Sollen Hartz IV-Empfänger weniger Fleisch essen?
Des weiteren könnten sie weniger heizen
Die Heizkosten werden sehr großzügig von den Ämtern übernommen. Deshalb kann ich mir an sich nicht vorstellen, dass dieser Tipp wirklich in der Broschüre steht. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass ich nun ernsthaft nachgesehen habe und das wirklich geraten wird.
Um aber mal die Quelle zu liefern. Es geht an sich um diese
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Ganz so schlecht empfinde ich die Broschüre nicht. Ich selber kann über die Spartipps an sich nur Schmunzeln. Denn die sind mir an sich alle seit Jahren bekannt. Bevormundet fühle ich mich an sich dadurch nicht. Die Aufmachung als Comic ist sicherlich auch Geschmackssache. Allerdings bin ich 40 Jahre alt und kenne die meisten Tipps eh, beziehungsweise halte sie schon seit Jahren ein. Aber ich denke, damit sollen vor allem auch jüngere Leistungsempfänger angesprochen werden, denen viele Dinge einfach nicht bewusst sind.
Viele Dinge finde ich in der Broschüre aber ziemlich gut erklärt. Zum Beispiel eben wie die Schreiben aussehen und wie sie zu lesen sind. Nicht jeder kann die Schreiben lesen und nicht jeder weiß, wie man dazu an Informationen kommt. So kann man zumindest mal nachsehen und vergleichen.
Ich finde es außerdem recht gut, dass ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass man sein Inventar verkaufen darf. Diese Frage taucht nämlich in schönster Regelmäßigkeit in allen möglichen Foren immer wieder auf. Viele Leuten stellen sich die Frage, ob man Sachen bei Ebay verkaufen darf und ob der Gewinn angerechnet werden darf. Nun gibt es zumindest eine offizielle Quelle dafür.
Also, das mit dem eingeschränkten Fleischkonsum war so gesehen ein Hinweis beziehungsweise ein Ratschlag einer Broschüre des Arbeitsamtes. Und obwohl es dadurch nicht für Hartz IV - Empfänger vorgeschrieben ist, dass sie weniger Fleisch konsumieren soll, halte ich es dennoch für eine freche Anmaßung, da dies für mich eine Anspielung darauf ist, dass sämtliche Hartz IV - Empfänger nicht mit Geld umgehen können. Von daher kann man hier schon von einer Art der indirekten Bevormundung sprechen, auch wenn dies ein wenig überspitzt ist.
Zumal Fleisch nicht immer super teuer sein muss. Es gibt auch genug Discount-Artikel in Rewe, Penny, Edeka, Aldi, Lidl und Co, so dass man schon überhaupt nicht mehr darauf angewiesen ist sein Fleisch beim vergleichsweise recht teuren Metzger zu holen. Der nächste anstößige Punkt ist es, dass man einem Hartz IV - Empfänger versucht auf Leitungswasser zu degradieren. Leitungswasser ist zwar sehr günstig und wird hier in Deutschland sogar kontrolliert, aber anscheinend bedenkt niemand, dass Leitungswasser Minerale und Metalle aus den Leitungsrohren mitreißen kann und somit nicht mehr ganz so unbedenklich zu genießen ist, wobei dies natürlich auch auf die jeweilige Region ankommt. Eine Verallgemeinerung dessen finde ich aber sehr verwerflich.
Wo kommen wir denn da an, wenn sich ein Sozialhilfeempfänger nicht einmal eine Flasche Mineralwasser aus dem Discount-Markt leisten kann? Zumal man mit solchen Vorschlägen diese Sozialhilfeempfänger auch in irgendeiner Weise als dumm und unwirtschaftlich abstempelt und herunterbuttert. Auch wenn sie empfehlenswert und teilweise auch richtig sind, sie wirken ziemlich herablassend und erwecken den Eindruck, dass man ärmeren Schichten vorschreiben könne was sie wie zu tun haben, sie also praktisch als das billige Fußvolk deklariert.
Ich verstehe die ganze Aufregung noch. Werden ALG2-Empfänger gezwungen, diese Broschüre zu lesen? Wenn nicht, wie kann eine Info-Broschüre denn anmaßend sein? Wenn jemand diese Broschüre liest, kann man doch davon ausgehen, dass er nach Spartipps sucht, und wieso sollte man irgendwelche Tipps weglassen, nur weil man sie als anmaßend interpretieren kann oder weil sie für viele Menschen selbstverständlich sind? Vielleicht ist dem ein oder anderen wirklich nicht bewusst, dass man Leitungswasser tatsächlich trinken kann oder dass Fleisch (auch das vom Discounter) relativ teuer ist.
Tatsächlich ist es so, dass für viele Menschen Leitungswasser erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig ist. Das liegt daran, dass man meistens das sprudelnde Wasser gewöhnt ist, aber das heißt noch lange nicht, dass Leitungswasser schlecht schmeckt. In vielen anderen Ländern (unter anderem den USA) ist es ganz normal, Leitungswasser zu trinken. Sprudelwasser ist dort so gut wie unbekannt.
Wenn jemand mit dem Geld umgehen kann, wird er diese Broschüre wohl kaum brauchen. Aber es wird sicherlich genügend Leute geben, die tatsächlich finanziell nicht haushalten können. Diese Leute gibt es sicherlich in allen Gesellschaftsschichten, aber erst bei Hartz-IV-Empfängern wird dieses Verhalten existenzbedrohend. Sicherlich werden die Arbeitsagenturen tagtäglich solche Fälle vorliegen haben. Und sicherlich kommt dabei immer die Forderung nach mehr Geld auf. Die Broschüre soll wahrscheinlich einfach ein Leitfaden für diese Leute sein, um einmal die andere Seite zu zeigen. Auch um zu zeigen, wie anderen Hartz-IV-Empfänger mit ihrem Geld auskommen können.
Ich finde in dieser Broschüre sowohl gute als als negative Seiten. Sicher hätte man sich einiges sparen können, da mancher Tipp schon irgendwie erniedrigend wirkt. Andere Informationen aus der Broschüre sind dagegen richtig gut und verständlich erklärt. Gegen die Comic-Bilder habe ich persönlich auch nichts einzuwenden. Sicher könnte es unpassend sein, schließlich geht es um Hilfebedürftige. Trotzdem würde ich nicht die komplette Broschüre beanstanden.
Was der Fleischverzehr betrifft, wird es schon so sein, dass das Geld nie ausreichen wird, um sich jeden Tag Fleisch leisten zu können. Fleisch ist nun mal teuer. Aber auch Gut-Verdiener sollten nicht täglich Fleisch verzehren. Optimal ist der Fleischgenuss zwei bis dreimal die Woche und dass sollte auch mit Arbeitslosengeld möglich sein, wenn man nicht das teuerste nimmt.
Und wofür sollen die Bezieher von Hartz IV denn nun sparen? Etwa dafür, dass noch mehr Bundeswehrprojekte in den Sand gesetzt werden können? Laut neuester Meldung der OECD haben die 10 Prozent der reichsten Deutschen nun 7 mal so viel zur Verfügung wie die ärmsten 10 Prozent der Deutschen. Vor 30 Jahren waren es nur 5 mal mehr. Da sollte doch mal so langsam wieder etwas mehr um Umverteilung gehen.
Erst mal sollten die Deutschen alle weniger Fleisch essen, da in Deutschland viel zu viel Fleisch konsumiert wird. Das ist sehr ungesund und trägt zur Massenproduktion von Fleisch bei. Dadurch ist eine artgerechte Haltung leider nicht mehr möglich.
Ob man Menschen vorschreiben sollte, was sie mit ihrem Geld machen, wage ich zu bezweifeln. Ich habe von diesem Flyer der Agentur für Arbeit auch gehört und finde ihn sehr anmaßend.
Es handelt sich schließlich um erwachsene Menschen, die wohl selber entscheiden können, was sie brauchen und kaufen sollen. Das Leitungswasser in Deutschland ist sehr gut, sodass man es trinken kann. Aber ich finde, auch Menschen die Hartz 4 beziehen, sollten sich Tee und Mineralwasser leisten können. Niemand braucht Cola oder Saft, aber Mineralwasser sollte auch bei armen Menschen Standart sein.
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