Immer mehr Angriffe auf Jobcenter-Mitarbeiter?
Erst im vergangenen Jahr wurde in Neuss eine Mitarbeiterin des Jobcenters von einem Kunden ermordet. Nun gab es schon wieder einen Angriff auf eine Mitarbeiterin eines Jobcenters, diesmal in Leipzig. Der Täter ging mit einem Hammer auf die Mitarbeiterin los. Zum Glück konnte der Mann festgehalten werden. Die Frau wurde verletzt, hat die Attacke aber zum Glück überlebt. Nachzulesen ist das Ganze hier.
Ich finde es wirklich erschreckend, dass nun wieder jemand ausgerastet ist und zu solchen Mitteln gegriffen hat. Natürlich handelt es sich um bedauerliche Einzelfälle, aber es fällt doch auf, dass manche Leute scheinbar gar keine Hemmschwelle mehr haben. Gerade die Mitarbeiter des Jobcenters fungieren sicher oft als Sündenböcke, auch wenn sie normalerweise keine Verantwortung für die scheinbar ausweglose Situation ihrer Kunden haben. Habt ihr auch von diesem neuen Angriff gehört? Was denkt ihr dazu? Glaubt ihr, dass es immer häufiger zu Angriffen auf Jobcenter-Mitarbeiter kommt?
Von dem Fall aus Neuss habe ich natürlich gehört. Immerhin ging das ja auch ganz schön durch die Presse. Das mit Leipzig habe ich gar nicht mitbekommen. Ich denke, dass so etwas sicherlich auch gemacht wird, wenn die Menschen scheinbar keine Existenz mehr haben oder sich an die Wand gedrückt fühlen. Wenn man keinen Ausweg mehr sieht und bedrängt wird, scheint es nur noch die Flucht nach vorne zu geben. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass die Kunden des Jobcenters sich oft mies behandelt fühlen und dann einfach auch eine sehr starke Wut ansparen, die ja eigentlich nicht entladen wird aber in seltenen Fällen eben schon.
Ich denke, dass es auch weiterhin zu solchen Fällen kommen wird, wenn Menschen Angst um ihr Leben haben. Es scheinen ja immer wieder Menschen von den Trümmern ihres Lebens zu stehen und irgendwem muss man ja auch die Schuld geben. Wenn man sich dann noch unverstanden und nicht wahrgenommen fühlt kommt es dazu. Ich denke nicht, dass man das ändern kann, weil man ja nicht einfach mehr Geld geben kann oder die Arbeit besser gestalten kann. Man hat ja nur seinen Rahmen, in dem man sich bewegen kann. Das heißt nicht, dass ich solche Menschen verstehe, aber ich denke, dass man es nicht verhindern kann.
Im Zeichen der herrschenden Arbeitslosigkeit scheinen die Jobcenter-Mitarbeiter ziemlich gefährlich zu leben. Nachvollziehen kann ich die Trostlosigkeit der Arbeitslosen schon, aber dass sie nun den Mitarbeitern des Jobcenters an den Kragen wollen, ist eine total falsche Denkweise.
Die Mitarbeiter haben die Arbeitslosigkeit nicht verschuldet. Allerdings gibt es auch Mitarbeiter, die sich den unverschuldet in diese Misere geratenen Arbeitslosen in unfreundlicher und frecher Art nähern. Sie meinen es vielleicht nicht so, aber es kommt so bei den Betroffenen an, dass sie meinen, auch noch verhöhnt zu werden. Da einige Mitarbeiter ohne richtige Schulung – wie mir berichtet wurde – in diesen Job kamen, wissen sie sich vielleicht nicht richtig zu verhalten. Das ist tragisch, weil gerade diese Gruppe Menschen begreiflich sehr empfindlich ist.
Vielleicht helfen den Mitarbeitern interne Schulungen, sich richtig zu verhalten. Jede Woche eine Stunde würde schon viel bringen.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Gerade die Mitarbeiter des Jobcenters fungieren sicher oft als Sündenböcke, auch wenn sie normalerweise keine Verantwortung für die scheinbar ausweglose Situation ihrer Kunden haben.
Eine Gewalttat gilt es nicht zu rechtfertigen und auch ein "Ausraster" kann keinen Angriff auf Dritte weniger schlimm erscheinen lassen. Zumal es von geplantem Handeln spricht, wenn man mit einem Messer oder einem Hammer bewaffnet in das "Jobcenter" geht. Und ich frage mich auch immer wieder, wie weit man einen Menschen treiben muss, wenn der dann in so einer Situation evtl. das erste Mal in seinem Leben wegen einer Körperverletzung oder gar einer Tötung (Totschlag oder Mord) straffällig wird.
Niemand macht eine Angestellte oder einen Angestellten eines Jobcenters für die persönliche Arbeitslosigkeit verantwortlich. Da würde ich die "Kunden" des Jobcenters schon entsprechend gebildet sehen. Aber die Arbeitslosigkeit mach die Situation nicht Ausweglos. Es ist dann doch vielmehr der sog. "Entscheidungsspielraum" der "Berater". Hier sind doch die Missstände zu suchen, die Menschen verzweifeln lassen! Anders ist nicht zu erklären, wieso so ungewöhnlich viele Entscheidungen vor den Sozialgerichten zu Gunsten der Hartz IV Empfänger revidiert werden. Es ist definitiv so, dass man als "Kunde" zunächst der Willkür des "Sachbearbeiters" oder "Fallmanagers" ausgesetzt ist. Denn in der Regel kommt niemand mit einem Anwalt zu den Beratungsgesprächen. Und selbst wenn: es gibt zahlreiche dokumentierte und bestätigte Fälle, in denen die "Fallmanager" darauf bestanden hatten, ihren Klienten unter vier Augen zu beraten und dessen Begleitung nicht haben teilnehmen lassen. Übrigens auch ohne Rechtsgrundlage.
Ich weiß nicht, ob Fallmanager darauf getrimmt werden, von Beginn an möglichst alle Anträge restriktiv zu behandeln bzw. im Idealfall kaum was durchzulassen. Aber es wird kaum jemand bestreiten, dass in der überwiegenden Zahl der Beratungsfälle hier eine restriktiv ablehnende Haltung gegen die Kunden vorgefunden wird. Und eben das erst macht die Situation ausweglos. Gerade, wenn jemand der gar nichts mehr hat auch noch einen Kürzungsbescheid aus nichtigem Anlass ausgestellt bekommt.
Es wundert mich eher, dass es bisher nur so wenige Angriffe gegeben hat. Wer unbedingt seine Kunden mitten im Krankenschein teilweise sogar noch aus der Psychiatrie heraus bestellt, der braucht sich über solche Ausraster nicht zu wundern. Alles andere ist reine Theorie und reine Wunschvorstellung.
Man kann jeden irgendwie soweit treiben, dass er keinen anderen Ausweg mehr sieht und und es hat doch auch seinen Grund, warum jemand Hartz IV bezieht. Wenn da jemand eine Psychose hat und unter Druck gesetzt wird, dann passiert so etwas halt eben. Dies wird sich in Zukunft auch sicher noch öfter passieren, wenn übergeschnappte Sachbearbeiter weiterhin aussichtslose Fälle unter Druck setzen.
Man kann Gewalt nie wirklich rechtfertigen, allerdings muss ich sagen, dass manche Jobcenter-Mitarbeiter auch wirklich unmöglich sind. Sicherlich gibt es viele Arbeitslose die einfach nicht arbeiten wollen, dann gibt es aber auch ein paar wenige, die in ihrem Beruf wirklich nichts finden, man kann sich ja gar nicht vorstellen wie überlaufen z. B. der kaufmännische Bereich ist. Hat jemand keine ordentliche Berufserfahrung dann sieht es für diesen Arbeitslosen schlecht aus.
Ich war direkt nach meiner Ausbildung auch auf Jobsuche und es war sehr schwer, da die Möglichkeiten sehr gering sind wenn man einfach keine Berufserfahrung hat. Meine Beraterin hatte dafür damals Verständnis, ihre Vertretung war da aber ganz anderer Meinung und von daher kann ich nachvollziehen, dass es frustrierend sein kann, aber deswegen sollte man noch lange nicht gewalttätig werden.
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