Wann hat man einen guten Verdienst oder guten Job?

vom 03.01.2015, 13:41 Uhr

In diesem Beitrag hier geht es um ein Paar, das überlegt, zusammenzuziehen. Der eine verdient mehr als der andere und das wurde auch in den Antworten mit Begrifflichkeiten, wie „einen guten Job“ oder „einen guten Verdienst“ haben beschrieben. Auch die Formulierung „gutes Geld verdienen“ findet man ja öfters. Ich frage mich, ab wann ein Job denn gut ist und ab wann man sagen könnte, dass man gutes Geld verdient.

Wenn ich etwa von mir ausgehe, dann verdiene ich zwar mehr als der Durchschnitt, aber ich finde, da gibt es noch Platz nach oben. Ich hätte schon noch gerne so 500 EUR mehr im Monat, sodass ich dann vielleicht bei ca. 3500 liegen würde. Das würde zwar an meiner derzeitigen Lebenssituation nicht viel verändern, aber ich würde mich sicherer fühlen. Gleichwohl weiß ich aber, dass 500 EUR mehr netto auch vielleicht 800 oder 1000 EUR mehr brutto bedeuten müssten und das ist vielleicht nicht so einfach umsetzbar.

Für mich wäre das schon ein guter Verdienst, aber ich habe auch Bekannte, die vermutlich mehr verdienen und denen gegenüber komme ich mir dann trotzdem irgendwie klein vor. Es kommt also immer darauf an, mit wem man sich vergleicht oder wo die eigene Baseline liegt. Früher habe ich viel weniger verdient und da kam es mir schon toll vor, als es mal 2000 EUR netto waren, obwohl mir das aus heutiger Sicht wenig erscheint. Wobei ich früher mal nie gedacht hätte, dass ich mal so verdiene wie jetzt.

Die Ansprüche, die man hat, sind sehr verschieden und können sich auch über das Leben verändern. Das, was als guter Job oder als gutes Gehalt gilt, unterliegt somit auch dem Wandel. Aber je mehr man hat, desto mehr will man auch, weil es immer noch einen gibt, der mehr verdient. Ich habe auch mal gelesen, ich weiß aber nicht mehr wo, dass Menschen ab einem Jahreseinkommen von 75.000 keinen bedeutenden Unterschied mehr wahrnehmen, wenn sie noch mehr verdienen. Dass die Menschen dann nicht das Gefühl haben, mit mehr Geld glücklicher zu werden. Ob da so ist, weiß ich nicht, ich bin noch nicht in dem Bereich angekommen. Ob die dann von einem guten Job sprechen würden?

Wann kann man denn von einem guten Verdienst reden? Wird man irgendwann zufrieden sein oder strebt man immer nach mehr?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ob jemand mit seinem Verdienst in seinem Job zufrieden ist, hängt natürlich von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren ab. Für manche Zeitgenossen ist ein möglichst hoher Verdienst das Wichtigste, während andere lieber einen Job haben, der ihnen nicht den letzten Funken Lebensenergie absaugt oder der sie kreativ ausfüllt und befriedigt. Manche Leute sind auch erst dann glücklich, wenn sie sich eine Segeljacht und dreimal im Jahr Urlaub in der Karibik gönnen können, während andere auf den ganzen Tinnef pfeifen und lieber in Dänemark campen gehen. Deshalb kann man in meinen Augen keine absoluten Zahlen angeben, ab welchem Nettogehalt ein "guter Verdienst" anfängt.

Ich selbst verdiene in meinem Vollzeitjob objektiv gesehen wirklich nicht besonders viel. Wenn man bedenkt, dass ich Akademiker bin, kann man sogar sagen, dass ich erbärmlich wenig verdiene und das Geld für die Uni eigentlich rausgeschmissen war. Aber ich bin dennoch mit meinem Verdienst zufrieden, da ich bequem davon leben kann und keine gesteigerten materiellen Wünsche im Sinne von Reitpferd oder Harley Davidson hege. Selbst wenn ich 500 oder 1000 Euro mehr verdienen würde, würde ich das Geld natürlich gern mitnehmen, glaube jedoch nicht, dass ich unter dem Strich deswegen ein besseres oder glücklicheres Leben führen würde.

In meinem Fall würde es mir auch nicht viel nützen, nach mehr zu streben, da ich nach Tariflohn bezahlt werde. Außerdem bin ich der Meinung, dass Arbeit nicht alles im Leben ist und habe deswegen gar nicht den Antrieb, für ein paar Kröten mehr im Monat mich abzurackern bis zum Geht-nicht-Mehr. Zudem glaube ich, dass vielen durchschnittlichen Arbeitnehmern gar nichts anderes übrig bleibt, als mit ihrem aktuellen Verdienst "zufrieden" zu sein oder sich zumindest damit abzufinden. Wie viel Geld man verdient, ist ja schließlich nicht nur eine Frage der Einstellung.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es hat doch jeder Mensch dabei eine andere Sichtweise. Du vergleichst es grundsätzlich über das Einkommen. Aber du hast auch schon geschrieben, dass du mit dem einen oder anderen Job dabei nicht wirklich glücklich bist. Wenn du bereit wärst auf das Einkommen, zumindest zeitweise zu verzichten, könntest du wesentlich entspannter leben.

Ich verdiene zwar weniger als du, aber ich lebe damit wirklich entspannter. Ich sehe, wie meine Einnahmen ohne großen Aufwand ständig steigen. Ich arbeite dann, wann ich das will. Dabei ist egal, ob es nachts 2 Uhr ist, so wie letzte Nacht oder ob ich morgens um 7 Uhr etwas tue. Habe ich also mal einen Tag, wo ich absolut nicht gegen den inneren Schweinehund angehen will, dann kann ich das einfach machen. Mir geht dadurch nichts verloren und am nächsten Tag habe ich dadurch wesentlich mehr Tatkraft.

Aus meiner Sicht habe ich beides. Einen guten Job und einen für mich guten Verdienst, der eben stetig mehr wird. Wobei ich für den aktuellen Verdienst nur wenig Aufwand betreiben muss. Ich kann mir meinen Tagesablauf nach Lust und Laune gestalten, was die Dinge angeht, wo ich niemanden berücksichtigen muss. Und das ist aus meiner Sicht ein erstrebenswertes Leben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich verdiene in meinem Job gut, aber mir ist es definitiv wichtiger, dass ich Spaß an dem habe, was ich mache, dass ich flexible Arbeitszeiten habe und, dass mein Privatleben nicht unter meinem Job leiden muss.

Ich hätte keine Lust mich jeden Morgen viel zu früh und mit schlechter Laune aus dem Bett zu quälen nur um am Ende das Monats dann eine höhere Zahl auf meinem Kontoauszug stehen zu haben. Lebensqualität hat für mich nur bedingt etwas mit Geld zu tun und ich habe auch nicht das Verlangen nach immer mehr Geld. Sicher würde ich irgendwas finden, was ich mit mehr Geld anfangen könnte, am Haus gibt es ja immer irgendwo irgendwas zu machen, aber ich muss jetzt auf nichts verzichten, was ich wirklich gerne haben möchte, deshalb reichen mir die regelmäßigen Gehaltserhöhungen.

Ich würde einen guten Job als einen Job definieren, an dem man Spaß hat und mit dem man so viel verdient, dass man davon leben kann. Und letzteres hängt natürlich von diversen Faktoren ab. Wenn man nur sich selber finanzieren muss und in einer eher günstigen Region lebt braucht man dafür natürlich weniger Geld als wenn man in einer teuren Großstadt eine Familie mit durchfüttern muss.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde, dass es nicht so sehr auf den Verdienst ankommen sollte, sondern ob man gerne das macht, was man für das Geld macht. Zudem finde ich auch, dass man nicht unbedingt viel arbeiten gehen sollte um auch noch Freizeit zu haben. Wenn man also angemessen viel Zeit an der Arbeit verbringt und dann Freizeit hat, aber vielleicht nicht so extrem viel verdient ist das auch in Ordnung.

Ganz schlimm finde ich es aber wirklich, wenn man sich wegen einem Verdienst klein vorkommt. Sicherlich, wenn man sich in bestimmten Kreisen bewegt wird auch mehr aufs Geld geschaut, aber man kann ja selber das beste aus dem machen was man hat und da sollte es einem auch egal sein, was Freunde, Bekannte, der Nachbar oder die Verwandten verdienen. Ich stelle eigene Zufriedenheit und Glück immer über das, was ich verdiene und so kann ich mein Leben eben auch anpassen und finde es auch nicht weiter schlimm, dass ich mir damit keine Villa leisten kann.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also von diesen oben genannten Zahlen kann ich leider nur träumen. Trotzdem ist es mir auch viel wichtiger, einen Job zu haben, der mich erfüllt und da nehme ich eine geringere Bezahlung auch gerne in Kauf. Muss ich wohl auch, da ich in einem der unterbezahlten Frauenberufe tätig bin, wo die Ausbildungen gar nicht honoriert werden, wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe.

Ich hatte auch schon Jobs, wo ich mir morgens immer überlegt hatte, ob ich überhaupt noch dafür aufstehen sollte, ob sich das ganze noch lohnt. Ich entschied mich gegen das anklingende Burn-Out und suchte mir einen neuen Job. Und ich muss sagen, obwohl ich weniger verdiene, für ein bis zwei Stunden Arbeitszeit mehr in der Woche, bin ich vollkommen zufrieden mit dem was ich tue und stehe gerne am Morgen auf.

Außerdem passt mir mein Arbeitsumfeld sehr gut. Es ist für mich wichtig, dass es auch im kollegialen Sinne gut passt. In einem anderen Beruf war leider Mobbing an der Tagesordnung, vielleicht bin ich darum froh, dass ich nun etwas gefunden habe, was mich total erfüllt. Deshalb bin ich zufrieden mit meinem Job und finde auch den Verdienst angemessen.

Natürlich liegt es immer im Auge des Betrachters, was man als guten Verdienst ansieht. Für die einen kann schon 1000 Euro netto ein guter Verdienst bedeuten, für die anderen ist wie schon erwähnt 3500 noch nicht genug. Man muss auch immer bedenken, was man alles bezahlen muss. Also die Ausgaben, die jeder einzelne von uns für Miete oder eben ein Auto oder berufsbedingt hat, müssen natürlich ebenfalls beim Zahltag mitberücksichtigt werden, damit man dann entscheiden kann, ob man gut verdient oder nicht.

Auch spielt es sicher eine Rolle, ob man den ganzen Verdienst für sich selber verwenden kann, weil man eben Single ist, oder ob man noch einen Partner teilweise oder ganz aushält und sogar noch ein oder mehrere Kinder hat. Dann kann dann schnell einmal ein Einkommen, welches für andere als guter Verdienst erscheint, zur Nichtigkeit werden.

Schon als ich klein war habe ich öfters Diskussionen mitbekommen, von Freunden meiner Eltern, die angeblich nicht mit dem Geld haushalten können. Das ist ein anderer Aspekt. Es kommt auch viel darauf an, wie man mit dem Geld umgeht. Man kann das Geld wirklich sprichwörtlich zum Fenster hinaus werfen, und da können einem dann 3000 Euro Verdienst auch nicht weiter helfen, man bekommt trotzdem Inkasso-Post.

Wie man es auch von Stars kennt, die eigentlich Millionen auf der Seite haben und dann plötzlich pleite werden, ist es auch eine Frage, wie man mit dem Geld, welches man verdient, eben umgeht. Und in anderen Beispielen, wo sich Menschen vom Tellerwäscher zum Millionär mausern, merkt man eben, dass es auch umgekehrt möglich ist. Also dass man mit wenig Geld auch sehr viel erreichen kann.

Alles in allem bin ich froh, nicht zu den besser verdienenden Menschen hier zu gehören, denn ich weiß, dass mir andere Werte wichtig sind. Mir ist ein guter Umgang mit dem Geld viel wichtiger und auch die Wärme und Liebe meiner Familie und meiner Freunde. Das alles könnte ich mit keinem Geld der Welt bezahlen.

Um keinen Preis würde ich irgendwelche Überstunden schieben oder mich ganz nur auf die Arbeit konzentrieren, nur um noch mehr Geld zu bekommen. Lieber nutze ich diese Zeit mit meiner Familie und mit meinen Freunden, denn Zeit ist etwas, dass heutzutage einfach selten geworden ist. Und es ist mir persönlich viel wichtiger, als ein guter Verdienst.

Dazu muss ich aber sagen, dass ich nur die mindesten Ansprüche stelle. So lange wir jeden Tag etwas auf dem Tisch haben zu essen und uns unsere Kleidung leisten können, bin ich schon zufrieden. Ich bräuchte nicht einmal einen Urlaub, wobei das natürlich schon schön ist, weil es die Familie ebenfalls im Gemeinschaftsgefühl stärkt. Aber wie gesagt, so lange die Grundbedürfnisse erfüllt sind, sehe ich keinen Grund, mich über meinen Zahltag zu beschweren.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^