Gothic Festivals - gewaltloser als andere Festivals?

Dass ich begann, mich für die sogenannte "Schwarze Szene" zu interessieren, ist nun schon weit über ein Jahrzehnt her. Damals muss ich so 13 oder 14 Jahre alt gewesen sein, und die künstlerischen Aspekte der Szene, die sich zumindest damals ja in alle Bereiche erstreckten, von der Musik über Literatur und Malerei bis hin zur Kleidung, waren schon ziemlich faszinierend für mich.

Früher war ich noch häufiger auf szenetypischen Veranstaltungen. Heute zieht es mich nur noch zu Mittelaltermärkten. Ich werde eben alt. Was ich aber damals auf Gothic-Festivals mitbekam, war schon auch ziemlich erstaunlich. Vor allen Dingen empfand ich es immer als beeindruckend, wie friedlich die Veranstaltungen abliefen, und das, obwohl große Mengen an Menschen dort waren. Nicht, dass ich erwarte, dass sich Menschen ab einer bestimmten Anzahl nicht vertragen. Und ich glaube auch nicht, dass Gewalt sein muss. Aber leider habe ich sonst im Alltag häufiger mitbekommen, dass alle Arten von Menschenmengen früher oder später zu Ausschreitungen führten. Selbst auf Straßenfesten schlagen sich abends teilweise die Besoffenen, bei Osterfeuern ging es abends eigentlich nie ohne irgendwelche Schlägereien unter Jugendlichen zuende, und jedes Fußballspiel sorgt für ein Gerangel unter rivalisierenden "Fans". Wobei man froh sein kann, wenn es beim Gerangel alleine bleibt.

Gothic-Veranstaltungen waren, im Vergleich dazu, schon immer ziemlich gewaltfrei. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass in den Medien, wenn sie beispielsweise über das M'era Luna oder über das WGT in Leipzig berichteten, auch immer wieder verwundert geäußert wurde, wie friedlich es doch dort sei. Von Massenschlägereien, Verletzten oder gar Schlimmerem bekam man eigentlich nie etwas mit.

Aber sind Gothic-Festivals tatsächlich gewaltloser, als andere derartige Veranstaltungen? Oder halte ich einfach andere Festivals für schlimmer, als sie wirklich sind, und eigentlich sind sie auch nicht weniger friedlich? Basiert die Betonung der Medien, dass Gothic-Festivals so extrem friedlich seien, vielleicht auf dem vorurteilsbedingten Glauben, dass schwarzgekleidete kreidebleiche Leute mit teilweise martialischer Kleidung ja eigentlich gewalttätig bis krankhaft impulsiv sein müssten?

Und wie ist das eigentlich mittlerweile? Hat sich da viel gewandelt, was die Atmosphäre betrifft? Wie gesagt, ich bin seit einigen Jahren nicht mehr dabei, und kann daher schlecht sagen, ob es über die Jahre einen großen Wandel gab. Oder vielleicht kann ja auch jemand hier darüber berichten, wie das damals in den 80er oder frühen 90er Jahren war, ob es damals auch schon so friedlich ablief? Oder kam das auch erst mit der Zeit? Oder vielleicht variiert es sogar regional, sowohl innerhalb Deutschlands als auch von Land zu Land?

Ich würde grundsätzlich nichts pauschalisieren. Egal in welcher Szene, es gibt immer schwarze Schafe die meinen randalieren zu müssen. Und andere sind ganz friedlich. Ich würde also nicht so weit gehen zu sagen das manche Festivals gewaltloser oder -voller sind als andere.

Allgemein kann ich jedoch sagen das die Gothic Szene oft unnötig negativ betrachtet wird. Das sind ganz normale Menschen wie du und ich und sind daher nicht gewaltbereiter als andere.