Partnerportale/Kontaktanzeigen und besondere Bedürfnisse

Viele Menschen wollen nicht alleine sein und suchen deshalb Partnerportale wie Parship, Elitepartner und Konsorten auf. Dort suchen sie einen Menschen, der mit ihnen gemeinsam den Lebensweg bestreitet und wollen aus der Einsamkeitsfalle heraus kommen.

Für Menschen, die der Norm entsprechend veranlagt sind, ist das sicher kein Problem. Für Menschen, die gleichgeschlechtlich orientiert sind, sicherlich auch nicht. Dafür gibt es ja in der Regel Kategorien und auch eigene Portale. Der normale Partnersuchende sucht aber mit Sicherheit jemand, mit dem er nicht nur den Tisch sondern auch das Bett teilen möchte.

Nun habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass es auch Menschen gibt, die keinerlei Interessen an sexuellen Kontakten gibt. Gut, das mag es sicherlich geben und ich sehe da generell auch nichts Schlechtes dran. Die meisten Menschen würden das aber wohl nicht als normal bezeichnen. Weil Sexualität für die meisten Menschen zum Leben dazu gehört. Und vom Lusteffekt mal abgesehen, eben auch der Fortpflanzung der menschlichen Rasse dient.

Beim Stöbern bei Talkteria wurde ich auf eine Userin aufmerksam, die selber sagt, sie hat kein Interesse an sexuellen Kontakten, wünscht sich aber eine Partnerschaft. Nun hat sie über eine Dating-Seite wohl auch einen gleichgesinnten kennen gelernt, was laut ihrer eigenen Aussage schon ein Glückstreffer ist. Auch sonst scheint der junge Mann ihre Ansichten und Einstellungen zum Leben zu teilen.

Ich denke es gibt noch mehr Menschen, die zwar einen Partner suchen, aber besondere Bedürfnisse haben. Ich meine hier keine ausgefallenen Spielereien zwischen den Kissen oder ähnliches. Sondern einfach Bedürfnisse, die außerhalb der Norm sind. Als Beispiel könnte ich nun noch den Rollstuhlfahrer im Film Ziemlich beste Freunde nennen. Der zwar vom Hals ab gelähmt ist, aber erregbar ist, wenn man seine Ohrläppchen krault. Wobei es für den Personenkreis körperlich eingeschränkter Menschen sicherlich auch spezielle Plattformen zur Partnersuche geben mag.

Nun frage ich mich aber, wie man in einer Partneranzeige oder eben auf Partnerportalen gezielt nach Menschen suchen kann, die ähnliche besondere Bedürfnisse haben? Ich könnte mir vorstellen, wenn man offen schreibt, dass man zwar einen Partner sucht, aber sexuell auf keinen Fall aktiv werden möchte, werden sich einige Männer melden, die der Frau dann erzählen wollen, dass sie so toll sind und sie sicherlich mit ihnen in die Kiste springen mag? Oder habe ich hier nur ein falsches Männerbild? Wie formuliert man besondere Bedürfnisse? Setzt man die mit in die Kontaktanzeige oder formuliert man die Kontaktanzeige eher allgemein und unterbreitet dem potentiellen Partner nach und nach, dass man eben nicht der Norm entspricht?

Mir ist bei dem Beitrag natürlich durchaus bewusst, dass es keine wirkliche Norm gibt. Aber es ist durchaus die gesellschaftliche Erwartung, dass man, zumindest in einer Partnerschaft, sexuell aktiv sein möchte.

Die Personen, die du beschreibst, würde ich schlicht und einfach als asexuell bezeichnen. Das sind Menschen, die zwar eine Beziehung führen, aber wo es keine sexuelle Vereinigung gibt. Ich habe auch Freund Google mal befragt und da kamen auch zwei Portale, die genau für diesen Personenkreis existieren. Dort wird man also nicht extra erwähnen müssen, dass man so veranlagt ist. Die Auswahl an potentiellen Partnern ist da mit Sicherheit geringer, als bei den großen Seiten, die auch ständig beworben werden. Aber die Suche wird sich dort vermutlich wesentlich einfacher gestalten.

Ansonsten würde ich wohl einer solchen Person, wenn es sie in meinem Umfeld geben würde, eher raten Freundschaften zu suchen. Damit wäre das Thema des sexuellen Kontakts erst mal außen vor und man könnte dann schauen wie weit man eben eine Beziehung eingehen kann. Denn selbst wenn die Wünsche an die Sexualität reicht gleich sind, bedeutet das ja nicht automatisch, dass man auch als Paar wirklich zusammen passt.

Ich denke, dass man mit so etwas schon offen umgehen muss. Ich meine, man ist ja auch nicht da angemeldet um nett zu plaudern, sondern um einen Partner zu finden und so würde ich es eben schon nett, aber dennoch gezielt erwähnen, wenn ich gar keinen körperlichen Kontakt will. Bei anderen sexuellen Ausrichtungen muss man eben sehen, wobei ich mir auch vorstellen kann, dass es dann Sinn macht gezielt in bestimmten Communitys nach einem Partner zu suchen, wenn man auf bestimmte Sachen steht.

Meiner Meinung nach spart es einem Zeit, wenn man gleich davon berichtet, wobei ich mir auch vorstellen könnte, dass es für jede Vorliebe auch die passende Partnersuchseite gibt und man sich da nicht bei den normalen Seiten anmelden müsste, wobei ich damit aber auch keine Erfahrungen habe.

Sicherlich ist es aber recht schwierig auf einer normalen Seite den passenden Menschen zu finden, weil die Auswahl ja auch sehr groß ist und nicht jeder mit einem konform geht. Ob es da gezielte Suchmöglichkeiten oder spezielle Einstellungen gibt weiß ich nicht, da ich nie auf einer solchen Seite angemeldet war.

Also grundsätzlich finde ich, dass Partnerportale nun nicht nur der Norm folgen. Natürlich kann ein Portal, was allgemein gehalten wird nicht auf jeden Fetisch eingehen und kann auch nicht berücksichtigen, dass 0,01 % vielleicht asexuell sind. Das kann man nun wirklich nicht erwarten und das finde ich auch nicht traurig. Es steht ja dennoch jedem frei Leute einfach nett anzuschreiben und dann merkt man schnell, ob da eine ähnliche Asexualität vorhanden ist oder nicht.

Zum nett plaudern und mal treffen, finden sich an sich erstmal viele denke ich, da dürfte man es möglicherweise sogar leichter haben bei Frauen als wenn klar ist, dass man da mehr plant. Nur eine Beziehung ohne Sex zu finden, dürfte wohl wirklich verdammt schwer sein, aber das Problem wird nicht zu lösen sein außer man macht für diese Zielgruppe ein eigenes Portal.

Man sollte das aber auch nicht bei jedem zu ernst nehmen. Manchmal sind es auch nur Phasen. Ich habe das erlebt mit einer, die ich online mehr oder minder sogar durch Zufall über Facebook kennengelernt habe. Wir haben uns ziemlich schnell menschlich angenähert und sie hat sogar mit ihrem Freund Schluss gemacht. Dann stand das erste Treffen an und sie sprach vorher an, dass da wohl sehr wahrscheinlich was passieren wird und wollte irgendwie ein paar Sachen vorher besprechen. Fand ich eher komisch, weil ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht hatte.

Sie war Jungfrau und hatte wie sich rausstellte Angst davor und als man drüber sprach, kam das richtig zur Geltung. Sie fand Vorspiel eklig und alles andere, was damit zu tun hat. Wenn's nach ihr ginge, rein, raus, fertig, hauptsache schnell vorbei, eher also pflichtbewusst als es selbst als etwas schönes zu sehen. Da bekam ich auch mehr und mehr das Gefühl, sie würde asexuell sein. Diese Meinung, die sie über alles hatte, war schnell geändert, etwa ein halbes Jahr später. 1 Jahr später hatte sie dann betrunken mit irgendeinem Kumpel ihr erstes Mal. So kann sich das komplett wandeln.

Was Homosexualität angeht, finde ich, dass die meisten Portale diese Möglichkeit schon geben und es gibt natürlich auch eigene große Portale, wo man sicher sein kann, dass die angemeldeten ähnliche Neigungen haben. Ob die "Qualität" da entsprechend gewahrt ist, dürfte man bezweifeln dürfen, aber das ist bei so einigen Portalen auch bei heteros nicht besser - leider.

Viele melden sich eben nur an, um über ihren Ex oder ihre Ex hinwegzukommen, sich abzulenken, Bestätigung von anderen zu bekommen, Langeweile vertreiben usw. Das sind alles Dinge, die es schwer machen, wenn man selbst ernsthaft auf der Suche ist. Wer dann noch ganz spezielle Wünsche hat, hat wenig Auswahl, die dann mitunter gar nicht antworten. Es ist eben einfacher mainstream zu sein, aber das sucht sich in der Sexualität ja keiner aus. Dieses Problem wird man wohl auch kaum lösen können.