Aussteigerleben - würdet ihr es machen wollen oder nicht?

vom 04.01.2015, 17:42 Uhr

Ein Kumpel von mir hat so ziemlich die Nase voll von seinem aktuellen Leben. Er würde gerne ein eigenes Haus haben, sich selbst versorgen oder zumindest seine Waren auf dem Dorf durch tauschen bekommen. Auf seinem Hausdach möchte er dann auch Solarpanel haben, damit er auch da sein Ding machen kann.

Natürlich hat er seine Gründe dafür und diese finde ich auch durchaus nachvollziehbar, aber dennoch finde ich, dass man so das eigene Leben schon extrem einschränkt und ich würde das so nicht wollen. Zumal er ja trotzdem auch Einnahmen haben muss um irgendwie ein Leben führen zu können. Nun gut, er soll es so machen, wie er es mag und ich habe auch großen Respekt vor dieser Entscheidung, aber ich könnte das für mich nicht.

Es gibt einfach bestimmte Luxusdinge im Leben, auf die ich nicht verzichten mag. Im Notfall kann man es immer, aber ich möchte es eben nicht und ich habe ja auch durchaus die Wahl es zu machen oder nicht zu machen. Würdet ihr so ein Aussteigerleben führen wollen, als Selbstversorger ohne den Luxus der Gesellschaft?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ja so etwas würde ich ziemlich gerne auch machen. Leider hatte ich bist jetzt nicht den Mut aufbringen können, um diese Idee durchzuziehen. Da hat dein Kumpel richtig viel Respekt verdient. Die Zwänge der Gesellschaft einfach abstreifen, und sein eigenes Leben nach seiner Nase führen. Ein Leben durch Selbstversorgung ist im Allgemeinen auch gesunder, als das Leben in einer Gesellschaft voller Geschmacksverstärker und ähnlichem. Es wäre schön wenn du uns nach einiger Zeit seine Erfahrungen schildern könntest, es wäre schön zu hören auf welche Probleme er gestoßen ist.

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» 19kitty90 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 2,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


In einer abgeschwächten Form haben mein Mann und ich diesen Schritt ja vor über vier Jahren vollzogen. Wir haben uns ein Haus auf dem Land gekauft und bauen seitdem unsere Hobby- zur Berufsimkerei aus. Nebenbei noch Gemüseanbau.

Wirklich selbstversorgen finde ich schwer. Wir werden hier niemals Reis anbauen und auch nicht so viel Getreide, dass man davon ein Jahr lang Brot backen könnte. Ich will auch auf Toilettenpapier nicht verzichten oder alle meine Klamotten mit der Hand waschen, geschweige denn meine Klamotten selber herstellen. Also wenn man richtig aussteigt, hält man Schafe und macht seine Wolle selber. Die Toilette ist ein Plumpsklo im Garten. Man muss vom Käse über Seife bis hin zu Strohbetten alles selber herstellen.

Aber das funktioniert in Deutschland doch gar nicht. Ein Plumpsklo ist, glaube ich, verboten. Man ist verpflichtet, krankenversichert zu sein. Für das Haus muss man Steuern zahlen. Und etliche andere Dinge. Es gibt auch zu wenig andere Leute, die beim Tauschhandel mitmachen wollen. Also ganz ohne Bargeld geht es nicht. Ich denke, da haben wir mit den Bienen einen guten Mittelweg gefunden. Es ist kein Bürojob, wir haben keinen Chef, wir stehen auch nicht auf Märkten, sondern verkaufen in großen Mengen an andere Imker.

Aber das Zurückgezogene, der fehlende Luxus. Das gefällt mir alles sehr gut. Ich merke, dass ich etwas verschroben werde und in größeren Menschenmassen immer weniger zurechtkomme. Also nur ganz bisschen, aber keine Ahnung, wie das in 30 Jahren aussieht. Aber im Moment mag ich es sehr, nicht komplett Teil dieser Gesellschaft zu sein, nicht mittendrin zu stecken. Und unsere Freunde beneiden uns auch sehr. Die machen bei uns immer Urlaub von der Welt.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Für mich persönlich wäre das auch nichts, da ich auch nicht auf Luxus und eigentlich unnötige Dinge verzichten möchte. Ich mag mein Leben aber auch meistens und habe nicht das Bedürfnis es ändern.

Allerdings habe ich mal eine Doku über Aussteiger, die irgendwo total einsam in der Schweiz gelebt haben. Die Kinder wurden zu Hause unterrichtet und alles wirkte so idyllisch mit einem großen Hof und vielen Tieren. Das habe ich mir herrlich entspannt vorgestellt, da all der gesellschaftliche Stress weg fällt und die Kinder wirkten so frei und konnten ohne Druck aufwachsen.

Aber hinter der Fassade ist auch dort nicht alles rosarot. Der Garten musste permanent bewirtet werden und die Tiere versorgt. Das stelle ich mir auf Dauer auch stressig vor, weil man es eben zum überleben tun muss und nicht weil es Spaß macht. Das Kind war 8 oder 9 Jahre alt und konnte nicht mal auf dem Niveau eines Erstklässlers lesen. Sicher konnte er andere Dinge, aber ich bin da eben doch gesellschaftlich geprägt und möchte meinen Kindern die besten Bildungschancen ermöglichen.

Abgesehen davon braucht man für so ein Leben Startkapital, denn das Haus mit Solarzellen und Land um es zu bewirten kostet erst einmal. Dazu kommen so Dinge wie eine Krankenversicherung. Dafür muss man genug Einkommen haben und ob man das auf diese Weise verdienen kann ist fraglich.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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