht will, dann sollten das auch die Eltern so hinnehmen. Ihr dann vorzuwerfen, dass sie sich gar über die Entwicklung freuen würde, ist doch wohl recht unverschämt von den Eltern.
Ich habe dir ja schon in dem anderen Thread geschrieben, dass nicht jeder Mensch seine Trauer offen zeigt. Das sollte man vielleicht den Eltern auch mal sagen. Vielleicht ist das Mädchen eher froh darüber, dass sie ihr Kind nicht beerdigen muss. Wenn es ein Grab bekommen würde, müsste sie ja immer damit rechnen, dass ihre Eltern sie regelmäßig zum Friedhof zwingen.
Also wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist es der Mutter wirklich total egal. Es ist nicht so, dass sie leiden würde, wenn sie auf die Beerdigung geht. Es wäre einfach ein vergeudeter Nachmittag, wie der 85. Geburtstag irgendeiner Tante, die man gar nicht kennt.
Ihre Eltern und der Vater des Kindes trauern aber und brauchen diesen Prozess auch, um mit der Sache abschließen zu können. Sie würden leiden, wenn diese Beerdigung nicht stattfindet. Und ihre Trauer wird noch dadurch erschwert, dass die Mutter des Kindes sich nicht so verhält, wie sie es erwarten und dass sie sich Sorgen um sie machen.
In dem Fall würde ich anstelle der jungen Frau einfach die Zähne zusammenbeißen und meiner Familie zuliebe zu dieser Beerdigung gehen. Wenn sie es nicht braucht, ist das ja schön und gut. Wenn sie das Kind nicht gewollt und nicht geliebt hat, auch gut. Aber sie liebt doch ihre Eltern, oder?! Ist sie mit dem Vater des Kindes noch zusammen? Ich finde, sie sollte es ihnen zuliebe tun, wenn es ihr tatsächlich egal ist. Wir waren doch alle schon auf Veranstaltungen, Familienfeiern, Beerdigungen, wo wir nicht wirklich hinwollten, weil uns die Person egal war, aber die Eltern darauf bestanden haben.
Es kann aber natürlich auch sein, dass sie noch nicht so weit ist. Dass da doch Traurigkeit in ihr schlummert, die sie noch nicht rauslassen kann. Dass es ihr eben nicht schnurzegal ist und dass es ein Schutzmechanismus ist, so gleichgültig und erleichtert zu tun. Dann ist es natürlich schwierig, weil man die Beerdigung ja auch nicht immer weiter verschieben kann.
Letztendlich muss die Mutter entscheiden was mit ihrem Baby passiert. Wenn sie es nicht beerdigen lassen möchte, dann sollte man das akzeptieren und sie damit in Frieden lassen. Wenn der Vater des Babys das Kind beerdigen möchte, sollte er mit der Mutter darüber reden und es dann alleine durchziehen. Jeder trauert anders und nur weil das Baby am Anfang nicht gewollt war, heißt es nicht, dass die Mutter da jetzt nicht drunter leidet.
Vielleicht ist es einfach eine Schutzmaßnahme um es besser zu ertragen, wenn sie sich einredet, dass sie es eh nicht gewollt hat und es so besser ist. Da sollte man nicht vorschnell urteilen.
Auch wenn es für die Großeltern schlimm sein mag, sind sie hier nicht die Hauptpersonen und ich als Mutter würde mit Sicherheit keine Rücksicht auf die Großeltern nehmen.
Ich denke wichtig ist das auf die Gefühle der Eltern Rücksicht genommen wird, denn diese sind die die in erster Linie trauern. Bedeutet wenn die Eltern beide keine Trauerfeier wollen, fände ich es nicht in Ordnung, wenn der Rest der Familie eine abhält. Wenn allerdings der Vater dies auch will finde ich es in Ordnung.
Ich weiß zum Beispiel auch nicht inwieweit die Familie wirklich trauert. Immerhin hat man in der Regel keine Emotionale Bindung zu dem Ungeborenen Kind der Schwester oder ähnliches. Bei der Mutter und dem Vater ist das natürlich was anderes. Zumindest war das bei mir damals so, dass ich keine wirklich Trauer in dem Sinne empfunden habe, als meine Schwester eine Todgeburt hatte. Es war eine schreckliche Zeit weil ich ihr so gerne helfen wollte aber es nicht konnte. Aber wirklich um das Kind getrauert wie ich es mache, wenn ich jemanden kenne habe ich nicht.
Der Schmerz den ich empfunden habe war wegen dem Leiden meiner Schwester und nicht wegen dem Toten Baby. Auch wenn ich mich natürlich darauf gefreut hatte Tante zu werden. Ich weiß jetzt allerdings auch nicht bis zu welchem Monat man von einer Fehlgeburt spricht und ab wann von einer Todgeburt. Nun kann es natürlich auch sein, dass dies nur bei mir so war und andere wirklich eine emotionale Bindung zum ungeborenen Kind es eines anderen aufbaut.
Auf jedenfalls zählt hier einzig was die Eltern wollen. Bedeutet wollen die Eltern das Kind nicht begraben, dann haben die Großeltern dies zu akzeptieren. Hier scheint es unterschiedlich zu sein. Vater möchte, aber die Mutter nicht. Da denke ich sollten die Eltern versuchen zusammen eine Lösung zu finden. Das Kind wird im sehr kleinen Kreis begraben und die Mutter bleibt dem Grab fern.
Im Übrigen würde ich nicht sagen, dass die Mutter nicht trauert, nur weil sie es nicht zeigt. Dies kann auch ein Schutzmechanismus sein. Der damalige Freund meiner Schwester wollte das Kind damals auch nicht sehen, war nicht bei der Beerdigung und hat einfach so getan als wäre es nicht passiert. Für ihn war es so leichter. Wer weiß, vielleicht ist es bei ihr auch nur ein Schutzmechanismus.
Also ich finde das Kind kann auch ohne die Mutter beerdigt werden, wenn der Vater dies möchte und für die Mutter dies in Ordnung ist, aber nur für die Großeltern das zu tun fände ich nicht richtig. Im Endeffekt denke ich entscheidet die Mutter, bedeutet wenn sie es nicht will, haben denke ich alle anderen auch der Vater nicht viel zu sagen. Wobei ich da die rechtliche Lage nicht genau kenne.
Ich finde es übrigens gut, dass es mittlerweile Möglich ist solche Kinder zu begraben. Das ging nämlich früher nicht. Da sind die Kinder einfach über Krankenhaus entsorgt worden, da hat auch keiner gefragt was die Eltern wollen.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen? 2501mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Fugasi · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Essen & Trinken
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen?
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben? 670mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben?
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1257mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 562mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1135mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung