Ruhe und Gelassenheit nicht als erstrebenswert ansehen

Viele streben danach, ruhiger zu werden, sich zu erholen oder gelassener zu werden. Ich finde das gar nicht immer so positiv, denn diese ständige Suche nach der inneren Mitte klingt für mich so esoterisch und vor allem finde ich quirlige Menschen auch irgendwie sympathischer als Personen, die sich bewusst ruhig verhalten und gelassen wirken wollen oder es vielleicht auch sind.

Wer ist euch sympathischer, ruhige oder aufgeweckte Menschen? Sehr Ihr Gelassenheit und Ruhe immer als erstrebenswert an?

Ich finde, dass Ruhe und Gelassenheit recht wenig mit Esoterik zu tun haben, sondern eher mit einer gesunden Lebensweise. Wer zu quirlig und chaotisch lebt, ist ständig unter hoher Anspannung und Stress - das kann einfach nicht gesund sein.

Von mir selber kenne ich die Problematik recht gut - von Natur aus bin ich ein sehr quirliger und vielseitig interessierter Mensch. Dauernd fällt mir etwas Neues ein, was ich unbedingt ausprobieren möchte. Oft geht mir die Zeit aus, sodass ich dann versuche, mehrere Dinge auf einmal zu machen. Am Ende kommt dann nur noch Chaos dabei raus und ich ärgere mich über mich selber.

Seit einiger Zeit versuche ich bewusst, ein bisschen ruhiger und gelassener zu werden und einige Dinge nicht mehr ganz so verbissen zu sehen. Und ich muss sagen, dass es richtig gut tut, auch mal einen Gang zurückzuschalten. Dabei bin ich nicht auf der Suche nach der inneren Mitte, sondern nach einem einigermaßen vernünftigen Lebensstil, ohne mit 40 an einem Herzinfarkt zu sterben.

Erholung und Gelassenheit und Esoterik habe doch überhaupt nichts miteinander zu tun. Ich halte alles esoterische für großen Quatsch und ich finde das, was die meisten Leute unter Erholung verstehen überhaupt nicht erstrebenswert. Ich würde verrückt werden, wenn ich jeden Abend auf der Couch vor dem Fernseher vor mich hin vegetieren müssten oder wenn ich meinen Urlaub damit vergeuden sollte mich den ganzen Tag an den Strand zu legen und von der Sonne verbrennen zu lassen.

Trotzdem ist Gelassenheit im Alltag für mich erstrebenswert. Was ist denn toll und "sympathisch" daran, wenn ich mich über jede Kleinigkeit aufregen würde? Was ist "aufgeweckt" an einem Menschen, der seine Arbeit nicht strukturiert bekommt, weil er viel zu viel auf einmal machen möchte und dann nichts richtig auf die Reihe bekommt? Was ist "quirlig" daran, wenn jemand seine eigenen Möglichkeiten völlig überschätzt und nicht rechtzeitig einen Gang zurückschalten kann?

Ich kann an Ruhe und Gelassenheit auch nichts esoterisches finden. Ich selbst wäre auch gern etwas ruhiger und vor allem auch gelassener. oft bin ich doch sehr hektisch und stehe ständig unter Strom. Nervosität ist ein großes Problem für mich und oft lassen mich die Gedanken auch abends im Bett nicht los und ich brauche dann sehr lange um ruhig zu werden und einschlafen zu können. Der Alltag vieler Menschen ist schon so stressig und hektisch, dass ich mir gut vorstellen kann, dass sich da viele etwas mehr Ruhe und Gelassenheit wünschen. Ich kann das voll und ganz nachvollziehen.

Mir sind ruhige Leute auf jeden Fall lieber, solange sie nicht vollkommen passiv sind. Stubenhocker finde ich überhaupt nicht interessant und ich mag schon gerne Menschen, die viel machen und viel unternehmen. Aber der Mensch an sich sollte dennoch eher ruhiger sein, damit ich gut mit ihm auskomme. Quasselstrippen, zappelige Personen und solche, die einfach chaotisch sind, rauben mir durchaus einige Nerven.

Ich finde auch vieles von dem, was andere Leute als Entspannung empfinden, einfach grauenhaft. Ich käme nicht auf die Idee, mich zur Entspannung stumpf vor den Fernseher zu setzen, Videospiele zu spielen oder meine Zeit mit ähnlich nutzlosen Aktivitäten zu füllen. Ich unternehme also schon gerne einiges, aber ich würde mich dennoch eher als ruhigen Zeitgenossen charakterisieren.

Mit Esoterik hat es übrigens absolut nichts zu tun, wenn jemand einfach ruhig und ausgeglichen ist. Es ist doch einfach toll, wenn jemand nicht dauernd unter Strom steht und künstlich gestresst ist. Solche Leute, die du als quirlig und aufgeweckt bezeichnest, empfinde ich meistens einfach nur als anstrengend und vermeide daher solche Kontakte, sofern sie mir zu lästig werden.

Ich bin ein recht nervöser Mensch und ich habe mittlerweile aber gelernt, dass Ruhe und Gelassenheit vielleicht gar nicht so verkehrt sind. Das hat nichts mit Esotherik und sonstigem Blödsinn zu tun, sondern einfach damit, dass der Körper einfach mal zur Ruhe kommt. Stresst man sich immer nur, dann wird man irgendwann krank und mürbe.

Ich war immer quirlig und unruhig. Irgendwann hat meine Gesundheit nicht mehr mitgemacht und ich war zusätzlich noch ein Arbeitstier, sprich ich habe ständig irgendwas gemacht und bearbeitet. Deswegen versuche ich mittlerweile, bewusst etwas ruhiger zu werden. Ich stopfe nicht mehr so viele Dinge in meinen Alltag und versuche am Tag mindestens eine Stunde zu entspannen.

Manchmal ist es gesünder einen Gang zurückzuschalten. Zum Beispiel, wenn du mit 30 Jahren ständig blockiert bist und immer unsicherer wirst und alles im absoluten Chaos endet. Entspannung ist übrigens auch, bewusst mal den Rechner oder den Fernseher auszuschalten und sich irgendwie anders zu beschäftigen. Ich habe bei mir selbst bemerkt, dass es was bringt, gerade in unserer hastigen, medienbehafteten Welt kann man sich doch auch mal ganz anders den Kopf von Unnötigem befreien, das klingt nun esotherisch, bezieht sich aber eher auf die wichtige Psychohygiene.