Ist ein ehrlicher Mensch immer der dumme Mensch?

vom 07.12.2012, 16:34 Uhr

Es hat sich wieder mal bestätigt, was ich schon vor einiger Zeit befürchtet habe und schon selbst erlebt habe. Ist man ehrlich, ist man wieder einmal der Dumme und hat dann doch nur Nachteile. So scheint es mir und so sind leider auch Erfahrungen, die gemacht wurden. Da kommt man doch auf die Idee, scheinbare Nachteile zu vermeiden und nichts zu erwähnen, was durch die Ehrlichkeit eher zum Nachteil werden kann.

Zwar heißt es, Ehrlichkeit währt am längsten, aber ich bezweifle inzwischen wirklich, dass es auch wirklich der Fall ist. Ich halte nichts davon, Dinge zu verschweigen oder anders auszugeben, aber durch oben erwähnte Erfahrungen sehe ich es wieder einmal anders. Doch dauerhaft ist es keine Lösung, nichts, was einem wirklich weiterbringt oder wie auch immer.

Aber was soll man tun, wenn man als ehrliche Person scheinbar immer wieder Nachteile zu verspüren bekommt? Wie kann man seine Ehrlichkeit zu einem Pluspunkt werden lassen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich kenne das auch. Ich bin eine sehr offene Person und sage immer frei heraus, was ich denke. Dass führt aber des öfteren wirklich zu Problem, denn manche Menschen vertragen die Wahrheit beziehungsweise die Ehrlichkeit einfach nicht. Ich finde das ziemlich schlimm, wenn man sich eine Traumwelt erschafft, anstatt einfach einzusehen, wie es wirklich ist und ehrlich zu sich selbst und zu den anderen zu sein. Aber gut, solche Menschen gibt es einfach und ich denke, da kann man auch nicht viel machen.

Heute hatte ich wieder so eine Situation. Mein Freund will nächstes Jahr in mit mir alleine in den Urlaub fahren, jedoch haben wir beide kein Auto. Wenn ich diese Problematik anspreche, blockt er immer total ab und meint "Wir finden schon eine Lösung", aber sobald ich nachfrage, in welche Richtung diese Lösung denn gehen könnte, wirft er mir vor, alles pessimistisch zu sehen. Ich finde sein Verhalten aber eher naiv. Ich sehe die Sache einfach realistisch und spreche es ehrlich an, denn mit Verschweigen kommen wir hier definitiv nicht weiter.

Das einzige, was mir spontan einfällt, was man tun könnte, ist, dass man die ehrlichen Worte so gut wie möglich verpackt. Sprich, nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern die Person erst einmal darüber aufklären, dass man nur zu ihrem beziehungsweise seinem Besten ehrlich sein will und dass man sonst einfach nicht weiterkommt. Wenn die Person aber uneinsichtig und stur ist, wird auch das nicht helfen.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kenne das selbst auch, da ich eigentlich auch ein offener und ehrlich Mensch bin und meine direkte Art hat schon das ein oder andere Mal zu Problemen geführt. Meistens war es nicht so schlimm, aber wenn es zu richtigen Nachteilen führt, beispielsweise auch im Beruf, ist das natürlich nicht so schön. Ich habe mich daher vielleicht ein bisschen verändert. Zwar bin ich immer noch ehrlich, allerdings ist es manchmal tatsächlich besser, seine Meinung für sich zu behalten. Wenn große Nachteile zu befürchten sind, halte ich manchmal also lieber meinen Mund und sage gar nichts dazu. Natürlich kommt es immer darauf an, worum es genau geht. Bei wichtigen Dingen sage ich weiterhin meine Meinung, aber manche Sachen sind nun mal auch nicht so wichtig und da behalte ich meine Meinung dann auch mal für mich.

Und natürlich kommt es auch immer darauf an, wie man es sagt. Mit der Tür ins Haus fallen ist sicherlich nicht so schön. Manchmal bringt es schon was, nicht so direkt zu sein, sondern das Ganze schön zu verpacken.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



*sophie hat geschrieben:Ich kenne das auch. Ich bin eine sehr offene Person und sage immer frei heraus, was ich denke. Dass führt aber des öfteren wirklich zu Problem, denn manche Menschen vertragen die Wahrheit beziehungweise die Ehrlichkeit einfach nicht. Ich finde das ziemlich schlimm, wenn man sich eine Traumwelt erschafft, anstatt einfach einzusehen, wie es wirklich ist und ehrlich zu sich selbst und zu den anderen zu sein.

Um ehrlich zu sein finde ich das nun ziemlich schwierig, wenn man sich selbst als offene Person bezeichnet und anschließend erklärt, dass andere Personen die Wahrheit nicht verkraften. Wer sagt dir denn, dass alles was du sagst der Wahrheit oder Realität entspricht? Nur weil du offen, direkt und ehrlich bist und sagst, was du denkst heißt es nicht, dass es allgemeingültig ist und alles fernab von deinem Wort der Unwahrheit entspricht. Damit möchte ich dich nun nicht persönlich angreifen, sondern vielleicht auch zum Nachdenken animieren.

Mit der offenen und ehrlichen Art von anderen Menschen ist das immer so eine Sache. Ich habe eine Klassenkameradin, welche sich auch als offen, ehrlich und direkt bezeichnet. Nun spricht sie die Menschen immer darauf an, wenn sie zum Beispiel zugenommen haben. Da stelle ich mir eigentlich die Frage, wieso man in solchen Fällen so ehrlich und offen sein muss, meint man denn nicht, dass der Betroffene es nicht selbst merkt, dass die Hose ein wenig quetscht und der Knopf nur schwer zugeht? Ebenso lässt sie es andere Menschen wissen, wenn sie nichts von einer Person hält, aus Wut schreit sie andere Personen auch an, obwohl man mit ihr normal redet. Muss man denn auch wieder so ehrlich sein, wenn einem eine Charaktereigenschaft stört?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich kann auch nicht lügen. Zwar kann ich nicht behaupten, dass mir daraus im Alltag handfeste Nachteile erwachsen, aber gelegentlich komme ich schon in unangenehme Situationen, in denen nicht ganz so treudoof ehrliche Zeitgenossen sich elegant herauswinden können.

Man nehme beispielsweise die Frage: Steht mir dieses Kleidungsstück? Ich kann einfach nicht im Brustton der Überzeugung verkünden, dass das Top wirklich großartig aussieht und perfekt zur Haarfarbe passt. Ich muss das Outfit erst analysieren und bewerten und wenn ich finde, dass ein dunkleres Grün schöner wäre, sage ich das auch. Hinterher dämmert mir dann meistens, dass die fragende Person keine Evaluation ihres Geschmacks wollte, sondern einfach nur eine Bestätigung.

Oder in der Arbeit: Wenn mir ein Fehler unterläuft, gebe ich zu, dass ich etwas vergeigt habe und mache mich daran, ihn zu beheben oder wenigstens den Schaden zu begrenzen. Mein Kollege dagegen gibt nie zu, wenn ihm ein Schnitzer unterläuft, sondern schiebt anderen die Schuld in die Schuhe oder versucht hektisch zu verbergen, dass er auch nicht unfehlbar ist. Aber im Endeffekt stehe ich dümmer da, weil man mir nachweisen kann, dass ich auch mal etwas falsch mache, dem Herrn zwei Schreibtische weiter dagegen nicht, weil das Problem abgewälzt, verschleiert oder geleugnet wurde.

Generell kann ich sagen, dass der Ehrliche schon manchmal der Dumme ist. Aber ich finde, dass ich besser mit mir selber leben kann, wenn ich anderen Leuten nicht die Hucke voll lüge. Ich weiß auch, dass ich nur eine Meinung unter vielen habe, auch wenn ich noch so sehr davon überzeugt bin. Deswegen sage ich bei Weitem nicht immer frei heraus, was ich denke, sondern halte auch mal die Klappe, um nicht jedem gleich auf den Schlips zu treten.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde nicht, dass ein ehrlicher Mensch immer der Dumme ist. Immerhin finde ich Ehrlichkeit wahnsinnig wichtig und gerade in einer Beziehung oder auch in einer Freundschaft ist das eine Eigenschaft, die ich unbedingt brauche. Immerhin muss ich meinem Partner oder meinem Freund auch vertrauen können und da gehört es dazu, dass man ehrlich miteinander ist. Dabei kann eine Beziehung, die nur auf Lügen aufgebaut ist, auch gar nicht richtig funktionieren und ich finde es daher wichtig, dass man immer ehrlich miteinander ist und sich auch immer gleich alles sagt. Immerhin kommt die Wahrheit früher oder später ohnehin heraus, wobei es dann nur noch Probleme geben wird. Von daher sollte man von Anfang an ehrlich sein und da ich das von anderen Menschen erwarte, bin ich das auch.

Ich denke, dass Ehrlichkeit in den meisten Fällen am besten ist, auch wenn man vielleicht auch Menschen damit verletzt. Allerdings muss man bedenken, dass einem immer etwas auf dem Herzen liegen wird, wenn man sich eine Notlüge überlegt, um jemanden zu schützen. In den meisten Fällen ergibt sich daraus dann auch ein Nachteil für einen selbst und oftmals steckt man selbst zurück, weil man nicht als egoistisch gelten möchte. Allerdings sollte man einfach ab und zu egoistisch sein und auch sagen, wenn einem etwas nicht passt. Immerhin kann man auf Dauer nicht glücklich werden, wenn man es immer anderen gut machen möchte, aber nicht auf sich selbst achtet. Von daher sollte man sich durchsetzen und seine ehrliche Meinung sagen. Auf diese Weise verschafft man sich auch Respekt, so dass man dann auch nicht so leicht ausgenutzt wird.

Auch wenn ich Ehrlichkeit sehr wichtig finde, muss man natürlich auch wissen, wann eine Notlüge angebracht ist. Gerade dann, wenn es um unwichtige Kleinigkeiten geht, ist es besser, manchmal zu lügen Das sollte man jedoch nur dann machen, wenn es beiden Parteien etwas bringt und es beiden schaden würde, wenn die Wahrheit ans Licht käme. Von daher ist beispielsweise dann eine Notlüge angebracht, wenn es um Geschenke geht. In so einem Fall ehrlich zu sein, würde beiden nur schaden, da man dem anderen die Überraschung vermiesen würde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Die Antworten hier gehen in der Hauptsache um das tägliche Miteinander mit Partnern und Freunden. Da sollte man schon möglichst ehrlich sein. Nur wenn man weiß, dass zwar Ehrlichkeit gefragt ist, diese aber nicht vertragen wird, gibt es immer noch die Möglichkeit, etwas gut zu verpacken und etwas Negatives zumindest neutral darzustellen.

Aber ich glaube, im Ausgangspost ist etwas gemeint, was nicht mit Freunden und Partnern zu tun hat. In beruflicher Sicht muss man oft abwägen, ob man wirklich bereit ist, die Wahrheit zu sagen und damit dann unter Umständen Nachteile in Kauf nehmen will. Bewirbt man sich zum Beispiel irgendwo, dann sollte man an die Konsequenzen denken, wenn man immer die Wahrheit sagt. Man muss ja nicht lügen, aber kann auch Dinge verschweigen, die dazu führen würden, dass man vielleicht die Stelle nicht bekommt. Sagt man die Wahrheit, dann ist man fast immer der Dumme, das stimmt schon. Ich bin dafür, wenn eben möglich die Wahrheit zu sagen, aber nicht immer.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke nicht unbedingt, dass man unehrlich sein sollte, aber manchmal ist die Wahrheit eben nicht so sehr gefragt und Schweigen ist Gold. Meiner Ansicht nach braucht man es mit der Ehrlichkeit nicht zu übertreiben und ist trotzdem kein schlechter Mensch.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 26.12.2014, 15:46, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Um hier wirklich mitdiskutieren zu können, fehlen mir einige Hintergründe. Es gibt ja einen Unterschied, zwischen Ehrlichkeit und Unehrlichkeit. Beispielsweise meinst du mit Ehrlichkeit, wenn sich die Verkäuferin zu deinen Gunsten verrechnet und du sie darauf hinweist, dass du dann schlussendlich mehr bezahlen musst, weil du etwas gesagt hast?

Oder meinst du, dass du lieber zu deinem Freund nicht ehrlich bist, aus Angst, es könnte sich etwas zum Negativen in deiner Beziehung verändert? Es gibt sehr viele Dinge von Ehrlichkeit und Unehrlichkeit, wovon manche einfach als derartige Bezeichnungen durchgehen, wieder andere aber auch mit dem Begriff Betrug einhergehen.

Wenn man da einen Thread darüber aufmacht, dann sollte der Eröffnungspost schon etwas klarer sein, denke ich. Immerhin schreibst du ja im Eröffnungspost von einem konkreten Erlebnis, weshalb du auf diesen Grundgedanken kommst, umschreibst dieses aber nicht näher, weshalb es sehr schwierig ist, darüber wirklich auf einen grünen Zweig zu kommen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es gibt ganz sicher Situationen, in denen der ehrlich Mensch der Dumme ist. Aber es gibt auch genügend Situationen, in denen man nicht der Dumme ist. Im Gegenteil in diesen Situationen ist es sogar besser, ehrlich zu sein.

Hat man das Gefühl als ehrliche Person immer der Dumme zu sein, dann läuft wahrscheinlich im Leben gerade auch etwas anderes schief. Das oben beschriebene Gefühl ist dann eher das ein Symptom und nicht die Ursache. Ich kenne das und bei mir war es ein genereller Weltschmerz.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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